Voerde. Der Kreis Wesel droht dem Corona-Schnelltest-Zentrum in Voerde-Möllen mit Schließung. Es gibt Hinweise auf mangelnde Testentnahme-Qualität.

Der Kreis Wesel droht, das Testzentrum in Möllen zu schließen. Das teilt Kreis-Sprecherin Anja Schulte auf Nachfrage der NRZ mit. Denn es gibt offenbar auch Zweifel an der Qualität der vorgenommenen Corona-Schnelltests.

Das ist der Hintergrund

Das Testzentrum, das von der Firma Minessa Medical Deutschland GmbH betrieben wird, hat Anfang April eröffnet. Seitdem gab es immer wieder einmal organisatorische Probleme. Am Wochenende hatte das Testzentrum überraschend jeweils den halben Samstag und Sonntag geschlossen, auch am Montag war zeitweise dicht. Am Samstag hätte aufgrund eine Kommunikationsfehlers Testmaterial gefehlt, am Sonntag habe es Serverprobleme und am Montag kein Internet gegeben, erklärten die Geschäftsführer, zwei Betriebswirtschafts-Studenten. Zahlreiche Bürger standen vor der Tür, das Ordnungsamt musste eingreifen.

Bürgermeister schaltete den Kreis ein

Viele Bürger haben sich im Laufe der drei Wochen des Bestehens des Testzentrums bei der Stadt beschwert – sehr zum Unmut des Bürgermeisters. Dirk Haarmann wandte sich an den Kreis Wesel. Dieser ist zwar ebenso wenig Betreiber des Testzentrums wie die Stadt Voerde. Aber der Kreis Wesel muss den Betrieb der Testzentren genehmigen. Dazu müssen diese bestimmte Voraussetzungen erfüllen, „die verpflichtend einzuhalten sind“, so Anja Schulte - wie etwa eingereichte Hygienekonzepte, die Voraussetzung für die Vergabe einer Teststellennummer durch die Kassenärztliche Vereinigung sind. Und die Teststellen müssen „mit geschulten Mitarbeitenden betrieben“ werden. Mitarbeitende „müssen also eine Schulung absolvieren, in der sie lernen, Abstriche zu nehmen.“

Das sind die Mängel

Diese Voraussetzungen sind in Möllen offenbar nicht durchgehend erfüllt. Die mit seiner Anfrage zum Testzentrum Möllen rannte der Voerder Bürgermeister beim Gesundheitsamt des Kreises Wesel offene Türen ein. Denn auch beim Kreis Wesel lagen dazu schon „eine Reihe von Beschwerden und Mängelanzeigen vor“, so Anja Schulte. Dabei gehe es nicht nur um fehlende Testkapazitäten und Softwareprobleme sondern auch mangelnde Testentnahme-Qualität. Es habe diesbezüglich mehrere Hinweise von Bürgern gegeben, so Anja Schulte.

„Sollten die Mängel nicht kurzfristig durch den Anbieter behoben werden, wird ihm die Genehmigung des Kreises Wesel für die Testung entzogen werden“. Der Kreis Wesel stehe bereits im Kontakt mit dem Geschäftsführer. Die Gesundheitsaufsicht des Kreises Wesel hatte bereits am Montag eine Begehung des Testzentrums angekündigt – die am Dienstagvormittag durchgeführt wurde. Dabei wurden erneut Mängel festgestellt. Welche, dazu äußerte sich der Kreis nicht. Aber die „Mängel sind durch den Teststellenbetreiber mit Fristsetzung zu beheben“, so der Kreis Wesel, der zudem eine Überprüfung durch eine unangemeldete Zweitbegehung ankündigte.

Das sagt der Betreiber

Die Betreiber reagierten am Dienstag mit einem Personalwechsel. Karl-Heinz Eichers, ehemaliger Betreiber des vor vier Jahren abgebrannten Bürgerladens des Vereins „Bürger helfen Bürgern“ in Friedrichsfeld, soll die Koordination und Personalleitung vor Ort übernehmen, so Noah Schäftlmeier, einer der beiden Geschäftsführer der Betreiberfirma. Das Testzentrum bleibe aber ein Minessa-Testzentrum. Karl-Heinz Eichers solle sich „strikt um Befolgung und Einhaltung der Hygienekonzepte“ kümmern. Minessa Medical betreibt sechs Testzentren in ganz Deutschland, darunter auch in Hamminkeln und Kamp-Lintfort. Probleme habe es laut Schäftlmeier nur in Voerde gegeben. Dass den Voerder Mitarbeitern angeblich Aufhebungsverträge vorgelegt wurden, dazu will der 20-Jährige Student aus Winnenden nichts sagen.

Von der Überprüfung durch den Kreis Wesel hatte der Geschäftsführer der Minessa Medical offenbar einen gänzlich anderen Eindruck als der Kreis Wesel selbst. Der Kreis sei „sehr entspannt“ gewesen. Der Vorwurf unkorrekter Testentnahme sei „sofort abgewiesen“ worden, „alle Mitarbeiter waren sauber geschult“, sagt Schäftlmeier.