Wesel. Viele Jahre lang servierten Doris und Claudia Bongers Kuchen, Torten und Frühstück in ihrem antik eingerichteten Café. Es wird nicht mehr öffnen.
Schon seit Oktober ist das Café Minchen coronabedingt geschlossen – und dabei wird es auch endgültig bleiben: Doris Bongers und ihre Tochter Claudia haben sich schweren Herzens entschieden, das gemütlich eingerichtete Café voller antiker Möbel nicht mehr zu weiterzuführen. Mit viel Leidenschaft haben die beiden Frauen viele Jahre lang Kaffee, Kuchen oder Frühstück serviert, aber aus gesundheitlichen Gründen muss sich Doris Bongers (72) nun zurückziehen.
Und ihre Tochter Claudia hat eine neue berufliche Aufgabe bei der Stadt Hamminkeln gefunden. „Ich hatte immer Spaß daran, hier zu arbeiten“, versichert sie. Doch ohne ihre Mutter, mit der sie 17 Jahre lang das Café betrieb, war das nicht vorstellbar. Und eine berufliche Veränderung reizte die studierte Kunsthistorikerin.
Für viele Gruppen, Geburtstags- und Beerdigungsgesellschaften oder Stammgäste war das Haus an der Dinslakener Landstraße eine beliebte Adresse – schon allein wegen der vielen selbst gebackenen Kuchen und Torten.
Selbst gebackene Kuchen im Café Minchen
Käse-Sahne, erzählt Claudia Bongers, war immer der Renner, aber auch Spezialitäten wie „Minchens Apfeltorte“, die Erdbeer-Mascarpone- oder die Eselküsschen-Torte lockten die Fans von süßem Gebäck an, nicht nur aus Wesel, sondern zum Beispiel auch aus Voerde oder Dinslaken.
Die Gäste schätzten ebenso die wohnliche Atmosphäre mit den antiken Vitrinen, Tischen und Stühlen, dem Kachelofen oder den alten Standuhren, weiß Claudia Bongers. Eine davon aus dem 18. Jahrhundert stammt von dem Weseler Uhrmacher Johann Achterfeld. Doris und ihr Mann Manfred, der in diesem Jahr leider verstarb, haben sie einst in Holland entdeckt.
Das Ehepaar hatte das Haus an der Dinslakener Landstraße 1989 auf der Suche nach einem Standort für seinen Antiquitätenhandel entdeckt. Wilhelmine „Minchen“ Ludwig, die 1996 starb, hatte in dem Haus bis dahin den Lebensmittel-Großhandel ihres Vaters weitergeführt. Sie stand auch Pate für den Namen der Kaffeestube, die Doris Bongers am 31. Juli 2004 eröffnete. „Ich habe schon immer gerne gebacken und gekocht“, berichtet sie. Die Antiquitäten haben sie und ihr Mann hauptsächlich in den Benelux-Ländern erstanden. Bis zu 100 Personen bewirteten die Bongers an sechs, manchmal sogar sieben Tagen die Woche. Auch an Kurse wie Servietten oder Bücher falten (Orimoto) und Lesungen erinnern sich die beiden Frauen gern.
Vorerst wird in der Kaffeestube nichts verändert
Doch im vergangenen Jahr kam Corona, damit wurde es aufgrund der Beschränkungen immer schwieriger, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Vor der Schließung im vergangenen Herbst war praktisch nur noch der Außer-Haus-Verkauf möglich. Jetzt schreiten die Lockerungen voran, doch das Café bleibt geschlossen.
Noch sieht es in dem Café aus wie immer, nur die frischen Kuchen und Torten fehlen. Verändern wollen Claudia und Doris Bongers erst einmal nichts. Was aus dem liebevoll eingerichteten Raum werden soll, wissen sie noch nicht. Für diese Entscheidung wollen sie sich noch etwas Zeit nehmen.