Hamminkeln. Heimatverein Dingden beteiligte sich am „Europäischen Tag der jüdischen Kultur.“ Erzählt wurde die Geschichte der Emigration von Ernst Humberg.
Am Sonntag beteiligte sich der Heimatverein Dingden erstmals am „Europäischen Tag der jüdischen Kultur.“ Ulrich Bauhaus und Hermann Ostendarp erzählten im Saal des St. Josef-Hauses die spannende Geschichte der Emigration der Familie Ernst Humberg sowie der Wiederentdeckung ihrer Vergangenheit. Mit einer Vielzahl an Fotos und Dokumenten stellten die beiden Dozenten das Leben von der Geburt Humbergs bis zu den heutigen Nachfahren dar.
Ernst Humberg sollte in der Reichspogromnacht verhaftet werden
Er wurde 1893 als das siebte von neun Kindern geboren und wuchs in Dingden auf. Im ersten Weltkrieg 1914 wurde Humberg zum Kriegsdienst eingezogen und später mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet. Im Alter von 37 Jahren heirate er seine Frau Erna, die aber 1931 bei der Geburt des Kindes verstarb. 1933 heiratet Ernst Humberg Hilde, die jüngere Schwester seiner Frau. In der Reichspogromnacht sollte Ernst Humberg verhaftet werden, er konnte jedoch in die Niederlande fliehen. Ehefrau Hilde brachte währenddessen das einzige Kind, Ruth, auf die Welt.
1957 verstarb Ernst Humberg in Winnipeg
Ernst Humberg wurde schnell klar, dass die Niederlande dauerhaft keinen Schutz vor den Nazis bieten können. Im März 1939 reiste die Familie nach Kanada und immigrierte dort nach Winnipeg. Nach einem späteren Umzug in die Provinz Quebec kaufte sich Humberg eine Farm, die er bis zu seiner schweren Erkrankung bewirtschaftete. Die Farm musste aufgegeben werden, man zog zurück nach Winnipeg, wo Ernst am 23. April 1957 verstarb.
Der kurzweilige Vortrag setzte mit der Geschichte der Tochter Ruth fort, die 2012 noch einmal ihr Geburtsland und auch das Haus ihrer Eltern besuchte. Das „Humberghaus“ wurde zwischenzeitlich von den Mitgliedern des Heimatvereins Dingden saniert und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Vortrag, aber auch die einleitenden Worte des Vorsitzenden Heinz Wolberg zeigten auf, wie schwer es für viele vertriebenen und geflüchteten Juden ist, Deutschland wieder zu besuchen. Die Verbindung zwischen den Mitgliedern des Heimatvereins und den Nachkommen der Humberg-Familie ist jedoch seit dem Deutschlandbesuch sehr eng und freundschaftlich.
Heimatverein pflegt Kontakt zur Familie
2015 nahm sogar eine Abordnung des Vereins an der Hochzeit von Susan Muscovitch, der Enkelin Ernst Humbergs, teil. Der rund einstündige Vortrag vor rund 30 Personen, unter dem Motto „Wo Heimkehr und Aufbruch keine Widersprüche mehr sind, ist Heimat“, endete mit einem Kaffeetrinken und einem regen Meinungsaustausch. Zeitgleich konnte auch das Humberghaus besichtigt werden.