Wesel/Kreis Wesel. Derzeit kaufen viele spontan einen Hund im Internet. Wesels Tierheimleiterin warnt vor Verkäufern, die so schwierige Hunde loswerden wollen.
Viele Menschen entscheiden sich in der aktuellen Situation für ein Haustier, gerne einen Hund. Für den Tierschutz ist das eine Herausforderung, berichtet Gabi Wettläufer, Leiterin des Tierheims in Wesel. Denn: „Wegen der großen Nachfrage kosten Hunde vom guten Züchter aktuell 2500 bis 3000 Euro“, sagt sie. Viele bestellen daher im Internet bei Ebay und holen sich für kleines Geld ein ausgewachsenes Problem ins Haus. „Es ist, als ob die Vernunft aussetzt“, sagt die Tierschützerin.
Verkäufer werden schwierige Hunde ‘elegant’ los
Verkäufer seien häufig nicht ehrlich mit den Käufern. „Wir haben sogar den Verdacht, dass sie die Situation ausnutzen, um ihre schwierigen Hunde loszuwerden“, so die Tierschützerin. Die Tiere sind fast durchweg groß. Sie kommen dann nicht so gut mit Kindern klar wie behauptet, haben Probleme mit Artgenossen, kurz: Sie sind problematisch. „Wir können diese Hunde nicht aufnehmen, drei haben wir, drei oder vier weitere mussten wir ablehnen“, erläutert Wettläufer. Der zwei Jahre alte Doggen-Mix Aaron aus dem Tierheim in Wesel, ist einer von vielen Problemhunden, die während der Coronakrise von ihren Besitzern aus Langeweile über das Internet gekauft wurden, und nun wieder abgegeben werden.Lars Fröhlich
Gerne werden alle möglichen Mischungen als Labrador-Mix angeboten. Wenn die sich dann als ausgewachsener Herdenschutzhunde entpuppen, wirft das schonmal Schwierigkeiten auf. So hatte ein sechseinhalb Monate alter „Labbymix“ aus Rumänien bereits eine Schulterhöhe von 70 Zentimetern. Wettläufer und ihr Team konnten bei dem jungen Herdenschutzhund nicht helfen.
Diese Hunde sind nur schwer zu vermitteln
Für diese wirklich großen Tiere ist das Heim nicht ausgelegt, die Zwinger sind zu klein und es gibt keine Auslauffläche, um mit ihnen zu arbeiten. Und: „Es ist sehr schwer, sie in die richtigen Hände zu vermitteln“, erläutert Wettläufer. Ein Tierheim müsse eine gute Mischung haben, „das sind Hunde, die wir für ein bis zwei Jahre behalten müssten.“
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„Ich möchte an die Vernunft der Leute appellieren“, sagt Wettläufer. Wer aus dem Tierheim einen Hund adoptieren möchte, lernt ihn zunächst kennen, bekommt eine „betreute Vermittlung“ mit Tipps. „Tierheime und gute Tierschutzvereine nehmen die Hunde auch zurück, wenn es nicht funktioniert.“ Private Verkäufer tun das in der Regel nicht. „Die Kaufverträge aus dem Internet beinhalten in der Regel ein einwöchiges Rückgaberecht“, erläutert Wettläufer. „Häufig streichen die Verkäufer den Passus einfach.“
Tieramtsleiterin aus Wesel: Tiere sind Lebewesen, kein Gegenstand
Die Tierheimleiterin rät, sämtliche Tierheime und Tierschutzvereine anzufragen, ob sie den Hund aufnehmen können, wenn er wirklich nicht zum neuen Zuhause passt.
Sie kritisiert „blinden Aktionismus“: „Die Leute setzten sich jetzt an den PC und wollen den Hund am gleichen Tag abholen.“ Tiere aber seien Lebewesen, kein Gegenstand, der bei Nichtgefallen zurückgegeben werden sollte. Mitunter sei die Erwartungshaltung auch zu hoch. „Das Tier soll gleich am nächsten Tag acht Stunden allein bleiben können. Oder es zieht sich erst zurück, bellt oder haart“, schon nach wenigen Tagen sei einigen Käufern klar, dass der Hund wieder weg muss. Etwas Geduld, Arbeit mit dem Hund und fachliche Unterstützung könnten viele Probleme lösen. „Viele Trainer arbeiten auch in diesen Zeiten, selbst wenn die Hundeschulen geschlossen sind.“
Unterstützung vom Tierheim in Wesel
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Das Tierheim selbst bietet Menschen, die für ihren Hund ein neues Zuhause suchen, eine Plattform an. Vermittler sind dann die Halter, nicht das Tierheim. Das Team aber beantwortet auch gern Fragen und gibt Tipps bei Problemen. Und wenn es doch unbedingt ein Hund aus dem Netz sein muss, erfahren Interessierte auch, worauf sie achten müssen, um Probleme zu vermeiden.
18 Hunde leben aktuell im Weseler Tierheim, damit ist die Kapazität an ihren Grenzen. Zwar gibt es 22 Zwinger, doch die großen Vierbeiner benötigen zwei davon.