Wesel/Rees. Thomas Verbeet aus Rees leitet den Fachbereich Feuerwehr in Wesel. Er erklärt, wo gerade in der Weihnachtszeit Brände im Haushalt entstehen.
In der Weihnachtszeit wird mehr als sonst im Jahr gekocht, gebacken und gebraten, Backofen und Herdplatten laufen auf Hochtouren. Wenn in der Weihnachtsbäckerei die Plätzchen in den vorgeheizten Backofen geschoben werden und plötzlich eine Stichflamme emporschießt, ist der Schrecken riesengroß. Selbst erfahrene Hausfrauen und -männer ahnen oft nicht, dass auch Backpapier brennen kann.
„Nicht immer sind der brennende Weihnachtsbaum oder das in Flammen stehende trockene Adventsgesteck für einen Wohnungsbrand in der Weihnachtszeit verantwortlich“, weiß Thomas Verbeet, Leiter des Fachbereichs Feuerwehr und Rettungsdienst in Wesel, und zudem ehrenamtliches Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in seinem Heimatort Rees-Millingen. Schreckmomente führen oft dazu, unüberlegt zu handeln. Daher ist es wichtig, über Brandursachen und mögliche Löschversuche informiert zu sein, betont der Fachmann.
Wer Backpapier nutzt, sollte daher wissen, dass es nie größer als das Backblech sein darf, damit es nicht die heißen seitlichen Wände oder Heizstäbe berührt. Auch wenn das Backpapier nur mittig bestückt ist, so dass es an den Seiten hoch wehen kann, kann es sich entzünden. Bei einem Umluftherd ist besondere Vorsicht geboten, etwa wenn der Ventilator das Backpapier anhebt. Daher darf es auf keinen Fall schon beim Vorheizen in den Ofen gelegt werden.
Backpapier fängt schnell Feuer
Backpapierhersteller warnen auf der Verpackung vor Risiken bei Fehlverhalten. So soll Backpapier nicht bei Temperaturen über 220 Grad und erst recht nicht, wenn der Grill zugeschaltet wird, verwendet werden. Alternativ gibt es Dauerbackpapier aus Teflon, das aber auch nur bei Temperaturen bis 220 Grad einsetzbar ist.
Was ist zu tun, wenn es im Backofen brennt? „Zuerst sofort den Herd ausschalten!“, rät Thomas Verbeet. „Wenn nur eine kleine Ecke brennt, kann man diese vorsichtig mit einem Topflappen, Handschuh oder Abtrockentuch ersticken. Ansonsten die Ofentür geschlossen halten und Ruhe bewahren. Wenn das Backpapier keinen Sauerstoff mehr bekommt, brennt es aus.“ Was ganz wichtig ist: „Nicht mit dem brennenden Blech durch die Küche zu laufen“, warnt der Fachmann.
Diese Löschmittel sind im Brandfall sinnvoll
Bei einem ganz kleinen Brand kann eine Löschdecke oder ein Löschspray helfen, beim Tannenbaum- oder Adventskranzbrand Wasser- oder Schaumlöscher, bei Fettbränden und brennenden Elektrogeräten nur Schaumlöscher, die griffbereit platziert werden sollten. „Man sollte sich aber nie selbst gefährden. Gelingt es nicht, die Flammen zu ersticken, dann sofort die Feuerwehr unter 112 alarmierten. Fenster und Tür der Küche geschlossen halten und sich und weitere Hausbewohner in Sicherheit bringen“, empfiehlt Thomas Verbeet.
In der Vorweihnachtszeit wird viel gekocht. Sind die Filter der Dunstabzugshaube über den Herdplatten nicht regelmäßig gereinigt worden, kann, wenn eine Herdplatte versehentlich nicht ausgeschaltet wurde, das Fett auf die heiße Platte tropfen und einen Brand auslösen. Dass sich in der Bratpfanne oder im Fonduetopf das Fett entzünden kann, ist bekannt. Hier hilft es, das Gefäß rasch mit einem Metalldeckel abzudecken. „Und bitte nicht den Fonduetopf direkt auf die Holztischplatte sondern auf eine feuerfeste Unterlage stellen“, warnt Thomas Verbeet.
Auch beim Raclette- beziehungsweise Pfännchen-Essen lauert Brandgefahr. Wenn nämlich das Pfännchen in der unteren Etage zu hoch befüllt wird und Fett gegen die Heizspirale spritzt, kann dieses einen Brand verursachen. Dann heißt es: Sofort die Stromverbindung unterbrechen. Wenn kein Schaumlöscher zur Verfügung steht, kann man eine Löschdecke, wenn nicht vorhanden, eine Stoffdecke zum Ersticken darüber werfen. Und noch ein wichtiger Tipp: „Wer einen Pulverlöscher nutzt, sollte daran denken, dass bei einem Sechs-Kilogramm-Feuerlöscher sich Pulver in der Menge von zwölf Paketen Mehl in der Wohnung verteilt. Auch das macht sie erst einmal unbewohnbar.“ Ein Pulverlöscher eignet sich daher eher für einen Kellerbrand.
Zu heiß für den Nikolaus
All diese Ereignisse gehören zum Alltag der Feuerwehr in der Weihnachtszeit. An eine besondere Geschichte erinnert sich Thomas Verbeet in diesen Tagen. Es ist zwei, drei Tage vor Weihnachten geschehen. Die Alarmierung lautete „brennender Nikolaus auf Holztisch“. Ein etwa 35 Zentimeter großer Nikolaus aus Terracotta, ausgestattet mit sternförmigen Lüftungslöchern, brannte im Inneren. In der Öffnung in seinem Rücken, war eine Pyramide aus Teelichtern erbaut und angezündet worden. Die Teelichter waren so heiß, dass die Metallumrandung geschmolzen war, Flammen schlugen heraus. Der Nikolaus lief schwarz an, die Tischplatte qualmte schon.
Ein Anheben des Nikolauses hätte verheerende Folgen gehabt. „Teelichter dürfen nicht mit Wasser gelöscht werden, es wäre zu einer Fettexplosion gekommen“, erklärt Thomas Verbeet. Doch da hatte ein junger Kollege die zündende Idee, einfach einen leeren Eimer über den Nikolaus zu stülpen. Tatsächlich wurde so der Brand sehr schnell erstickt. Der verkohlte Nikolaus wurde später in der Feuerwache den Kollegen präsentiert, verbunden mit der Geschichte über seine ungewöhnliche Rettung.
>> So verhält man sich im Brandfall richtig
Im Brandfall heißt es, Ruhe zu bewahren. Wichtig ist schnell einzuschätzen, ob man das Feuer selbst löschen kann, ohne sich in Gefahr zu bringen. Wenn das nicht der Fall ist, sofort 112 anrufen und genau Name, Adresse und Vorfall schildern. Feuerlöscher sollten nicht nur im Keller, sondern auch in der Nähe der Gefahrenquellen griffbereit aufbewahrt werden. Und ganz wichtig: Ausreichend Rauchmelder anbringen.