Kreis Wesel. Die Kreispolizei in Wesel will sich neu aufstellen – und ein eigenes Kommissariat für Cybercrime einrichten. Was hinter diesen Planungen steckt.
Neue Techniken, ausgeklügeltere Methoden, internationale Vernetzung: Verbrecher wandeln sich schnell und sind der Polizei nicht selten mehr als nur einen Schritt voraus. Damit die Polizei im Kreis Wesel künftig auf neue Herausforderungen in der Kriminalitätsbekämpfung reagieren kann, will sich die Behörde neu strukturieren. Das betrifft nicht nur die Gefahrenabwehr, also die Polizistinnen und Polizisten in den Wachen und auf Streife, sondern genauso die Kriminalpolizei.
Cybercrime ist dabei das große Stichwort – im weiteren Sinne werden darunter alle Straftaten verstanden, die durch Informationstechnologie wie Laptops oder Mobiltelefone begangen werden: vom betrügerischen Telefonanruf über das Erstellen und Verschicken von Kinderpornografie bis hin zu Hackerangriffen auf Unternehmen oder Behörden. Es ist eine unübersichtliche Form der Kriminalität, die Täterinnen und Täter sind häufig international organisiert, agieren weit verzweigt und verschlüsselt über das Internet.
Doch die Folgen treffen die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Wesel ganz unmittelbar, man denke nur an die Wellen von betrügerischen Anrufen, bei denen regelmäßig ältere Menschen mit perfiden Maschen um ihr mühsam erspartes Geld gebracht werden. Auch deswegen muss sich eine Kreispolizeibehörde vor Ort gegen diese Verbrecher rüsten, wie Polizeirat Ralf Klauck betont. Bedeutet konkret: Wird eine Straftat, wie beispielsweise ein Betrug per Kurznachricht, hier im Kreis angezeigt, dann ist erstmal die örtliche Polizei zuständig – auch wenn die Täter ganz woanders sitzen.
Die Kreispolizei Wesel plant eine neue Struktur
Jüngst hat die Behörde ein Konzept vorgestellt, wie sie die Polizeiarbeit im Kreis Wesel neu strukturieren will. Dabei geht es vor allem um eine Reduzierung der Wachstandorte und die Arbeit der Verkehrspolizei, doch auch bei der Kripo soll sich etwas ändern. Die größte Neuerung: Die Einrichtung eines eigenen Kommissariats, das sich ausschließlich um Cyberkriminalität kümmert.
Bisher werden die Aufgaben von zwei verschiedenen Abteilungen übernommen. So sind etwa die Experten, die große Datenmengen von Festplatten auswerten, nicht dort angesiedelt, wo die Ermittlungen nach draußen stattfinden. „In der neuen Struktur sitzen alle zuständigen Ermittler dann Tür an Tür“, sagt Klauck. Angesiedelt wird die neue Einheit in Wesel. Von dort aus wird sie eng mit anderen Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, unter anderem dem Landeskriminalamt.
Kripo wird auf vier Wach-Standorte konzentriert
Wie gut die Cyber-Ermittler im Kreis künftig personell ausgestattet sein werden, das sagt der Polizeirat nicht – schließlich sollen Verbrecher über die Schlagkraft ihres Gegenspielers nicht aus den Medien erfahren. Nur so viel: „In der neuen Struktur ist die gleiche Anzahl Stellen vorgesehen“, so Klauck. „Wir stellen uns aber so auf, dass wir auf veränderte Herausforderungen besser reagieren können.“
Das gilt bei der Kripo nicht ausschließlich für die neue Abteilung. Auch die Ermittlerinnen und Ermittler aus anderen Bereichen sollen künftig zentral zusammengezogen werden – die Kriminalpolizei verteilt sich dann auf die Standorte in Wesel, Dinslaken, Moers und Kamp-Lintfort. „Bisher gibt es etwa noch einen Kollegen in Hamminkeln, der wird dann aus Wesel arbeiten“, sagt Klauck und verspricht: „Das wird keine Auswirkungen auf die Qualität der Ermittlungen haben, eine Zentralisierung macht an dieser Stelle die Arbeit der Kriminalpolizei effektiver.“ Das Innenministerium muss den Plänen der Weseler Polizei noch zustimmen, mit einer Umsetzung ist im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen.