Kreis Wesel. Die Polizei zieht eine gemischte Unfall-Bilanz für 2020: Es krachte seltener auf den Straßen, aber die Zahl der Toten ist so hoch wie 2011.

Die Pandemie schlägt sich auf alle Bereiche nieder – da ist auch die Unfallstatistik keine Ausnahme: Genau 12.396 Mal krachte es 2020 auf den Straßen im Kreis Wesel. Das ist die geringste Zahl an Verkehrsunfällen seit zehn Jahren. Ein wichtiger Grund: Weniger Menschen waren unterwegs. Von einer „Bilanz mit Licht und Schatten“ sprach Landrat Ingo Brohl bei der Präsentation. Licht deshalb, weil auch die Zahl der Personenschäden mit 1240 auf einem historisch niedrigen Niveau liegt. Die Schattenseite: 20 Menschen kamen ums Leben, so viele wie seit 2011 nicht mehr.

Es sind einige tragische Unfälle dabei, die in den jeweiligen Kommunen in Erinnerung geblieben sind. Im April starben in Hamminkeln am Bahnübergang Lankernbrok bei einem Zusammenstoß zwischen einem Auto und einem Zug alle drei Pkw-Insassen. Und auch drei Rad- oder Pedelec-Fahrer überlebten bei Unfällen in Xanten, Moers und Hamminkeln nicht. Anlass für Ingo Brohl, noch einmal eindringlich an das Tragen von Helmen zu erinnern. Bei allen Unfällen trugen die Verunglückten den Schutz nicht. Ob der Helm ihr Leben gerettet hätte, sei zwar schwer zu bewerten, räumte auch Polizeidirektor Rüdiger Kunst ein. Doch grundsätzlich sinke die Wahrscheinlichkeit für schwere Verletzungen.

Weniger Verkehrsunfälle mit Kindern und jungen Fahrern

Dennoch gibt es für 2020 viele positive Tendenzen zu beobachten. Weniger Schulwegunfälle und verunglückte Kinder: Die Zahl sank von 185 in 2019 auf 96 im vergangenen Jahr. Weniger Unfälle mit Beteiligung junger Erwachsener: 552 Fälle wurden 2019 registriert, 461 im vergangenen Jahr. Dass diese Zahl seit Jahren rückläufig ist, führt Rüdiger Kunst auf die Einführung des begleiteten Fahrens für 17-Jährige zurück – und auf die von der Polizei angebotenen „Crash“-Kurse zur Unfallprävention, von denen 2020 allerdings nur neun durchgeführt werden konnten.

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Auch Unfälle mit Kindern sind rückläufig, von 185 (2019) ging die Zahl auf zuletzt 96 zurück. Gleiches gilt für Senioren: Sie waren an 754 Unfällen beteiligt (2019: 888). Und: Seltener ergreifen Fahrer nach einem Crash die Flucht. Nur noch 2698 Fälle statt wie im Vorjahr 3158 listet die Statistik auf. Rüdiger Kunst hob die steigende Aufklärungsquote dieser Delikte hervor: Sie liegt bei 63 Prozent.

Kontrollen bei den Tuning-Fans

Besorgniserregend ist dagegen die Zunahme von Unfällen, an denen E-Bike-Fahrer beteiligt waren: Die Zahl stieg von 97 2019 auf 121 im vergangenen Jahr, ein Mensch wurde dabei getötet. „Der Markt boomt“, so Gregor Zey, Leiter der Direktion Verkehr zum Verkauf der motorisierten Räder - und da sind gerade die Älteren beteiligt.

Ganz besonders im Fokus standen jüngst in Dinslaken, Moers und Kamp-LinfortKontrollen der so genannten Auto-Tuner: Über 450 der PS-starken Fahrzeuge überprüften die Ordnungshüter an einschlägigen Treffpunkten, für mehr als 100 Fahrzeughalter wurde ein Verwarnungsgeld fällig. Dennoch betont Gregor Zey: „Wir haben im Kreis Wesel keine Raser- und Poser-Szene.“ Es geben einzelne Treffs, aber keine feste Szene.

Zwei Unfälle in Zusammenhang mit Autorennen

Zweimal kam es 2020 zu Unfällen, bei denen die Polizei von illegalen Rennen ausgeht. In Kamp-Lintfort wurden zwei Personen verletzt, eine davon schwer.

In Moers kam bei einem Crash ein Mensch zu Schaden. In solchen Fällen kann die Polizei die Wagen sicherstellen – übrigens auch, wenn nur ein Fahrzeug über die Straßen im Kreisgebiet rast. Kunst: „Auch ein einzelner Fahrer kann wegen eines Rennens belangt werden.“ Was viele der Raser nicht wissen: Das Auto wird dabei zum Beweismittel. Denn heute liefere der Bordcomputer detaillierte Daten über das Fahrverhalten, so Kunst: „Wir können diese Daten abgreifen.“

>> Pedelec-Kurse sollen 2021 wieder stattfinden

Nach vielen Absagen im vergangenen Jahr hofft die Kreispolizei wieder Pedelec-Trainingskurse anbieten zu können. Nur 25 Veranstaltungen konnten im Jahr 2020 durchgeführt werden, die Hälfte der geplanten Zahl. Interessierte können sich über die Hotline der Polizei erkundigen, wann die nächsten Termine anstehen: Kontakt unter 0281/1077777.