Kreis Wesel. NRZ-Fragebogen: Der Weseler Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther sieht gerade den ländlichen Raum vor großen Herausforderungen.

Am 26. September sind die Bürger aufgerufen, über die neue Bundesregierung und die Zusammensetzung des Bundestags zu entscheiden. Zehn Bewerber gehen für den Wahlkreis Wesel I ins Rennen. Wir stellen die Kandidaten vor, dazu haben wie alle gebeten, unseren Fragebogen zu beantworten. Heute antwortet Bernd Reuther (FDP).

  • Vorname, Name:
  • Bernd Reuther
  • Geboren am:
  • 1. Mai 1971 in Wesel
  • Wohnt in:
  • Wesel
  • Familienstand, Kinder:
  • verheiratet, einen Sohn

Ausbildung, Beruf:

Nach meinem Abitur und anschließendem Wehrdienst studierte ich Sozialwissenschaften an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg (Abschluss: Diplom). Bevor ich 2017 in den 19. Deutschen Bundestag als Abgeordneter gewählt wurde, war ich viele Jahre für einen internationalen Baukonzern im Ruhrgebiet tätig.

Welche Hobbys haben Sie?

Ich verfolge mit meinem Sohn die Spiele des MSV Duisburg. Außerdem bin ich selbst sportlich aktiv. Neben Tennis spielen, Radfahren und Reiten bin ich außerdem aktiver Fußballer in der Mannschaft des FC Bundestages. Zudem bin ich engagiertes Mitglied bei unseren Weseler Bürgerschützen.

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Meinungsunfreiheit: Das gefährliche Spiel mit der Demokratie“ von Wolfgang Kubicki.

Ihr liebstes Urlaubsziel ist?

Ich verreise sehr gerne in die Niederlande.

Was macht Ihnen Angst?

Die Vorstellung einer rot-grün-roten Bundesregierung macht mir große Sorge.

Politischer Werdegang:

Seit 1990 bin ich Mitglied der Partei Freie Demokraten und engagiere mich kommunalpolitisch - u. a. als Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Wesel. Mich begeistert der Leitgedanke der Freiheit und Selbstbestimmung. Ich bin der Meinung, dass jeder die Chance haben sollte, durch die eigenen Leistungen im Leben voranzukommen, ganz egal ob in der Großstadt oder im ländlichen Raum. Aus diesem Grund ist die Partei Freie Demokraten auch meine politische Heimat geworden.

Ihre Stärken sind…?

...zuhören können, kommunikativ sein.

Ihre Schwächen sind…?

...manchmal zu ungeduldig sein.

Nennen Sie die drei wichtigsten Themen für ihren Wahlkreis?

Vor allem der ländliche Raum steht vor großen Herausforderungen. Hier gibt es viel zu tun, insbesondere in Sachen Digitalisierung und innovativer Mobilität. Diese Themen wurden in der Vergangenheit zu wenig berücksichtigt. Darüber hinaus möchte ich den Mittelstand und das Handwerk stärken, die das Rückgrat unserer Wirtschaft und Motor für Wohlstand und Arbeitsplätze vor Ort sind.

Was haben Sie aus der Corona-Pandemie gelernt?

Positiv hervorzuheben sind die schnellen und unbürokratischen Hilfen, die es gab – sei es das Kurzarbeitergeld oder die Wirtschaftshilfen für besonders betroffene Branchen. Die Pandemie hat allerdings auch deutlich gemacht, wie weit Deutschland noch in Sachen Digitalisierung zurückliegt. Das ist besonders auffällig an den Schulen und Behörden geworden. Darüber hinaus müssen wir immer hinterfragen, wie weit die Bundesregierung mit Freiheitseinschränkungen gehen kann. Solche weitreichenden Grundrechtseingriffe müssen immer geeignet, erforderlich und verhältnismäßig sein. Das ist der Garant für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Stichwort Corona: Der Verschuldung des Bundes ist um rund 450 Milliarden Euro durch die Pandemie gestiegen (Stand Mai). Wie sollen diesen Schulden zurückgezahlt werden – und wann?

Was Deutschland braucht ist Wachstum. Nur so können die Folgen der Corona-Pandemie überwunden werden. Dafür brauchen wir ein grundsätzliches Umdenken in der Steuerpolitik: Bürgerinnen und Bürger müssen spürbar entlastet werden, um die Grundbedingung zur wirtschaftlichen Erholung unseres Landes zu schaffen. Die Schuldenstandsquote Deutschlands wollen wir gemäß den Maastricht-Kriterien zügig wieder unter die 60-Prozent-Marke senken. Auf die Corona-Krise konnte nur deshalb so entschlossen reagiert werden, weil die deutsche Staatsverschuldung in den Jahren davor auf unter 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gesunken war. Um auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein, müssen die Corona-Schulden so schnell wie möglich abgebaut werden. Nur so hinterlassen wir unseren Kindern solide Finanzen. Dabei stehen wir für eine solide und investitionsorientierte Haushaltspolitik und zur im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse. Wir lehnen eine einmalige Vermögensabgabe ebenso ab wie die Wiederbelebung der Vermögensteuer. Beides ist für unsere mittelständisch geprägte Wirtschaft ein Hemmschuh bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, weil den Unternehmen Liquidität, unabhängig von deren Ertragslage, entzogen wird.

Wie stehen Sie zur Aufnahme von Flüchtlingen bzw. Ortskräften aus Afghanistan?

Die Bilder aus Afghanistan sind erschütternd. Den Menschen muss vor Ort so schnell es geht geholfen und Sicherheit geboten werden. Es kann jedoch keine Lösung, die Menschen auf den gefährlichen Weg nach Europa zu nötigen. Vielmehr muss der afghanischen Bevölkerung und den Flüchtlingen in den Nachbarländern eine ausreichende Versorgung sowie Sicherheit garantiert werden. Dazu müssen die finanziellen Mittel für humanitäre UN-Organisationen erhöht werden, um die Betroffenen vor Ort versorgen zu können. Klar ist aber auch, dass den Menschen, die uns vor Ort geholfen haben, selbstverständlich so schnell wie möglich aufgenommen werden müssen. Die Bundesregierung sollte sich für eine internationale Konferenz einsetzen, um die am meisten bedrohten Flüchtlinge geordnet international zu verteilen.

Der Klimawandel ist…

...eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und entscheidend für die kommenden Generationen. Deshalb wollen wir CO2 in allen Sektoren einen Preis geben, um die Klimaziele in Deutschland effizient zu erreichen. Eine Energiewende innovativ, international und als Gesamtsystem gedacht.

Soziale Gerechtigkeit ist...

...Chancengleichheit und nicht Umverteilung. Wir wollen jeden dazu befähigen, seine eigenen Ziele zu erreichen.

Welche Projekte würden Sie fördern, wenn Sie drei Millionen Euro für ihren Wahlkreis frei vergeben könnten?

Mit drei Millionen Euro würde ich die Schaffung von neuen und zukunftsorientierten Arbeitsplätzen vorantreiben, um vielen Menschen eine neue Perspektive zu geben. Außerdem würde ich für einen flächendeckenden Ausbau einer Glasfaser-Infrastruktur zu sorgen, das gerade im ländlichen Raum zu kurz kommt.

Was wollen Sie tun, um die Kommunen in ein schuldenfreies Zeitalter zu führen?

Die Kommunen in Deutschland brauchen mehr Freiräume. Wir sind der Meinung, dass Kommunen besser eigenverantwortlich über freie Finanzmittel entscheiden sollten, um so über ihre Pflichtaufgaben hinauszuwachsen und individuelle Gestaltungsspielräume wahrzunehmen. Kommunen, die neben den Pflichtaufgaben Straßenbau, Bebauungsplänen und Schulbau durch gutes Wirtschaften auch Kür-Aufgaben der Selbstverwaltung wie beispielsweise Museen, Schwimmbäder, Jugend- und Sozialeinrichtungen oder die Tilgung von Altschulden erledigen können. Dies führt zu einem besseren Standortfaktor und wachsendem Wohlstand. Dafür müssen die Kommunen zwingend finanziell besser ausgestattet werden.

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