Kreis Wesel. An der Boosterimpfkampagne im Kreis Wesel gab es viel Kritik. RKI-Daten zeigen, wo der Kreis im Vergleich steht. Besonders ein Nachbar fällt auf.

Lange Schlangen bei den mobilen Impfaktionen, in wenigen Minuten ausgebuchte Termine, Verwirrung um die Abstände zur Zweitimpfung: An der Booster-Impfkampagne im Kreis Wesel gab es in den ersten Wochen viel Kritik.

Die FDP-Fraktion im Kreistag sprach Ende November sogar von „Bräsigkeit und großer Selbstzufriedenheit“ bei der Kreisverwaltung, auch die SPD kritisierte das aus ihrer Sicht zögerliche Verhalten des Landrats. Immer wieder wird der Vorwurf laut: Der Kreis Wesel zeige zu wenig Kreativität, um die Auffrischungsimpfungen schneller und effektiver voranzubringen.

In den vergangenen Wochen ist einiges passiert: Mittlerweile darf das Impfzentrum in der Niederrheinhalle in Wesel wieder so heißen und es gibt erneut eine feste Impfstelle in der Großstadt Moers – neben denen in Kamp-Lintfort und Dinslaken, die bereits im Oktober eingerichtet worden waren. Die Irritationen, ab wann eine Boosterimpfung möglich ist, haben sich durch eine Verordnung des Landes aufgelöst: Termine sind seit einiger Zeit schon vier Monate nach der Zweitimpfung möglich.

Festgehalten hat der Kreis hingegen an der Terminvergabe für seine stationären Impfstellen – der Druck ist aber längst nicht mehr so hoch, wie zu Beginn der Boosterimpfkampagne, für Anfang Januar sind noch zahlreiche Termine verfügbar. Öffentliche Kritik an der Kreisverwaltung ist kaum noch zu vernehmen.

Boosterimpfungen im Kreis Wesel: Vergleich mit den Nachbarn

Doch wo steht der Kreis Wesel im Vergleich mit seinen Nachbarn? Laut den Daten des Robert-Koch-Institutes sind hier bisher 169 661 Drittimpfungen (Stand 27. Dezember) verabreicht worden. Wichtig: Die Zahlen geben keine hundertprozentig genauen Überblick darüber, wie viele Einwohner und Einwohnerinnen geimpft worden sind, da nicht der Wohnort, sondern der Ort der Impfung registriert wird. Dennoch sind sie eine gute Grundlage, um den Impffortschritt auf regionaler Ebene zu vergleichen.

Umgerechnet in eine Quote bedeutet die Zahl: Knapp 37 Prozent der Menschen im Kreisgebiet haben die dritte Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Damit liegt der Kreis Wesel unter dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen von 39,5 Prozent. Im Vergleich mit den direkten Nachbarn (siehe Auflistung am Ende des Textes) liegen Duisburg, die Kreise Kleve und Recklinghausen unter dem Wert, Bottrop, Oberhausen, Krefeld und der Kreis Borken darüber.

Corona-Schutz: Hohe Impfquoten im Kreis Borken

Besonders der nordwestliche Nachbar fällt auf: Im Kreis Borken ist beinahe die Hälfte der Bevölkerung (47,7 Prozent) zum dritten Mal geimpft. Betrachtet man nur die Anzahl der bereits doppelt Geimpften, haben 61 Prozent ihren Impfschutz auffrischen lassen – im Kreis Wesel sind das bisher 51,4 Prozent.

Das Impfzentrum an der Niederrheinhalle in Wesel darf mittlerweile auch wieder so heißen.
Das Impfzentrum an der Niederrheinhalle in Wesel darf mittlerweile auch wieder so heißen. © FUNKE Foto Services | Michaelis, Judith

„Wir haben sehr früh angefangen mit den Boosterimpfungen“, sagt Karlheinz Gördes, Pressesprecher der Kreisverwaltung in Borken. So baute man unmittelbar nach der Schließung des Impfzentrums im September, eine mobile Impfstrategie auf. Zunächst war die nur für die Fortführung der Erst- und Zweitimpfungen gedacht, die Kapazitäten konnten mit dem Start der Auffrischungsimpfungen aber schnell fürs Boostern genutzt werden. „Unsere Impfmobile waren dafür in allen 17 Kommunen des Kreises vor Ort“, erklärt Gördes.

Corona-Impfungen im Kreis Borken: Niedrigschwelliges Angebot

Mittlerweile wurde die Struktur umgestellt, der Kreis setzt jetzt auf drei Säulen: Neben den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sind das vier große, dezentrale Impfstandorte in den größeren Städten, die abwechselnd geöffnet sind – wer sich dort impfen lassen möchte, benötigt abgesehen von den Kinderimpfungen vorab keinen Termin.

Die dritte Säule sind feste Impfstellen in vielen Kommunen, die zum Teil von den Städten und Gemeinden selbst betrieben werden, mal von Hilfsorganisationen oder anderen Trägern. „Uns war es wichtig, ein möglichst breites und niedrigschwelliges Impfangebot zu haben“, betont Sprecher Gördes.

Das zahlt sich ganz offensichtlich nicht nur bei den Boosterimpfungen aus, mit 78,5 Prozent liegt auch die Impfquote bei den Zweitimpfungen sehr hoch, der Kreis Wesel erreicht erst 71,5 Prozent.

Das sind die Boosterimpfquoten der Nachbarstädte- und Kreise:

  • Kreis Borken: 47,7 Prozent
  • Bottrop: 43,1 Prozent
  • Oberhausen: 38,3 Prozent
  • Krefeld: 37,3 Prozent
  • Kreis Kleve: 35,8 Prozent
  • Kreis Recklinghausen: 34,2 Prozent
  • Duisburg: 32,5 Prozent
  • Nordrhein-Westfalen: 39,5 Prozent

(Hinweis zu den Quoten: Die Impf-Daten stammen vom Robert-Koch-Institut und sind Stand 27. Dezember. Die Quote ergibt sich aus der Bevölkerungszahl (Quelle: IT.NRW) und der Anzahl der Boosterimpfungen.