Wesel. Das dreigeschossige Betongebäude soll im Sommer 2022 entstehen. Bisher gibt es laut Anbieter noch kein Gebäude aus dem Drucker in dieser Größe.

Ein dreigeschossiger, zehn Meter hoher Anbau für die Konrad-Duden-Realschule klingt erst einmal nicht nach einem einzigartigen Plan. Er ist es aber, betonte Alexander Hoffmann vom Architekturbüro Mense-Korte in seinem Vortrag in der Sitzung des Gebäudeausschusses: Nichts weniger als das größte gedruckte Gebäude der Welt wäre der in Wesel geplante Neubau aus dem 3D-Drucker – zumindest nach derzeitigem Stand.

Wie berichtet plant die Stadt, das Schulgebäude nach dem noch völlig neuen Verfahren zu errichten. Es wäre das erste öffentliche Gebäude dieser Art. Die neue 3D-Drucktechnik hat eine Reihe von Vorteilen, erklärte der Referent der Politik in der Sitzung. Der Druckkopf bewegt sich über drei Achsen auf einem großen Metallrahmen, der auf dem Bauplatz installiert wird. Nach einem digital entworfenen Bauplan fährt der Druckkopf in vorgegebenen Bahnen das Areal ab und trägt Schichtweise den pumpfähigen Betonmörtel auf, so wachsen die Wände Stück für Stück in die Höhe.

Nur drei Arbeiter überwachen den Bau aus dem 3D-Drucker

Wegen der Größe des Gebäudes muss der Drucker einmal versetzt werden. Die Methode ist sehr zeitsparend, so Alexander Hoffmann: Ein Einfamilienhaus in Beckum, das erste Gebäude dieser Art des Unternehmens, entstand in 100 Druckstunden. Auch Material und Personal werde gespart, da Aussparungen für Türen, Fenster und Leitungen direkt mitgedruckt werden können. Lediglich drei Arbeiter könnten den Bau bewerkstelligen. Außerdem sei das Material nach der Nutzung als Gebäude wiederverwendbar, zum Beispiel im Straßenbau, versprach der Referent.

Er präsentierte der Politik mehrere Entwürfe des Gebäudes: Mal mit eckigen, mal mit abgerundeten Fassadenstrukturen. Das Äußere soll jeweils teilweise mit Holz verkleidet werden, was die Beton-Optik auflockert. Wie genau das Haus am Ende aussehen soll, darüber wird in der kommenden Woche noch mit den Fachleuten im Gestaltungsbeirat der Stadt gesprochen. Die Baukosten bewegen sich in etwa auf dem Niveau eines Gebäudes in Holzrahmenbauweise, die die Stadt aktuell für Schulgebäude anwendet.

Stadt hat den 3D-Drucker für den kommenden Sommer reserviert

Die Politik zeigte sich von dem Projekt durchweg angetan: „Hochspannend“ nannte es zum Beispiel Jürgen Lantermann (WfW), Jürgen Linz sagte für die CDU Unterstützung zu und auch Horst Münnich (Grüne) äußerte sich nach einigen Nachfragen zur Recyclingfähigkeit grundsätzlich positiv zu dem Plan. „Wir müssen noch überlegen, wo wir die Parkplätze für die ganzen Besuchergruppen bauen“, scherzte die Ausschussvorsitzende Ulla Horneman (SPD) mit Blick auf das erwartete Aufsehen, das die innovative Bauweise mit sich bringen wird.

Die zuständige Dezernentin Annabelle Brandes ist „hochzufrieden“ mit dem Rückenwind aus der Politik. Sie selbst ist längst davon überzeugt: „Das ist ein cooles Projekt.“ Die Planungen für den Schulbau können jetzt in die nächste Phase gehen. Konkret werden soll der Bau im Sommer: Die Stadt hat den überdimensionalen Drucker bereits für den August 2022 für drei Monate reservieren lassen.