Schermbeck. In den 70er Jahren wurden schon Postkarten mit dieser Bezeichnung gedruckt – Ziel ist nun eine „echte“ Zertifizierung, zumindest als Erholungsort
In der Einwohnerfragestunde der jüngsten Ratssitzung meldete sich der ehemalige Vize-Bürgermeister Engelbert Bikowski zu Wort: „Ich muss jetzt doch mal einen Mythos ausräumen: Einen Luftkurort Schermbeck hat es nie gegeben!“
Er bezog sich damit auf einen Redebeitrag von Ratsherr Thomas Heiske (Zukunft Schermbeck). Dieser hatte bei der Diskussion, ob sich Schermbeck als Erholungsort oder sogar Luftkurort zertifizieren lassen solle, gesagt: „Schermbeck war ja mal Luftkurort – irgendwann in den 70er Jahren. Ich habe davon alte Postkarten gesehen.“ Ansichtskarten von einem Luftkurort, den es nie gab?
War Erich Köster ein Visionär?
Bikowski klärt auf: Aus heutiger Sicht sei das irreführende Werbung, sagte er sinngemäß: Der Druckereibesitzer Erich Köster habe die Postkarten mit dem Slogan „Luftkurort Schermbeck“ einfach mal gedruckt. Irgendwann sei dann jemand dahinter gekommen, dass das ja gar nicht stimme und man habe Köster den Druck verboten – doch da waren die Postkarten schon lange im Umlauf und sind es sogar bis heute...
Bürgermeister Mike Rexforth merkte dazu leicht amüsiert an: „War Erich Köster vielleicht ja damals schon ein Visionär?“
Allerdings könnten bald neue Postkarten in Auftrag gegeben werden, dann vielleicht sogar mit dem gerechtfertigten Aufdruck „Erholungsort Schermbeck“ oder sogar „Luftkurort Schermbeck“.
Der Antrag soll gestellt werden
Zumindest wurden jetzt in der Ratssitzung die Weichen in diese Richtung gestellt. Das Gremium beauftragte die Verwaltung einstimmig, einen Antrag auf Anerkennung als staatlich anerkannter Erholungsort nach dem Gesetz über Kurorte im Land NRW bei der Bezirksregierung Düsseldorf zu stellen. Die entsprechenden Finanzmittel werden in den Haushalt eingestellt.
Die Verwaltung sieht viele Vorteile in einer Zertifizierung: „Die Auszeichnung als ,Erholungsgebiet’ oder gar ,Luftkurort’ würde uns weitere Privilegien ermöglichen und den nachhaltigen Tourismus sichern. Von einer Erhöhung der Übernachtungszahlen in unserem Ort profitieren nicht nur Gastronomie- und Hotellerie, sondern auch weitere Leistungsträger wie Hofläden, Forellenzuchtbetriebe, der lokale Einzelhandel und auch unser Vereinsleben.“
Für Tourismuswirtschaft von großer Bedeutung
Die Prädikatisierung werde weitere Arbeitsplätze schaffen und das Präventions- und Sportangebot vor Ort ebenfalls für Gäste und Bürger erweitern. Diese Prädikate seinen für die Tourismuswirtschaft von großer Bedeutung sind, da sie die Standortentscheidung der Gäste, deren Reisemotiv „Gesundheit und Erholung“ ist, maßgeblich beeinflusst.
„Der Wettbewerb um den Gast ist nur über Qualität zu gewinnen und diese können wir mit dem Prädikat weiter verbessern“, so Schermbecks Wirtschaftsförderung, für die Sabrina Greiwe ergänzt: „Wir könnten dann sogar Kurtaxe erheben.“
Klaus Roth sagte mahnend: „Man geht da ja auch eine Verpflichtung ein!“
Für die Partei nahm Manuel Schmidt die Idee ironisch: „Grundsätzlich fänden wir das ja nicht schlecht, wenn wir Erholungsort wären. Ein Stückweit ist das aber Realsatire, je nachdem mit welchem Slogan man dann wirbt, vielleicht mit ,Home of the Ölberg!’“
Überwiegend gab es aber Zustimmung zu der Idee einer Zertifizierung