Schermbeck. Zwei ehemalige Pfarrer sprachen in Schermbeck über die Bedeutung des jüdischen Witzes. In der Kirche St. Ludgerus durfte auch gelacht werden.
Selten kommt es vor, dass in katholischen Gotteshäusern viel gelacht wird. In der katholischen Kirche St. Ludgerus in Schermbeck gab es nun einen besonderen Anlass zum Lachen. Hier war am Dienstagabend ein Streifzug durch die Welt des jüdischen Humors zu hören.
Der Abend ist Teil der Veranstaltungsreihe zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Als der ehemalige evangelische Pfarrer Wolfgang Bornebusch von der Pastoralreferentin Desirée Kaiser angesprochen wurde, ob er nicht eine Idee hätte, etwas zu diesem Thema zu veranstalten, sagte der Geistliche sofort zu – mit einem ganz besonderen Einfall: Warum nicht einmal zum Lachen in die Kirche kommen?
Denn als ganz besonders gilt der jüdische Humor. Über die Geschichte der Witze, ihre Hintergründe und die tiefere Bedeutung des jüdischen Witzes als Merkmal seelischer Auflehnung gegen bedrohliche Lebensumstände referierte Bornebusch. Das Witze-Erzählen überließ er seinem katholischen Kollegen Franz-Gerd Stenneken: „Er ist der bessere Witze-Erzähler“.
In der Tat machten beide ihre Sache sehr gut, die humorvollen Erzählungen kamen an. Dabei sind die jüdischen Witze gar nicht so einfach zu verstehen. Oftmals werden darin das Leben und die Geschichte der Juden thematisiert. Immer wieder gibt es aber auch Spitzfindigkeiten und Fragestellungen, wie beispielsweise: „Bin ich ein Freund, weil ich ein Esel bin oder bin ich ein Esel, weil ich ein Freund bin?“ Witze in den verschiedensten Längen, mal Zwei- oder Dreizeiler sowie herrliche Alltagsszenen von Beschneidern, Gelübden, Geschäftsleuten und viele Jux-Dialoge wurden erzählt.
Franz-Gerd Stenneken plauderte in lockerer Form und auch die etwas schwieriger zu verstehenden Witze ließ er nicht aus. Auf die Betonungen kam es auch an wie beispielsweise bei „Ist das ein Wunder?“ Es gab sogar einen Witz über den Papst und einem Rabbi, die sich über ein Telefonat mit „dem da oben“ streiten.
Die jüdischen Witze kann man auch als Miniaturerzählungen, die jüdisches Leben verewigen, bezeichnen. Mittlerweile werden sie in allen Weltsprachen erzählt und sind zugleich Weltkulturerbe und Spiegel der jüdischen Kultur.
Es war ein unterhaltsamer Spaß-Abend, bei dem viel gelacht wurde, auch wenn man manchmal über einen Witz länger nachdenken musste. Eintritt wurde an diesem Abend nicht verlangt, wohl aber um eine Spende zugunsten des Jüdischen Museums in Dorsten gebeten.