Wesel. Gutachter sieht unter anderem „verdeckte Mängel“ als Ursache für die Klärwerks-Störung im Februar. Der Fall führte zum Streit in der Politik.

Im Februar hatte eine Störung im Weseler Klärwerk für viel Wirbel in der Politik gesorgt. Durch den Störfall war mit Schlamm belastetes Abwasser in den Rhein gelangt, wie das Landesumweltamt bei einer Prüfung feststellte. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten kommt nun zu dem Schluss, dass „verdeckte Mängel“ in Kombination mit witterungsbedingten Einflüssen zu dem Vorfall geführt hatten. Das teilen die Weseler Stadtwerke am Wochenende mit.

Der Vorfall hatte besonders aufgrund der Auseinandersetzungen im Stadtrat für Aufsehen gesorgt. Denn die Grenzwertüberschreitung beim Abwasser könnte für die Stadt teuer werden. SPD-Chef Ludger Hovest hatte in einer Ratssitzung im März von einer Rechnung in Millionenhöhe gesprochen und gefordert, dass nicht der Gebührenzahler dafür zur Kasse gebeten werden dürfe. Unklar ist, ob eine Versicherung für den Schaden einspringt.

Ratsmehrheit beschloss Abwahl von SPD-Chef Hovest aus dem Aufsichtsrat

Weil Hovest angeblich als stellvertretender Vorsitzender des Stadtwerke-Aufsichtsrates vertrauliche Informationen im Rat öffentlich gemacht haben soll, beschloss eine Ratsmehrheit auf Antrag von CDU, Grünen und FDP, ihn aus dem Aufsichtsrat abzuberufen. Die Stadtverwaltung widerspricht der Auffassung, dass der Sozialdemokrat die Verschwiegenheitspflicht verletzt habe. Im September muss sich der Stadtrat erneut mit dem Thema befassen – je nach Ergebnis muss danach möglicherweise der Kreis Wesel über die Sache entscheiden.

Unabhängig von dem politischen Streit haben die Gesellschafter der Stadtwerke zur Klärung des Störfalls am 15. Februar einen Gutachter beauftragt. Am vergangenen Freitag ging es in einer Sondersitzung des Aufsichtsrates um die Ergebnisse: Als Ursache für die Ausfälle der Räumer in der Nachklärung wurde demnach mit Hilfe eines Sachverständigen für Automatisierung ein „verdeckter Mangel“ nachgewiesen, der bereits seit Errichtung der Räumertechnik in den Jahren 2008/2009 bestehen soll, teilen die Stadtwerke mit.

Kalte Witterung und Tauwetter trug zur Störung in Kläranlage bei

Weiter heißt es: „Zusätzlich wirkten sich die extrem niedrigen Temperaturen sowie das eintretende Tauwetter ungünstig aus, so dass es durch das Zusammenspiel dieser Faktoren unvorhersehbar zu dieser als Unfall einzustufenden Betriebsstörung kommen konnte.“

Laut Gutachter soll es sich um eine „extrem seltene Kausalkette“ gehandelt haben, der Störung liege also nicht nur nicht eine Ursache zugrunde. Die Stadtwerke Wesel sichern zu, die „verdeckten Mängel“ kurzfristig zu beheben und „zusätzliche Betrachtungen zur Optimierung der Verfahrenstechnik und Steuerung im Bereich der Nachklärung“ vorzunehmen, um eine Wiederholung auszuschließen.

Außerdem habe das Gutachten gezeigt, dass „der Betrieb der komplexen Kläranlage seit vielen Jahrzehnten sehr stabil läuft und über ein hohes Leistungspotenzial verfügt. Die Mitarbeiter arbeiten hier sorgfältig, gewissenhaft und sind gut organisiert“, schreiben die Stadtwerke in einer Pressemitteilung.