Kreis Wesel. Die Neuinfektionen im Kreis Wesel sind in den vergangenen Wochen stark angestiegen, gleichzeitig verschärft sich die Situation in den Kliniken.

Vor wenigen Wochen war die (Corona-)Welt im Kreis Wesel noch halbwegs in Ordnung. Mitte Oktober fiel die Sieben-Tage-Inzidenz zwischenzeitlich unter 30, der Kreis wies regelmäßig die wenigsten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in ganz Nordrhein-Westfalen auf. Seitdem sind die Zahlen kontinuierlich gestiegen – erst langsam, dann immer schneller. Zwar liegt der Kreis Wesel noch immer leicht unter dem NRW- und deutlich unter dem Bundesschnitt, doch mittlerweile ist die Lage auch hier besorgniserregend.

Wie drastisch sich die vierte Welle entwickelt hat, zeigt der Blick auf die Zahlen: Seit dem 19. November liegt die Inzidenz über 200 – zum Vergleich: In der Hochphase der zweiten Welle im November und Dezember 2020 überschritt der Kreis diese Grenze überhaupt nur an zwei Tagen. Am vergangenen Freitag wurde mit 294,9 der bisherige Höchststand erreicht, seitdem ist die Inzidenz etwas zurückgegangen. Ob dieser Trend nachhaltig anhält, ist derzeit noch nicht abzusehen – auch angesichts der schwer abzuschätzenden Entwicklung rund um die Omikron-Variante. Während es im benachbarten Rees im Kreis Kleve bereits zwei Verdachtsfälle gibt, ist sie im Kreis Wesel bisher nicht aufgetreten.

Deutlich angestiegen sind in den vergangenen Wochen nicht nur die Infektionen, sondern genauso die Zahl der Menschen, die mit einer Corona-Erkrankung in den Krankenhäusern liegt. Am Dienstag vermeldete die Kreisverwaltung, dass sich 106 Covid-Patienten in den Kliniken befinden – erstmals seit Mai stieg dieser Wert über 100. Laut dem Divi-Intensivregister mussten am Dienstag 28 Menschen auf der Intensivstation behandelt, sieben künstlich beamtet werden. Der Anteil der mit Corona-Kranken belegten Intensivbetten machte demnach 26,4 Prozent aus – etwas mehr als zehn Prozent der Plätze auf den Intensivstationen war noch frei.

Kreis Wesel: Corona-Belastung auf den Intensivstationen

Im Vergleich zu den höchsten Belegungszahlen der zweiten und dritten Welle sind die Krankenhäuser derzeit noch etwas weniger ausgelastet. Kurz vor Weihnachten 2020 und Ende April diesen Jahres waren jeweils zwischen 140 und 150 Covid-Patienten in den Kliniken, deutlicher mehr als 20 waren jeweils zur gleichen Zeit an eine Beatmungsmaschine angeschlossen.

Angesichts der Infektionslage appelliert Landrat Ingo Brohl (CDU) an die Menschen im Kreis: „Wir alle sind im Moment wieder aufgerufen, unsere Kontakte auf ein Mindestmaß zu beschränken. Nur dann kann es uns gelingen, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen.“ Die Entscheidung, ob bei der Reduzierung von Kontaktbeschränkungen auf Freiwilligkeit oder Verordnungen gesetzt werden sollte, liege bei Bund und Land. Brohl hofft, dass zeitnahe Entscheidungen getroffen werden.

Als wichtigen Schritt sieht Brohl zudem den Ausbau der Impfkapazitäten. So soll unter anderem die Niederrheinhalle bald täglich geöffnet sein. „Damit wird der Kreis Wesel künftig Impfkapazitäten haben und anbieten können, die sogar noch über denen liegen, die wir vor der Schließung der Impfzentren Ende September hatten,“ so der Landrat.

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