Wesel. An der Dresdner und der Leipziger Straße sind Häuser und Außenbereiche komplett erneuert. Der Nachkriegscharme ist nun Vergangenheit.

Wer sich auf der Dresdner Straße umschaut, glaubt kaum, dass er Sozialen Wohnungsbau aus den 50er Jahren vor sich hat. Die Häuser wirken hell und modern, an der frisch gepflasterten Straße blühen junge Zierapfelbäume und der Spielplatz am „Grünen Anger“ wird in Kürze mit einem Spielturm und einer Kletterwand komplett neu ausgestattet. Nach gut einem Jahr Bauzeit haben Stadt und Bauverein ihr Gemeinschaftsprojekt im Zitadellenviertel so gut wie beendet. Mit der Dresdner und Leipziger Straße ist ein weiteres Stück des alten Quartiers auf den aktuellen Stand gebracht worden.

Während die Stadt sich um die Erneuerung der in die Jahre gekommenen Straßen, Bürgersteige und Kanäle sowie um die Neugestaltung der Grünflächen gekümmert hat, nahm der Bauverein die alten Siedlungshäuser in Angriff. In ihnen sind 126 Quadratmeter große Wohnflächen mit Terrasse für Familien entstanden, die eher Reihenhauscharakter haben, aber auch kleinere Wohnungen für Singles und Paare.

Öffentlich geförderter und frei finanzierter Wohnraum im Zitadellenviertel

Das Nachkriegs-Ambiente der als Schlichthäuser gebauten Wohnblöcke ist passé. Es gibt sowohl öffentliche geförderte Wohnungen für 5,90 Euro pro Quadratmeter als auch frei finanzierte mit einem Mietpreis von 7,90 je Quadratmeter, erläutert Bauvereins-Vorstand Norbert Haeser beim Ortstermin. Alle fertiggestellten Wohnungen sind vermietet.

Auch der Klimaschutz stand im Fokus, versichert Annabelle Brandes, ebenfalls Bauvereins-Vorstand. Die Häuser erfüllen die Anforderungen der Energiesparverordnung, zudem wurde auf ökologische Baustoffe geachtet. 950 Tonnen CO2 sollen in den nächsten 20 Jahren eingespart werden. Seit 2009 hat der Bauverein an der Weimarer, Stettiner, Dresdner und Leipziger Straße Wohnraum saniert und rund 1,8 Millionen Euro investiert. Neun Wohnungen an der Leipziger Straße sind noch in Arbeit. Damit hat der Bauverein den Großteil seiner 660 Wohnungen im Zitadellenviertel modernisiert, stellt Haeser fest. Für zwei Wohnblöcke laufen die Planungen noch.

Überraschende archäologische Funde im Boden

Die Stadt ist im Rahmen ihres Programms „Stadtumbau West“ zeitgleich im Quartier aktiv geworden und hat die Leipziger und die Dresdner Straße komplett erneuert, „in gutem Miteinander mit dem Bauverein“, wie Bürgermeisterin Ulrike Westkamp betont. In elf statt wie geplant 18 Monaten konnte das Projekt umgesetzt werden.

„Viele Arbeiten mussten wir gleichzeitig organisieren“, erklärt Bauleiterin Margarete Strempel mit Blick auf die parallel laufende Wohnungs- und Straßensanierung. Dabei gab es unerwartete Entdeckungen: Neben einem vermeintlichen Blindgänger, der die Arbeiten im Juli 2020 vorübergehend stilllegte und sich als Bombensplitter entpuppte, waren das historische Funde unter der Straße.

Weil vorab mögliche Reste des mittelalterlichen Lewtores im Boden vermutet wurden, begleiteten Archäologen die Arbeiten. Gefunden haben sie jedoch fünf Mauerreste der alten Zitadelle. Sie wurden dokumentiert und im Boden belassen. 400.000 Euro nahm die Stadt für den Straßenbau in die Hand, 250.000 Euro für die Aufenthaltsflächen. 300.000 Euro konnten aus Fördermitteln für das Programm „Stadtumbau West“ finanziert werden.