Kreis Wesel. Auf die Kommunen des Kreises Wesel kommen Kosten zu: Busse können nicht mehr eigenwirtschaftlich fahren. Auch der Klimaschutz ist nicht gratis.

Öffentlicher Personennahverkehr muss sich selbst tragen: Diese Maxime galt bisher im Kreis Wesel. Doch sie ist nun nicht mehr aufrecht zu erhalten – und wäre es wohl auch ohne Corona nicht gewesen. Der Kreis muss den Busunternehmen unter die Arme greifen, eine neue ÖPNV-Umlage kommt von 2022 an auf die angehörigen Kommunen zu. Am Montag berät der Ausschuss für Mobilität und Verkehr das Thema, denn die gesamte Finanzierung des Busverkehrs muss sich ändern.

Busverkehr im Kreis Wesel: Homeoffice verändert vieles

Es gilt, zwei Lücken zu schließen: Den Nachfragerückgang und die Kostensteigerung – hier geht es um Millionen. Wollte man die über den Ticketpreis auffangen, würde kaum noch jemand einsteigen. Politisches Ziel ist aber das Gegenteil: Mehr Menschen sollen das Auto stehen lassen und andere Verkehrsmittel nutzen. Ohne die öffentliche Unterstützung aber würden die Unternehmen Linienkonzessionen zurückgeben.

„Wir müssten dann ausschreiben, das würde Jahre dauern“, erläutert Karl Borkes, im Kreis Weseler Verwaltungsvorstand zuständig für das Thema. Jahre, in denen viele Busse still stünden. Borkes zählt die Kostensteigerungen auf: Da wären einerseits Tarifsteigerungen, die die Lohnkosten um vier bis fünf Prozent erhöhen. „Zudem ist der Diesel um rund 40 Prozent teurer geworden“, so Borkes.

Die Schere zwischen den Einnahmen und den Ausgaben ist groß. Dazu kam Corona. „Anfangs ist die Nachfrage um 80 Prozent eingebrochen und nur ein Teil der Fahrgäste ist zurück gekommen“, erläutert Borkes. Das werde sich auf absehbare Zeit kaum ändern, Stichwort Homeoffice: „Die Fahrgäste kaufen keine Monats- oder Wochenkarten, wenn sie nur an zwei oder drei Tagen in der Woche zum Arbeitsplatz fahren“, so der Kämmerer. Während im Jahr 2020 der Einzelticket-Verkauf einbrach, gehen im Jahr 2021 die Dauerkarten zurück. „Eine Eigenwirtschaftlichkeit ist aus unserer Sicht über viele Jahre nicht mehr erreichbar.“

Auch die Verkehrswende kostet Geld

Diesen neuen Weg umzusetzen, ist juristisch einigermaßen kompliziert. Statt die Umstellung der Flotte auf E-Mobilität zu fördern muss der Kreis künftig die höheren Betriebskosten ausgleichen – Investitionen in die umweltfreundliche Flotte sind Sache von Bund und Land. Wie sehr die Betriebskosten noch ansteigen ist auch eine politische Entscheidung.

Im Rahmen der beschlossenen Verkehrswende muss der Kreistag festlegen, wie stark der CO2-Ausstoß zeitnah reduziert werden soll, auch das hat Auswirkungen auf die Betriebskosten: Rein rechnerisch würde eine Senkung um 69 Prozent die Betriebskosten um 51 Prozent erhöhen, so die Verwaltung.

Auch der geplante Klimaschutz ist ein Kostenfaktor – der, darüber war sich der Kreistag bei seinem Mobilitätskonzept weitgehend einig, ist nicht zum Nulltarif zu haben.