Wesel. An der Esplanade in Wesel hat die Lebenshilfe Wohnungen für Menschen mit Handicap geschaffen. Sie können ab September bezogen werden.
Es war wohl nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Exposé eines Maklers den Weg nach Rees zur Lebenshilfe Unterer Niederrhein fand. Überwog zunächst noch die Skepsis, ob das Objekt geeignet sei, Menschen mit Handicap ein neues Zuhause zu bieten, machte sich bei genauerem Hinsehen und mit Hilfe des Architekturbüros Jäger eine gewisse Euphorie breit. Die alte Wäscherei Schweers an der Esplanade 45 sollte sich bald als ein idealer Wohnort für die besonderen Ansprüche der zukünftigen Mieter erweisen.
Wohnraum für Menschen mit Handicap ist schwer zu finden
„Es wird immer schwieriger, geeigneten Wohnraum für Menschen mit Handicap zu finden“, beklagte Heinzgerd Schott, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Vereins. Man wolle ja stadtnah Wohnraum anbieten. Das ermögliche in der Regel günstige Einkaufsmöglichkeiten, kurze Wege zu Dienstleistungen durch den öffentlichen Nahverkehr und einen Zugang zum kulturellen Leben der Stadt. „Menschen mit Handicap finden auf dem freien Markt in der Regel keine Wohnung,“ meint auch Christa Niehuis von der Geschäftsbereichsleitung Wohnen, da immer eine Betreuung vor Ort gewährleistet sein müsse.
Aber unter diesen Voraussetzungen sei das Gebäude der alten Wäscherei Schweers ein geeigneter Standort, so die Überzeugung der Verantwortlichen der Lebenshilfe. Dennoch mussten zunächst einige Probleme gelöst werden, wie Johannes Kösters, Bau- und Projektleiter der Lebenshilfe ausführt: „Die Bausubstanz ist durchweg gut. Nur im Bereich der alten Kesselanlagen mussten wir nachbessern.“ Doch der ungewöhnliche Schnitt der Innenräume „machte das Ganze interessant,“ meint er weiter.
Gebäude musste aufgestockt werden
Dem pflichtet auch Architekt Otfried Jäger bei, der die Lösung- für ein weiteres Problem finden musste: Um eine tragfähige Kosten-/Nutzenrechnung zu gewährleisten, mussten insgesamt 17 Wohneinheiten erstellt werden. Das ging nur, indem man auf das bestehende Gebäude ein weiteres Geschoss aufsetzte. Bedingt durch statische Berechnung kam dabei nur eine vergleichsweise leichte Holzkonstruktion in Frage, die aber wiederum nach Jäger eine gute Wärmedämmung ermögliche.
Die Gestaltung der Innenräume konnte zielgerichtet geplant werden. Die Vorgaben für ein „Betreutes Wohnen“ sollen auf der einen Seite dem Menschen trotz seines individuellen Handicap einen großen, eigenverantwortlich nutzbaren Raum geben, andererseits notwendige „Hintergrunddienste“ durch professionelle Betreuung ermöglichen. Die Einheiten sind ungefähr 32 qm groß, verfügen über einen Wohn-/Schlafraum, ein eigenes Bad und eine Kochecke. Das gesamt Gebäude ist barrierefrei und verfügt nun über einen Aufzug.
Alle Wohnungen sind bereits vermietet
Auch soziale Begegnungen durch Gemeinschaftsräume sollen sicher gestellt werden, denn die zukünftigen Mieter kennen sich in der Regel aus der gemeinsamen Arbeit in den Werkstätten der Lebenshilfe. Ein kleiner Gästebereich ist ebenso vorgesehen.
Mike Stefan Möller, Geschäftsführer der Lebenshilfe, betont, dass man trotz allem nur den Wohnraum zur Verfügung stelle: „Geld verdienen wir damit nicht.“ Dennoch bleiben die veranschlagten Kosten unter denen eines Neubaus. Alle Wohneinheiten sind bereits vermietet, die Übergabe für den September geplant.