Hamminkeln. Dank einer zweiten Drohne konnten die Rehkitzretter des Hegering Hamminkeln deutlich mehr Tiere vor dem sicheren Tod in der Mähmaschine bewahren.

Auch wenn im Mai aufgrund des wechselhaften und teils sehr nassen Wetters häufig nicht gemäht und somit auch nicht gerettet werden konnte, so blickt die Kitzrettung Hamminkeln doch auf ein äußerst beachtliches Ergebnis. Die Zahl der in der Saison 2020 geretteten 55 Kitze wurde in diesem Jahr auf 101 Kitze gesteigert und somit nahezu verdoppelt. „Das ist ein großartiger Erfolg, den wir vor allem der enormen Mithilfe aller HelferInnen zu verdanken haben,“ freut sich Hegeringleiter Björn Alexander.

Dass überhaupt so viele Kitze gefunden werden konnten, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass selbst an Werktagen morgens bis zu 20 Helferinnen und Helfer vor der Schule oder der Arbeit mit am Start waren. Dass galt auch Sonn- und Feiertagen. Gleichzeitig konnte die Kitzrettung Hamminkeln noch auf eine zweite Drohne zurückgreifen.

Zweite Drohne ermöglichte mehr Einsätze der Rehkitzretter

Die Kreisjägerschaft Wesel hat sich ebenfalls Drohnen zur Tierrettung angeschafft, von denen eine größtenteils in Hamminkeln eingesetzt wurde. Alexander: „Planungstechnisch war das zweite Team zwar eine immense Herausforderung, da doppelt so viel koordiniert werden musste. Aber in der Summe macht sich die zweite Drohne eben doch extrem bemerkbar, da wir so morgens zum Teil insgesamt an die 100 Hektar fliegen konnten.“

Und so kam es, dass auch das größte Wild in unseren Breiten auf dem Rettungsplan landen konnte: das Rotwild. In Hamminkeln kommt das zwar so gut wie gar nicht vor. Aber im Kreis Wesel schon. Die Kitzrettung konnte im Anschluss an die Überflüge auf dem Hamminkelner Stadtgebiet in angrenzenden Bereichen auf dem Stadtgebiet von Wesel zwei Rotwildkälber aus einer zu mähenden Wiese vergrämen beziehungsweise retten. Hinzu kamen - wie im letzten Jahr auch - unzählige Hasen, Junghasen und Vogelgelege.

Kitzretter Thomas Armbrust zeigt die Drohne, mit der die Felder in Hamminkeln abgesucht werden.
Kitzretter Thomas Armbrust zeigt die Drohne, mit der die Felder in Hamminkeln abgesucht werden. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Allerdings sind die Anfragen in diesem Jahr - gerade als die Wiesenmahd für die Heuernte losging - förmlich explodiert.

Rehkitzretter erhielten sehr viele Anfragen

Björn Alexander: „Es ist nicht möglich, bei gutem Wetter auch nur annähernd alle Anfragen zu beantworten. Hier bräuchten wir vier bis sechs Drohnen.“ Hauptflugzeit ist für die Kitzrettung Hamminkeln von etwa Ende April bis Ende Juni. Dann liegen die Kitze in den Wiesen und sind - noch ohne Fluchtinstinkt - den Mähwerken ausgeliefert. Doch es gibt eben sogenannte Vergrämungsmethoden, die schon seit Jahren angewendet werden.

Beispielsweise das Absuchen der Flächen mit geeigneten Hunden und das anschließende Aufstellen von Fähnchen, so dass die Ricke (die Rehmutter) misstrauisch wird und den Nachwuchs in der Nacht vor der Mahd aus der Fläche nimmt. Auch Wildwarner in akustischer Form finden häufig Verwendung.

Das Zeitfenster für die Rettung der Rehkitze ist begrenzt

Das mit Abstand leistungsfähigste System ist derzeit allerdings die Drohne mit Wärmebildkamera. Hierbei lassen sich die Wildkörper sehr gut darstellen. Anschließend werden die Helferinnen und Helfer mittels Funkgeräten dorthin gelotst, um das Wild aus der Wiese zu vertreiben. Jüngere Kitze werden in Kartons oder Kisten gelegt und direkt nach der Mahd wieder in die Freiheit entlassen. Im Anschluss nehmen die Ricken die Kitze dann wieder an.

Die Kitzretterin Nadine Leswzinski trägt ein Reh vorsichtig an dem Wiesenrand. Dort wird es in eine Kiste gesetzt, bis die Wiese gemäht ist.
Die Kitzretterin Nadine Leswzinski trägt ein Reh vorsichtig an dem Wiesenrand. Dort wird es in eine Kiste gesetzt, bis die Wiese gemäht ist. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Wichtig ist hierbei die gute und ausgeprägte Kommunikation im Vorfeld der Mahd. Denn das morgendliche Zeitfenster für das Auffinden des Wildes ist klein. Es geht nämlich nur, wenn es morgens noch kalt genug ist. Das heißt, dass es in der Regel zwischen 4 und 4.30 Uhr losgeht. Gegen 9 Uhr ist dann normalerweise der Zeitpunkt gekommen, an dem die Sonne die Fläche so stark aufgeheizt hat, dass es nicht mehr möglich ist, das Wild sicher aufzufinden.

Die NRZ begleitete die Rehkitzretter bei ihrer Arbeit. Den Bericht finden Sie hier.