Kreis Wesel. Wesels Landrat Brohl will mehr Tempo und mehr Angebote bei Boosterimpfungen. Die Infektionslage sei eine große Belastung fürs Pflegepersonal.

Steigende Inzidenz, deutlich mehr Fälle in den Krankenhäusern: Nachdem es längere Zeit so ausgesehen hatte, als würde der Kreis Wesel etwas weniger stark von der vierten Corona-Welle getroffen werden, hat sich die Situationen in den vergangenen Tagen deutlich verschärft. Mittlerweile liegen 20 Menschen mit einer Corona-Infektion auf den Intensivstationen, davon müssen sieben beatmet werden. Der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz kletterte am Mittwoch auf über 165.

Landrat Ingo Brohl (CDU) zeigte sich angesichts der angespannten Lage besorgt. „Ich beobachte die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge“, sagte Brohl im Gespräch mit der NRZ. „Das ist eine neuerliche Herausforderung und eine hohe Belastung insbesondere für das Pflegepersonal, die Ärztinnen und Ärzte.“ Froh stimme ihn jedoch, dass die Boosterimpfungen in den Alten- und Pflegeheimen weitgehend abschlossen sind und es dort aktuell nur wenige Fälle gebe.

Positiv sei zudem, dass es in der Bevölkerung eine sehr große Bereitschaft für die Auffrischungsimpfungen gebe. Nur: Die Nachfrage kann derzeit kaum gedeckt werden. „Wir tun alles, um möglichst schnell, möglichst viele Impfangebote zu machen“, versichert Brohl. Die Verwaltung sei derzeit dabei, zusammen mit den Hilfsorganisationen, wieder zusätzliches Personal für die Impfstandorte zu organisieren. Es ist geplant, die Öffnungszeiten dort nach und nach auszuweiten und mehr Termine anzubieten.

Landrat Brohl: Niederrheinhalle in Wesel ist hilfreich

Brohl hatte zuletzt gefordert, dass der Kreis sein Impfzentrum wieder öffnen darf – zwar lehnt die Landesregierung das weiterhin ab, die Kommunalverwaltungen dürfen jedoch seit einer Woche an ihren mobilen und stationären Impfstellen boostern und ihr Angebot deutlich ausweiten. „Ich bin froh, dass wir die Infrastruktur an der Niederrheinhalle nach der Schließung des Impfzentrums aufrechterhalten haben“, so Brohl. „Das hilft uns jetzt beim schrittweisen Hochfahren von möglichst vielen Impfangeboten sehr.“ Er sei immer der Auffassung gewesen, dass es sinnvoll ist, wenn es neben den Hausärzten weiterhin eine öffentliche Struktur für die Impfungen gibt.

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Allerdings werden Stimmen laut, dass die Angebote des Kreises nicht ausreichen. Die Verwaltung prüft derzeit, wie sie ihre mobilen Impfaktionen noch ausweiten kann. „Außerdem sehen wir natürlich, dass es zum Beispiel auch in Moers einen Bedarf für einen festen Impfstandort gibt. Allerdings gestaltet sich die Realisierung schwierig.“ Linksrheinisch gibt es bisher nur eine feste Station in Kamp-Lintfort, nicht aber in der Großstadt Moers.

Kreis Weseler Landrat hofft wieder auf Unterstützung der Bundeswehr

Brohl appellierte in der angespannten Corona-Situation an die Eigenverantwortung der Menschen: „Sauer macht mich, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Wenn etwa in einem Lokal die 3G-Regel nicht kontrolliert wird, dann liegt es auch in der Eigenverantwortung des Gastes wieder zu gehen.“ Statt immer strengerer Regeln für Ungeimpfte, will der Landrat lieber die Rückkehr „zu einem intensiveren Testgeschehen“. Die Wiedereinführung der kostenlosen Coronatests sei der richtige Schritt.

Sollte sich die Infektionslage im Kreis weiterhin so entwickeln, wie sie es aktuell der Fall ist, rechnet der Landrat wieder mit einer hohen Belastung für die Verwaltung. „Eine erneute Unterstützung durch die Bundeswehr wäre wünschenswert.“ In den beiden Lockdowns hatten die Soldaten und Soldatinnen unter anderem bei der Kontaktnachverfolgung und bei Tests geholfen.