Schermbeck. Das Schermbecker Naturschutzgebiet Lichtenhagen zeichnet sich durch viele Arten aus. Die Hobby-Schafszüchter Dorr entdeckten dort Hirschkäfer.

Wie wichtig die Schafhaltung für die Natur ist, wurde im Schermbecker Naturschutzgebiet Lichtenhagen einmal mehr deutlich. Dort haben die Schermbecker Tierärztin Margret Dorr und ihr Ehemann Christoph Dorr seit 2015 eine Wiese gepachtet um ihrem Hobby Schafhaltung nachzugehen. 15 Mutterschafe und 10 Lämmer leben dort in dem Idyll.

Bald fielen den Dorrs Löcher in der Wiese auf. „Wir konnten uns diese gar nicht erklären“, erzählt Christoph Dorr beim Ortstermin mitten im Naturschutzgebiet. So haben sie Landwirte gefragt und auch diese hatten keine Idee, was das sein könnte. Aber „Mr. Google“ konnte helfen und so erfuhren die Hobbyschäfer, dass es sich bei den Löchern um Gänge zu den Brutkammern der Stierkäfer handelt, die unter Naturschutz stehen und in NRW eher selten geworden sind.

Käfer lieben sandigen Boden

Dieser Käfer lebt gern in sandigen Waldgegenden, in Kiefernwälder, oder auch in Dünen, erklärten Biologe Klaus Kretschmer von der Biologischen Station Wesel und Heinz-Hermann Verholte vom RVR Grün beim Ortstermin. Dass er hier zu finden ist, sei zum einen der Schafhaltung zu verdanken, denn der Stierkäfer ernährt sich nicht nur vom Kot, sondern baut damit auch Brutkammern. Dafür gräbt er ein- bis eineinhalb Meter tiefe Erdstollen, trägt den Kot dort hinein. Das Stierkäfer-Weibchen legt die Eier nach Fertigstellung ab, aber nicht direkt darin, sondern etwas abseits in der Erde. Die ausschlüpfenden Larven müssen sich dann den Weg zur Nahrung bahnen.

Die Trockenheit der letzten Jahre gibt dem Insekt, das 15 bis 20 Millimeter groß wird und zur Familie der Mistkäfer gehört, unten in der Erde Lebensraum. Im nassen Boden würde er absterben. Wenn die Käfer nach circa zwei Jahren ihr Werk vollbracht und für Nachwuchs gesorgt haben, ist ihr Lebenskreislauf beendet.

Die Vielfalt begeistert die Naturschützer

100 Hektar groß ist das Naturschutzgebiet Lichtenhagen, von dessen Vielfältigkeit Heinz Hermann Verholte begeistert ist. In Moorschlenken und dem bodensauren Eichenwald hätten sich in den letzten 30 Jahren viele Tierarten und Pflanzen wieder angesiedelt, darunter auch der Moorfrosch und weitere Amphibien und Reptilien. „Für unsere Flächen wünschen wir uns Weidetierhalter, denn diese sind wichtige Partner im Naturschutz“, so Verholte. Eine extensive Beweidung erhalte wie im Fall dieser Schafsweide eine artenreiche Kulturlandschaft. Christoph Dorr hat beobachtet, dass in diesem Jahr auch andere Gräser und Pflanzen, als in den Vorjahren, in der Wiese gewachsen sind.

Der Käfer ist selten zu sehen, weil er abends aktiv ist. Aber Christoph Dorr ist fündig geworden und hatte zwei tote Tiere zur Ansicht im Gepäck.