Hamminkeln. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser war jetzt in Hamminkeln zu Gast und übergab das Gelände bei van Nahmens seiner Bestimmung.
Es war gestern ein prachtvoller Tag, um unter freiem Himmel auf einer Streuobstwiese zu sitzen und den Ausführungen des Gastgebers zu lauschen. So hat es zumindest die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser bei ihrem Ortstermin in Hamminkeln empfunden. Sie war zur Eröffnung des Obstlehrgartens auf dem Firmengelände von van Nahmen an der Diersfordter Straße gekommen und genoss den Außentermin.
Aus rein privater Initiative haben Sabine und Peter van Nahmen hier ein kleines Paradies geschaffen, das nun wachsen und gedeihen soll. „Obstlehrgarten“ nennen die Eigentümer ihr neues Projekt und der Name ist Programm. 25 alte westfälische und rheinische Obstbaumsorten stehen dort, auch geografisch ausgerichtet. Denn die Westfalen stehen im Norden und die Rheinländer im Süden der Fläche.
Die Coronazeit genutzt
An jedem Baum eine Infotafel, auf der die Historie und die Eigenschaften der jeweiligen Sorte beschrieben werden. „Da haben wir die Coronazeit genutzt und in Ruhe recherchiert.“ Denn auch, wenn die van Nahmens viel über Streuobst wissen. Alles, was auf den Infotafeln steht, wussten sie vorher auch nicht. Zusätzlich zu den kleinen Infotafeln gibt es auch zwei große Schautafeln, die darüber informieren, warum Streuobstwiesen so wichtig für die Kulturlandschaft am Niederrhein und Kleinbiotope sind.
Und wenn im Herbst die Ernte ansteht, ist „Mundraub“ ausdrücklich erwünscht. So erzählt Peter van Nahmen, dass ein Bekannter überlegt, seine Streuobstwiese zu vergrößern. Deshalb fragte er den Fachmann, wie denn wohl der Kaiser-Wilhelm-Apfel schmeckt. Schwupps hatte er eine Einladung von Peter van Nahmen für die Ernte zum Probieren.
Wissen wieder vermitteln
Dass die Streuobstwiesen, die früher zum Niederrhein gehörten wie die Kopfweiden, den van Nahmens seit Jahren am Herzen liegen, ist kein Geheimnis. Mit dem Obstlehrgarten wollen sie Wissen um die Obstsorten erhalten, das früher von Generation zu Generation weitergegeben wurde, nun aber immer mehr verloren geht.
Deshalb wird es auch wieder Baumschnittseminare geben, denn viele wissen einfach nicht mehr, wie man einen Obstbaum vernünftig beschneidet, um auch Ernten zu können. Schulklassen sind im Obstlehrgarten ebenso willkommen wie Radtouristen, die die van Nahmens ausdrücklich einladen, bei ihnen eine Rast einzulegen. Die Sitzbänke, Stühle und der große Tisch stehen nicht zur Zierde auf der Wiese. Unter den Bäumen sind übrigens insektenfreundliche Blühwiesen ausgesät worden, die bald hoffentlich viele Insekten anlocken werden. Halt Biodiversität vom Feinsten.
Für elektrische Fahrräder und Autos gibt es Ladestationen und dann wollen die van Nahmens im Sommer auch noch große Solaranlagen auf zwei Lagerhallen installieren. „So können wir dann 50 Prozent der Energie, die wir im Betrieb benötigen, selbst erzeugen“, schaut Peter van Nahmen in die Zukunft.
300 Fußballfelder
Dass Engagement für Streuobstwiesen betreiben die van Nahmens seit mehr als 25 Jahren auch mit Patenschaftsmodellen. So sind mittlerweile 15.000 Streuobstbäume angepflanzt worden, was immerhin einer Fläche von 300 Fußballfeldern entspricht.
Dieses Engagement erkannte auch die Ministerin an, die vor allem der regionale Vermarktung das Wort redete, denn „das ist die Landwirtschaft der Zukunft.“ Deshalb wolle ihr Ministerium auch noch mal eine große Kampagne auflegen, um die regionale Vermarktung in der Landwirtschaft weiter zu stärken. Und gerade in diesem Segment sieht sie den Niederrhein gut aufgestellt. Was auch am Saftladen liegt, wie die van Nahmens ihre Obstkelterei liebevoll-ironisch nennen. Da muss man nur den neuen Hofladen besuchen, um davon überzeugt zu sein. Oder das NRW-Umweltministerium besuchen, wenn das nach Corona wieder möglich ist. Dort werden die Säfte von van Nahmen nämlich auch ausgeschenkt.