Wesel. Im Februar 1945 wurde Wesel durch alliierte Luftangriffe fast komplett zerstört. Im März folgte die Rheinüberquerung in der „Operation Plunder“.

Vor 77 Jahren – im Spätwinter 1945 – erreichten die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs das Gebiet um die Stadt Wesel. Hatte es ab Ende September 1944 immer wieder kleinere Luftangriffe auf die Stadt gegeben, denen zahlreiche Menschen zum Opfer fielen, so kam Wesel im Vergleich zu Kleve und Emmerich anfangs noch vergleichsweise glimpflich davon. Im Februar 1945 dann flogen die Alliierten mehrere Luftangriffe auf Wesel und zerstörten die Stadt beinahe vollständig. Daran erinnerte die Stadt nun in einem Beitrag auf ihrer Internetseite. Wie die Stadt in Trümmer gelegt wurde und die Alliierten schließlich den Rhein überquerten.

Luftangriffe aus Wesel: Vorbereitung für die Rheinüberquerung

Die vier Tage vom 16. bis 19. Februar 1945 waren für die Stadt Wesel und ihre Bewohner die schwerste Phase der alliieren Luftangriffe. Bomberverbände griffen Rees und Wesel an und zerstörten große Teile der historischen Innenstadt sowie Teile der umliegenden Wohngebiete. Die Stadt stand in Flammen und die Menschen flohen, um in der näheren Umgebung Unterschlupf zu finden.

Wesel nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.
Wesel nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. © Stadtarchiv Wesel

Dabei dienten die Luftangriffe auf Wesel der Vorbereitung auf die alliierte Überquerung des Niederrheins. Waren Briten, Amerikaner und Kanadier im September 1944 bei der „Operation Market Garden“ noch von der deutschen Verteidigung in Arnheim an der Rheinüberquerung gehindert worden, sollte dies Ende März bei Wesel gelingen.

Die Einnahme Arnheims sollte dazu dienen, den deutschen Westwall nördlich zu umgehen. Dieses rund 630 Kilometer lange Verteidigungssystem aus mehr als 18.000 Bunkern, Gräben und Panzersperren zog sich von Kleve bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze. Nach der Niederlage bei Arnheim griffen die Alliierten linksrheinische Gebiete direkt an. Bei der Schlacht im Reichswald bei Kleve und dem Vorstoß über das südliche Niederrheingebiet, verlor die Wehrmacht fast sämtliche Stellungen im Linksrheinischen. Lediglich ein Brückenkopf bei Wesel konnte gehalten werden. Der letzte Stützpunkt der Wehrmacht westlich des Rheins. Die Alliierten bereiteten sich nun zwei Wochen lang auf die Rheinüberquerung vor, die gleichzeitig von Emmerich bis Dinslaken erfolgen sollte.

Beginn der Luftangriffe: Wesel war Verkehrsknotenpunkt

Wesel war ein wichtiges Ziel sowohl als Verkehrsknotenpunkt, da hier auch eine Eisenbahnlinie über Münster nach Berlin führte, als auch als Garnison- und Lazarettstadt, in der sich größere Einheiten der Wehrmacht aufhielten. Zudem hatte Adolf Hitler die Stadt wie andere Städte zur Festung erklärt.

Ab dem 1. Februar bombardierten die Alliierten die Stadt dann verstärkt. Getroffen wurden vor allem die Hohe Straße von der Pergamentstraße bis zur Post am Berliner Tor sowie die Gegend rund um den Entenmarkt. Am 10. Februar traf es die Korbmacherstraße und die Gegend um das Amtsgericht in der Ritterstraße. Am 14. Februar wurde die Rheinbabenbrücke getroffen und war für Fahrzeuge nicht mehr passierbar.

Die Stadt Wesel wurde durch die alliierten Luftangriffe zu 97 Prozent zerstört.
Die Stadt Wesel wurde durch die alliierten Luftangriffe zu 97 Prozent zerstört. © Stadtarchiv Wesel | Hilde Löhr

Gegen Mittag des 16. Februar wurde Wesel dann von 100 britischen Lancaster-Bombern angegriffen. Die Straßen lagen voller Schutt, die ausgebrochenen Brände konnten wegen Wassermangels nicht gelöscht werden. Einzig am Großen Markt standen noch stark beschädigte Häuser. Der Willibrordi-Dom hatte indes keine schwereren Treffer einstecken müssen.

Alliierte erobern menschenleere Trümmerwüste

Am nächsten Tag wurde ein Angriff wegen schlechter Sicht abgebrochen. Die Menschen bargen Nachbarn, Verwandte und Habseligkeiten aus den Trümmern. Am Mittag des 18. Februar, einem Sonntag, gab es dann einen erneuten heftigen Angriff von 160 Bombern, dem auch zahlreiche Helfer und Suchende zum Opfer fielen. Danach flohen die Überlebenden oder wurden evakuiert.

Am Nachmittag des 19. Februar folgten weitere schwere Luftangriffe auf die nun fast menschenleere Trümmerwüste. Weitere Bombardements folgten am 20. und 24. Februar sowie an verschiedenen Tagen im März. Wenn es ruhig war, versuchte man in der Stadt die Toten zu bergen. Bei den Angriffen starben mehr als 600 Zivilisten, zahlreiche Zwangsarbeiter, italienische Militärinternierte und mindestens 728 Soldaten. Dass nicht mehr Zivilisten starben, lag an der bereits 1944 einsetzenden Evakuierung von Müttern mit Kindern.

Alliierte Soldaten landen in der Luftlandeoperation „Varsity“ bei Hamminkeln.
Alliierte Soldaten landen in der Luftlandeoperation „Varsity“ bei Hamminkeln. © NRZ Wesel

Als die Alliierten am 24. März 1945 bei der „Operation Plunder“ und der Luftlandeoperation „Varsity“ zwischen Dinslaken und Emmerich über den Rhein setzten, nahmen sie ohne nennenswerten Widerstand das völlig verwüstete und von Zivilisten geräumte Wesel ein.