Wesel. Essener Rat hat die 41-Jährige zur Personaldezernentin gewählt. Die Jamaika-Fraktionen wollen für die Nachbesetzung zwei Schwerpunkte festlegen.

Das Ergebnis für die Wahl von Annabelle Brandes fiel deutlich aus: Einstimmig sprach sich der Essener Stadtrat jüngst für ihre Einstellung als neue Personaldezernentin aus. „Ich war ganz überwältigt“ schildert die Weseler Beigeordnete ihre Eindrücke von der Sitzung in der Grugahalle. Damit ist aber auch klar, dass Wesel sich eine neue Dezernentin für Gebäudeservice und Zentrale Dienste suchen muss. Zum 1. Juni wechselt Annabelle Brandes von der Kreisstadt in die Großstadt – als Chefin von 10.000 städtischen Mitarbeitern.

Eine Zahl, die schon beeindruckend klingt – im Weseler Rathaus sind nicht einmal 1000 Beschäftigte tätig. Durch eine Personalagentur, die mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für den Posten beauftragt worden war, ist die Essener Stadtverwaltung auf die Weseler Dezernentin aufmerksam geworden. Wie die Headhunter auf sie kamen, kann Annabelle Brandes nur raten. Möglicherweise durch berufliche Netzwerke, denn die 41-Jährige ist schon seit vielen Jahren im Personalmanagement tätig, zum Beispiel bei der Arbeitsagentur Dortmund. Im August 2019 trat sie den Dienst in Wesel an, der nun Mitte Mai endet, weil noch Resturlaub ansteht.

„Chance, die ich nicht ablehnen kann“

Als Chance, die sie nicht ablehnen kann, beschreibt die 41-Jährige den Wechsel und betont, dass sie nicht geht, weil sie im Weseler Rathaus unzufrieden war: „Ich arbeitet total gerne in Wesel“, versichert sie. Eine Reihe von Projekten sind derzeit in Arbeit, die nun ihr Nachfolger oder Nachfolgerin fortsetzen muss: Das über 90 Millionen schwere Schulbauprogramm, die Digitalisierung der Stadtverwaltung, der Neubau der Niederrheinhalle oder der innovative Schulanbau aus dem 3D-Drucker an der Realschule, über den der Rat noch einmal diskutieren wird.

Die weitere Digitalisierung und die Rekrutierung neuer Fachkräfte für die Stadtverwaltung sind wichtige Aufgaben, die Annabelle Brandes in Essen beschäftigen werden. Denn der allgemeine Fachkräftemangel hat auch die Kommunen erreicht. Das trifft auf Essen zu – aber auch auf Wesel. Die Kreisstadt bietet neuerdings sogar ein Duales Studium am, um den Nachwuchs zu binden. Denn kleinere Kommunen haben es noch einmal schwerer als größere. Die freie Wirtschaft zahlt in vielen Fällen einfach besser.

Jamaika-Fraktionen fordern rasche Ausschreibung der Dezernentenstelle

Davon sind auch die Spitzenpositionen der Stadtverwaltungen betroffen. Die Jamaika-Fraktionen CDU, Grüne und FDP fordern daher, dass die Stelle rasch ausgeschrieben wird, damit die Lücke in der Verwaltungsspitze schnell wieder geschlossen werden kann. Schon am kommenden Dienstag soll der Rat die Neuausschreibung mit gleichem Stellenzuschnitt auf den Weg bringen. Neben dem Gebäudeservice ist der oder die Beigeordnete weiterhin für die Bereiche Personal, Informationstechnik und Rechtsservice zuständig (Zentrale Dienste). Dabei legt Jamaika besonderen Wert auf den Klimaschutz. Annabelle Brandes, heißt es, habe den Ratsbeschluss zur klimaneutralen Verwaltung mit großem persönlichen Engagement vorangetrieben.

In der Stellenausschreibung soll daher ausdrücklich auf die entsprechende Eignung der Bewerber hingewiesen werden und ebenso auf das Anliegen, die Digitalisierung der Verwaltung fortzusetzen. Eine lückenlose Nachbesetzung zum 1. Juni ist dennoch eher unwahrscheinlich, da die Bewerber meist nicht aus ihren bisherigen Positionen heraus wechseln können.