Schermbeck/Hünxe/Hamminkeln. Die beiden Parteien äußert ihre Sorge um die Sicherheit im ländlichen Raum – auch in Schermbeck, Hünxe und Hamminkeln.
Kritik an der geplanten Umstrukturierung der Polizei in Schermbeck und Hünxe äußert Ulrike Trick, Fraktionsvorsitzende der Schermbecker Grünen. Sie erinnert: „Die Diskussion um Polizeidienststellen und Wachen ist nicht neu!“ Im Jahr 2015 habe der damalige Landrat Ansgar Müller versprochen, die Polizeidienststelle in Schermbeck in vollem Umfang zu erhalten. 2018 sei die Kriminalpolizei aus Schermbeck abgezogen worden.
Die Schermbecker Bürger, die bis dahin zu den Dienstzeiten einen Ansprechpartner im alten Rathaus fanden, würden seitdem an die Wache in Hünxe verwiesen. Diese sei aber schon damals nur sehr sporadisch besetzt gewesen. Jetzt sollen die Wachen in Voerde und Hünxe zu Dienststellen herabgestuft werden. Grundsätzlich nimmt zwar auch die Besatzung eines Streifenwagens Anzeigen auf, wenn es sich um aktuelle Straftaten handelt. Die Vernehmung im Rahmen der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung findet aber zukünftig in Dinslaken statt.
Verlängern sich die Einsatzreaktionszeiten?
Für die Einwohner bedeute das zukünftig eine Anreise von 22 Kilometern für eine Vernehmung, Zeugenaussagen und ähnliches. Dass ein Streifenwagen rund um die Uhr im Bezirk Streife fahre, beruhige nur wenig, so die Grünen. Stationiert werde dieser Wagen zukünftig in Dinslaken.
„Das wird sich auf die Einsatzreaktionszeiten niederschlagen“, glaubt Trick und ergänzt: „Letztlich ist diese Entwicklung das Ergebnis einer verfehlten Landespolitik.“ Der einstmals „kurze Draht“ zwischen Polizei und Ordnungsamt, die sogenannte Ordnungspartnerschaft, werde damit zur langen Leitung.
Auch die SPD-Kreistagsfraktion kritisiert die Polizei-Pläne: „Die geplante Herabstufung von fünf Polizeiwachen stößt kreisweit auf Entsetzen“, heißt es von der SPD. Skandalös sei der eingeschlagene Weg des schleichenden Rückzugs aus den ländlichen Gebieten.
Hatte zum Beispiel im September noch eine Ortsbegehung von Kreispolizeibehörde und Stadtverwaltung in Hamminkeln hinsichtlich eines Standortes für einen Neubau stattgefunden, sei heute vollkommen unklar, ob ein solcher Neubau überhaupt noch erforderlich ist.
Ebenfalls blickt die SPD mit Sorge auch auf die Entwicklung in Hünxe: Durch die Herabstufung der Wache in Drevenack befürchtet der Hünxer SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Meyer, dass einige Bereiche der großen Flächengemeinde nicht mehr zeitnah und zuverlässig erreicht werden könnten.
SPD greift Landrat Brohl scharf an
Mangelnde Kommunikation mit den betroffenen Menschen und „Wegducken vor der Landesregierung“ wirft die SPD-Kreistagsfraktion Wesels Landrat Ingo Brohl (CDU) in dessen Eigenschaft als Leiter der Kreispolizeibehörde vor. Doch statt sich auf Landesebene für mehr Polizeibeamtinnen und -beamte im ländlichen Raum einzusetzen, verwalte Brohl lediglich den Mangel.
Gerade vor dem Hintergrund der großen Versprechen der CDU im letzten Landtags- und im letztjährigen Kommunalwahlkampf hinsichtlich der inneren Sicherheit, müsse man fast schon Wählertäuschung unterstellen, so die Kreis-SPD.
Auch bei diesem Sachverhalt werde wieder einmal überdeutlich, dass der ländliche Raum bei der aktuellen Landesregierung keine Lobby hat. Schon im letzten Jahr hätte die Kreispolizei Wesel auf neun Polizistinnen und Polizisten verzichten müssen. Statt die Wachen im Kreis mit neuem Personal speziell in der Fläche zu stärken, bleibe der Landrat in diesem wichtigen Punkt untätig und versuche, den Mangel mit der Organisationsoptimierung zu kaschieren.