Hamminkeln. Der Hegering Hamminkeln, Naturfreunde und Landwirte arbeiten in einem Projekt zusammen. Mit einer Drohne suchen sie vor dem Mähen die Wiesen ab.

Man mag es sich gar nicht vorstellen: Jedes Frühjahr geraten unzählige Rehkitze auf den Wiesen in die Mähern der Landwirte und verenden. „Wir hatten noch nie einen Überblick, wie viele das eigentlich sind“, sagt der Hamminkelner Hegeringsleiter Björn Alexander. In Hamminkeln wird die Zahl auf jeden Fall künftig deutlich sinken. Die „Rehkitzrettung Hamminkeln“ hat sich mit Hilfe von Sponsoren eine Drohne angeschafft und suchte damit vor der Mahd die Wiesen der Landwirte ab. Das Ergebnis am Ende der Saison ist eine Überraschung: 55 Jungtiere konnten so vor dem sicheren Tod bewahrt werden. „Eine unglaubliche Zahl“, stellt Björn Alexander erfreut fest.

Sie zeigt einerseits, dass es im Stadtgebiet noch viel Rehwild gibt, andererseits aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem örtlichen Landwirten. Denn das Drohnenteam und die Helfer, darunter auch Schüler, sind auf die Anfrage dere Landwirte angewiesen. Eigentlich hatten die Rehkitzretter, die auf Initiative des Hegerings aktiv wurden, extra Flyer gedruckt, um ihr neues Angebot bekannt zu machen.

Bis zu fünf Rehkitze pro Einsatz wurden gerettet

Doch die wurden gar nicht benötigt, durch Mundpropaganda brachten es die Freiwilligen auf 35 Einsätze, bei denen bis zu fünf Jungtiere entdeckt werden konnten. Alexander: „Wir waren schon an der Kapazitätsgrenze.“ Gut 700 Hektar Wiese suchten die Teams ab. Dabei haben die Einsätze durchaus sportliche Qualitäten: Pro Einsatz liefen die Teams bis zu 20 Hektar ab, also gut 20 Fußballfelder, berichtet der Hegeringsleiter.

Das Ganze musste immer am frühen Morgen ab 4.30 Uhr passieren in einem schmalen Zeitfenster. Denn je mehr sich der Boden aufwärmt, desto schlechter sind die Kitze im Gras von der Wärmebildkamera zu entdecken. Bis etwa 20 Grad ist die Suche möglich. Und auch die fünf Drohnenakkus haben ihre Grenzen.

Drohne ist mit einer Wärmebildkamera ausgestattet

Neben dem Drohnenpiloten ist dabei ein so genannter Spotter im Einsatz, der an einem Wärmebildmonitor die Kitze sucht und dann die vier bis acht Helfer in der Wiese zu ihrem Ziel navigiert. Gerade die jungen, flinken Schüler waren da eine große Hilfe, berichtet Björn Alexander. Und der Fund ist für alle ein Erlebnis: „Man glaubt gar nicht, wie toll das ist, wenn man das erste Kitz gefunden hat“. Die Tiere, die noch keinen Fluchtinstinkt haben, werden dann in einer Kiste verstaut und nach der Mahd wieder ausgesetzt.

Das Muttertier ist immer in der Nähe, weiß Alexander, und findet seinen Nachwuchs dann schnell wieder. Gelegentlich entdeckten die Kitzretter auch andere Tiere wie zum Beispiel Igel. Außerdem stellten die Jäger und Landwirte auf vielen Flächen noch Tüten auf, um Rehe vor der Mahd zu vergrämen.

Im nächsten Jahr geht die Rehkitzrettung weiter

Nun ist die Saison für die Rehkitzrettung vorbei und alle Beteiligten freuen sich über den großen Erfolg. Die Jungtiere sind groß genug, um zu flüchten. Daher ist die Gefahr bei der anstehenden Getreideernte auch nicht so groß wie beim Mähen der Wiese, erklärt Björn Alexander. Gut 700 Einsatzstunden sind bei den Hegerings-Mitgliedern und ihren Helfern zusammengekommen. Es ist bereits klar: Im nächsten Frühjahr geht der Einsatz weiter.

>> Sponsoren halfen beim Kauf der Drohne

Für rund 8000 Euro haben die Rehkitzretter eine Drohne gekauft, die neben einer üblichen Kamera auch mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist. Vorab hat der Hegering Hamminkeln an einem Crowd-Founding-Projekt der Volksbank Rhein Lippe teilgenommen, Sparkasse und weitere Sponsoren unterstützten das Projekt. In diesem Jahr war die Drohne erstmals im Einsatz. Weitere Infos unter www.rehkitzrettung-hamminkeln.de.