Wesel. Immer mehr Aufführungen werden auch in Wesel wegen steigender Coronazahlen abgesagt. Das trifft vor allem die Veranstaltungs-Branche extrem hart.

Hilmar Schulz ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und so wundert es wenig, dass der 38-jährige Veranstaltungskaufmann aus Wesel Tacheles redet, was die aktuelle Situation seiner Branche betrifft: „Das ist für uns aktuell eine Vollkastastrophe“, sagt der Mitinhaber der „Klanghelden“-Agentur. „Ich habe für den Dezember bereits alles abgesagt und für den Januar sehe ich ebenfalls schwarz.“

Schulz, der in Wesel auch die Kleinkunstbühne Semikolon betreibt, will es sich jedoch nicht zu einfach machen und alles auf die Politik schieben: „Schließlich unterstütze ich ja grundsätzlich die aktuellen Maßnahmen.“ Doch gleichzeitig kritisiert er die Kommunikation scharf: „Das Schlimmste ist: Es gibt keine klaren Ansagen und in manchen Bereichen auch ein echtes Behördenversagen.“

Hilmar Schulz aus Wesel: Kritik an der Behörden

Dazu nennt er konkrete Beispiele: „Wir hatten im Sommer im Amphitheater Birten eine größere Veranstaltung organisiert und dabei mit beschränkter Kapazität gearbeitet – für die Differenz sollte es zu diesem Zeitpunkt vom Staat durch einen Sonderfond eine finanzielle Entschädigung geben.“ Also hätten er und seine Kollegen „etwa 37 Dokumente ausgefüllt“ und diese fristgerecht bei den entsprechenden Stellen eingereicht.

„Ein oder zwei Tage vor dem Veranstaltungstermin trat dann aber eine geänderte Corona-Schutzverordnung in Kraft – und plötzlich gab es diese Entschädigung nicht mehr, unser Antrag wurde daher abgelehnt. Aber wie soll ich innerhalb von zwei Tagen mal eben hunderte Karten verkaufen?“, fragt Schulz irritiert. Er kommt zu dem Fazit: „In manchen Behörden sitzen Menschen, die von den Abläufen in der Veranstaltungsbranche keine Ahnung haben.“

Politik schiebt die Verantwortung weiter

Hilmar Schulz sagt: „Wenn man groß auf Pressekonferenzen so etwas ankündigt, muss es auch anschließend funktionieren!“ Der 38-Jährige ist der Meinung, dass im Semikolon unter 2G-plus noch einiges möglich wäre: „Die Lüftungssituation dort ist sehr gut: Wir haben Luftfilter und große Fenster.“ Außerdem würde bei ihm „streng kontrolliert“ – das heiße mit Nachweis und gleichzeitiger Ausweiskontrolle.

Aber: „Von der Politik wird mir die Verantwortung zugeschoben. Schließlich möchte ich ja auch nicht für einen großen Ausbruch verantwortlich sein, ich möchte ja auch nicht meinen Ruf aufs Spiel setzen. Es ist eine extrem schwierige Lage im Moment!“ Deswegen hat er vorsorglich alle Veranstaltungen für Dezember abgesagt. Immerhin gebe es eine staatliche Überbrückungshilfen, wovon immerhin die Miete und Fixkosten beglichen werden könnten.

Tontechniker aus Wesel spricht sich für die Impfpflicht aus

Schwierig ist die aktuelle Situation auch für Dominik Sabolovic aus Wesel, Der Tontechniker wäre eigentlich mit einer Band ab Januar auf große Europa-Tournee gegangen. Mehr als die Hälfte der Konzert sind bereits ausverkauft – darunter Auftritte in Paris, London und Amsterdam. „Doch kann mir jetzt kaum vorstellen, dass die rund 30 Auftritt stattfinden können. Vermutlich wird wieder alles abgesagt.“

Ludger K. trat am 30. September mit seinem Kabarett-Programm auf der Kleinkunstbühne Semikolon auf.
Ludger K. trat am 30. September mit seinem Kabarett-Programm auf der Kleinkunstbühne Semikolon auf. © FFS | Erwin Pottgiesser

Der 27-Jährige ist frustriert, hatte er doch mit den Einnahmen aus diesen Wochen fest gerechnet: „Man braucht das Geld natürlich auch irgendwann“, so der Tontechniker, der erklärt, dass er sich vielleicht drei Monate ohne Einkünfte über Wasser halten könnte: „Doch danach wird es schwierig!“ Was die Corona-Maßnahmen angeht, spricht sich Sabolovic klar für eine Impfpflicht aus.

Absagen und Verschieben auch im Scala in Wesel

Auch das Scala-Kulturspielhaus reagiert auf die steigenden Corona-Infektionszahlen. Eigentlich hätte am morgigen Mittwoch, 1. Dezember, ab 20 Uhr Stand-Up-Comedien Simon Stäblein auf er Bühne stehen sollen – doch sein Auftritt wurde auf den 18. November 2022 verlegt.

Das für Samstag, 4. Dezember, angesetzte Celic-Folk-Rockkonzert mit der „Connemara Stone Company“ ist bereits komplett abgesagt.

Bereits ausverkauft war die Post Party, die eigentlich am Samstag, 18. Dezember, im Scala steigen sollte – sie soll aber nun erst fast ein Jahr später, am 17. Dezember 2022 stattfinden.