Hamminkeln. . Der Heimatverein Dingden stellt das Konzept des künftigen Museums vor. Die Eröffnung findet am 8. Juni statt.

Im Sommer ist es endlich soweit: Das Humberghaus erzählt seine Geschichte und die seiner Bewohner, ihre Freuden und ihr großes Leid. Doch es werden nicht nur die Schicksale, die Vertreibung, Verfolgung und die Ermordung der Angehörigen der Familie Humberg im künftigen Museum in Dingden geschildert, es geht auch um Perspektiven. Gestern stellte der Heimatverein das Konzept für den Geschichtsort Humberghaus vor.

Erzählende Führungen

Das Haus, in dem die jüdische Familie Humberg einst mitten in Dingden lebte, von den Nachbarn geachtet, in Vereinen integriert, und dennoch von den Nationalsozialisten ausgegrenzt und zur Flucht gezwungen, ist seit 2008 offiziell im Besitz des Vereins. Schon Jahre zuvor haben Vereinsvertreter das Gebäude entrümpelt und wahre Schätze dort entdeckt. Schnell stand fest, dass man die Geschichte dieses Hauses und seiner Bewohner der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Parallel zur Restaurierung des Gebäudes gingen Vorstandsmitglieder wie Hermann Ostendarp, Ulrich Bauhaus, Wilfried Breitkopf oder Bernhard Groß-Bölting der Geschichte der Humbergs nach. Was sie im Laufe dieser Zeit entdeckt und zusammengetragen haben, ist sehr außergewöhnlich, stellte gestern Dr. Ullrich Hermanns fest, dessen Münsteraner Büro „Ausstellung Medien Transfer“ die Konzeption des künftigen Museums erarbeitete.

Bei den gesammelten Kleinutensilien gab es viel zu sehen. Foto: Heinz Kunkel
Bei den gesammelten Kleinutensilien gab es viel zu sehen. Foto: Heinz Kunkel © WAZ FotoPool

Wobei er das Haus nicht als Museum bezeichnet, sondern als Geschichtsort, der Besuchern etwas zu sagen hat. Und solche Erzählungen stehen im Mittel seines Konzeptes. Im Erdgeschoss sollen die einzelnen Familienmitglieder mit Hilfe einer „ausgefeilten Audio-Führung“ vorgestellt werden, mit Originaltönen aus der Zeit und anderen atmosphärischen Schilderungen. Die Besucher erfahren etwas über die Exponate, die den einzelnen Person zugeordnet werden und über die persönlichen Lebensumstände, die Dorfgemeinschaft und das Vereinsleben.

Grundriss: Jeder Raum im Erdgeschoss ist einem Familienmitglied zugeordnet.
Grundriss: Jeder Raum im Erdgeschoss ist einem Familienmitglied zugeordnet.

Hermanns verzichtet auf überladene Räume, setzt auf die sparsame Ausstellung von Gegenständen und Dokumenten. Gezeigt werden auch die Funktion der Zimmer und Räume, schließlich betrieb Familie Humberg gleichzeitig eine Metzgerei und ein Textilgeschäft.

Perspektiven

Das Obergeschoss ist der Zeit der Emigration und Verfolgung gewidmet. Fürsprecher erzählen über die vier Kinder der Familie Humberg, Helene, Leo, Johanna und Wilhelm, die ermordet wurden oder unter ungeklärten Umständen starben.

Foto: Heinz Kunkel
Foto: Heinz Kunkel © WAZ FotoPool

Außerdem gibt es Dokumente über das Dingden zwischen 1933 und 1945 zu sehen. Aber das Stockwerk ist auch offen für die Zukunft: für die nach Kanada emigrierten Humbergs und ihre Nachkommen. „Wir wollen nicht mit einem dunklen Kapitel enden, sondern zeigen, dass sich Menschen um das Haus und die Geschichte kümmern“, erläuterte Dr. Hermanns.

Noch ist offen, ob die Erzählungen von professionellen Sprechern übernommen werden, erläuterte Hermanns. Außerdem werde derzeit überlegt, auch kurze, plattdeutsche Texte einfließen zu lassen - bis zur offiziellen Eröffnung am 8. Juni und den beiden anschließenden Tagen der offenen Tür bleibt ja auch noch ein bisschen Zeit...

Exponate: Viele unterstützen die Sammler

„Wir denken manchmal, dass wir nichts mehr finden“, erzählte Ulrich Bauhaus vom Vorstand des Heimatvereins Dingden über das Sammeln von Exponaten für das Humberghaus. Doch immer wieder bekommen er und seine engagierten Mitstreiter Hinweise auf Gegenstände, die den einstigen Bewohnern zuzuordnen sind. Zum Beispiel die Klingel des Fahrrades, mit dem Ernst Humberg am Abend des 9. November 1938 über die Grenze ins niederländische Winterswick geflüchtet war. Das Rad nahm er mit, als er mit seiner Familie im April 1939 nach Kanada auswanderte. Enkelin Susan Muscovitch fand Fahrrad und Klingel mit der Inschrift Wilh. Thiemann, Brünen/b. Wesel und schickte sie dem Heimatverein. Der erläuterte, warum nun das Münsteraner Büro das Konzept für das Humberghaus übernimmt. Das Unternehmen von Dr. Ulrich Hermanns habe sich auf die Entwicklung solcher Projekte spezialisiert. Es konzipiere und realisiere Kultur- und Naturprojekte, Ausstellungen und Museen. Der Verein fühle sich seinen Geldgebern gegenüber verpflichtet, etwas qualitativ hochwertiges zu schaffen.