Wesel. Äußerungen des Nabu-Vorsitzenden Peter Malzbender zur Düngung mit Gülle seien falsch, sagen die Landwirte. Sie betonen ihre Dialogbereitschaft.

Hohe Wellen haben bei den Landwirten die Äußerungen von Peter Malzbender, dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Wesel des Naturschutzbundes (Nabu) geschlagen. So manches wollen die Landwirte nicht auf sich sitzen lassen und baten deshalb zum Pressegespräch auf dem Areal, wo direkt neben einem Naturschutzgebiet Gülle ausgebracht wurde.

Reste der Gülle-Aktion waren wegen mangelnden Niederschlags auch am Dienstag noch auf dem Feld zu sehen – und zu riechen: Am 23. März hatte Pächter Marc Schulte-Bunert den Dünger auf einem Feld, das momentan mit Gerste bepflanzt ist, ausbringen lassen.

Abstandsregelungen zum Naturschutzgebiet gibt es nach Aussage von Jens Buchmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, nicht.

„Die Düngung ist völlig nach Recht und Gesetz erfolgt“, ergänzt Rüdiger Neuenhoff von „Land schafft Verbindung“ (LsV).

Ein Landwirt düngt sein Feld mit Gülle. Zuvor wird der Boden mit einer Egge vorbereitet.
Ein Landwirt düngt sein Feld mit Gülle. Zuvor wird der Boden mit einer Egge vorbereitet. © FFS | Markus Joosten

Die Äußerungen Peter Malzbenders kritisierten die drei Landwirte insbesondere wegen der Wortwahl des Nabu-Vorsitzenden. Von einer Gülle-Flut könne ebensowenig die Rede sein wie von tagelangem Ausbringen des organischen Düngers, betont Marc Schulte-Bunert.

Die ganze Aktion habe vier Stunden gedauert. Rüdiger Neuenhoff betonte die Dialogbereitschaft der LsV mit dem Naturschutzbund: „Wir stehen im Dialog und es gibt sicher auch unterschiedliche Meinungen.

Aber ich rufe dazu auf, die Wortwahl zu mäßigen“, so der Hamminkelner. Zur Sache ergänzt Jens Buchmann: „Die Zeiten der Überdüngung sind lange vorbei.“

Schulte-Bunert betont die Nachhaltigkeit des Ackerbaus: „Die Flächen kann man auch in 50 Jahren noch nutzen“, betont der Pächter der Fläche, die der Stadt und Reinhard Krebber gehört. Besonderen Unmut rief auch die Äußerung von Malzbender hervor, pro Kubikmeter Gülle seien 60 Euro geflossen.

Ein neuartiges „Bauernbashing“

„Davon kann überhaupt keine Rede sein“, ärgert sich Marc Schulte-Bunert über den Nabu-Vorsitzenden. „Das Bauernbashing hat eine neue Dimension erreicht“, ergänzt Rüdiger Neuenhoff, der rechtliche Schritte nicht ausschloss. Es geht also im Moment hoch her zwischen Nabu und den Landwirten...

>>> HINTERGRUND: DÜNGER IST NÜTZLICH – ÜBERDÜNGUNG ABER SCHÄDLICH

Gülle ist ein Dünger, der hauptsächlich aus Urin von Nutztieren besteht. Im Fall des Gerstenfeldes am Naturschutzgebiet stammt die Gülle aus Dingden.

Der Handel von Gülle findet zwischen Landwirten, die Nutztiere halten, aber nur begrenzte Flächen zur Ausbringung haben, und Landwirten, die keine Nutztiere, aber zu düngende Flächen haben, statt. In den vergangenen Jahren gab es in hohem Maß Gülleexporte aus den Niederlanden.

Diese sind aber in zuletzt zurückgegangen. Bei Überdüngung werden Nährstoffe wie Nitrat nicht vollständig durch die Pflanzen aufgenommen. Sie können so ins Grundwasser gelangen.