Hamminkeln/Voerde. Auch in Hamminkeln-Mehrhoog erhielt ein Testling eine falsche Bescheinigung. Der Betreiber Minessa Medical spricht von „Software-Problemen“

Das Testzentrum in Voerde-Möllen kämpft seit Tagen mit Problemen. Die aktuellen Vorkommnisse rund um die Testbescheinigungen betreffen nun auch das Testzentrum in der Begegnungsstätte Mehrhoog. Denn es zeigt sich: Eine Test-Bescheinigung, die das Mehrhooger Testzentrum ausgestellt hat, ist zumindest irreführend. So tragen sie unter anderem die Unterschrift einer Ärztin aus Hessen.

Das ist der Hintergrund: Das Corona-Testzentrum in Mehrhoog wird von der Firma Minessa Medical aus Winnenden betrieben. Diese betreibt sechs Testzentren in ganz Deutschland - drei in Baden-Württemberg (Leutenbach, Winnenden, Ludwigsburg) und drei im Kreis Wesel (neben Hamminkeln-Mehrhoog auch in Voerde-Möllen und Kamp-Lintfort). Geplant sind offenbar weitere Testzentren in Dinslaken, Wesel, Moers und Backnang. Geschäftsführer sind zwei Studenten.

Das ist das Problem: Wer sich zuletzt in Hamminkeln, Voerde und Kamp-Lintfort hat testen lassen, erhielt eine „ärztliche Bescheinigung“ über das Ergebnis. Diese wurde aber augenscheinlich nicht vom Testzentrum in Hamminkeln (bzw Voerde oder Kamp-Lintfort) ausgestellt. Sondern auf dem Dokument wurden als ausgebende Stellen das „Testzentrum Ludwigsburg, Brünner Straße 15“ sowie „Minessa Labordienste“ sowie der Name einer Ärztin aus dem hessischen Griesheim genannt. Außerdem tragen die Bescheinigungen die Unterschriften dieser Ärztin. Unter der Adresse in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) ist in Containerbauweise das „Testzentrum Ludwigsburg“ der Minessa-Medical angesiedelt. Das Labor scheint es allerdings in Griesheim nicht zu geben. Nach Angaben der Gemeinde Griesheim befindet sich unter der angegebenen Adresse kein Labor, sondern eine Software-Entwicklungsfirma. Ein Anruf bei der Firma bestätigt das.

So ist die Rechtslage

Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg ist dort die genannte Ärztin nicht registriert. Das bedeute nicht zwangsläufig, dass es überhaupt keine Ärztin dieses Namens in Baden-Württemberg gebe, so Kai Sonntag, Sprecher der KV Baden-Württemberg. „Es gibt nur keine Ärztin mit einer Kassenzulassung unter diesem Namen.“ Diese sei für die Abrechnung mit der KV im Falle der Testzentren nicht erforderlich. „Die Tests sind ja keine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung. Es gibt viele Testzentren, in denen überhaupt keine Ärzte tätig sind. Das ist auch keine Anforderung des Bundes.“

Bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Hessen ist keine Ärztin dieses Namens registriert, so die Auskunft des Sprechers der KV Hessen, Karl Roth. Ob die „Minessa Labordienste“ bei der KV Hessen registriert seien, lasse sich so schnell nicht ermitteln. „Aber wenn es sich um Standorte in Hessen handelt, gibt es keine Alternative zur Abrechnung über die regionale KV“, so Roth.

Das sagt der Betreiber: Warum die Bescheinigungen aus von einem Testzentrum in Ludwigsburg und eines nicht existierenden Labors in Griesheim? Es handele sich um ein „Softwareproblem“, erklärt dazu Noah Schäftlmeier, einer der beiden Geschäftsführer der Firma. Es sei wohl versehentlich das falsche Formular ausgegeben worden. Dass das aber nicht nur einmal der Fall gewesen sein kann, belegen mehrere gleichlautende Bescheinigungen, die der NRZ vorliegen, darunter eine vom Testzentrum in Mehrhoog. Bei den „Minessa Labordiensten“ handele es sich nicht um ein Labor, sondern um eine „Unterabteilung“ beziehungsweise um ein „Verwaltungsbüro“, so Schäftlmeier. Dass die Ärztin approbiert sei, habe er sich aufgrund der Anfrage der NRZ nochmals bestätigen lassen, versichert Schäftlmeier. Sie sei Kooperationspartnerin des Testzentrums Ludwigsburg, praktiziere in Baden-Württemberg. In welcher Stadt oder auf welchem Fachgebiet, das konnte er nicht sagen.