Wesel. Alte Gemäuer bieten oft manch unangenehme Überraschung. Und dann kam auch noch Corona dazu. Baukran mehrfach ab- und aufgebaut.

Gut vier Jahre ist es her, dass der Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing die Sanierung der Brisürenkasematte beschlossen hat. Dabei handelt es sich um einen kleinen, rund 150 Quadratmeter großen Teil im Untergeschoss des LVR-Niederrheinmuseums Wesel, der bis 2013 von der Stadt für eine Ausstellung über die Festung Wesel sowie für Wechselausstellungen genutzt wurde. Auf den innerhalb der drei historischen Rundbögen gezeigten Exponaten bildete sich teils Schimmel. Seither stehen die Räume leer.

Und wie das bei alten Gemäuern so ist, verbirgt sich darin oft etwas, was niemand ahnen konnte. 2018 wurde nämlich im Rahmen eines Klimagutachtens deutlich, dass die Belüftungstechnik in einem gesonderten Raum Platz finden muss, als unterirdischer Anbau an die Kasematte. Das, aber auch Auflagen des Denkmalschutzes, führten dazu, dass die Angelegenheit deutlich teurer wurde.

Und die Ausgabensteigerungen gehen bis heute weiter - auch wegen der Corona-Pandemie. Es gab Kurzarbeit in diversen Produktionsstätten. Die Folge: Das benötigte Baumaterial und die Bodenleuchten konnten nicht rechtzeitig geliefert werden. Dies wiederum führte sowohl bei der Kasematte als auch beim Technikraum zu Bauverzögerungen. Dabei musste beispielsweise der Kran mehrfach an- und wieder abgefahren werden.

Estrich durch die Lichtkuppel

Hinzu kam, dass der Estrich nur über die Lichtkuppel des Technikraums in die Kasematte befördert werden konnte. Wegen der 80 Tonnen Gewicht waren dazu zwei Arbeitsgänge nötig. Auch war es nicht möglich, die elektrischen Anlagen auf der gewölbten Wand zu montieren, so dass zusätzliche Bereiche verputzt werden mussten. Zusätzlich gab es bei den Lüftungskanälen sowie den Stromleitungen Probleme und einiges andere mehr.

Draußen, gleich neben dem Eingangsbereich ins LVR-Niederrheinmuseum, dort, wo Kaiser Wilhelm in einer Glaskiste liegt, erschwerte manches Hindernis die Arbeiten. Zum Beispiel der sehr instabile Sandboden im Wall. Der Technikraum musste deshalb für verschiedene Arbeiten teilweise wieder freigelegt werden, heißt es in den Unterlagen zur letzten Ratssitzung im vergangenen Jahr. Zudem waren aufwändige Betonfundamente für die Lüftungstürme nötig, statt - wie ursprünglich geplant - nur Betonsockel.

Ein Wachdienst war nötig

Und auch die Verkabelung war sehr aufwändig, weil es an Installationsfläche fehlt. Die Arbeiter konnten die Baubereiche in der Kasematte und im Technikraum nur durch die Lichtkuppel des Technikraums oder durch das LVR-Niederrheinmuseum betreten. Da Letzteres corona-bedingt geschlossen hat, wurde während der Bauarbeiten ein Wachdienst nötig, um den Eingang im Auge zu behalten.

Als ob das alles noch nicht genug wäre, sind nun auch noch umfangreiche Reinigungen im LVR-Niederrheinmuseum nötig. Bei der Beseitigung des Baustaubs muss der hohe Standard des Landschaftsverbands Rheinland berücksichtigt werden. Dazu sind letzte Feinarbeiten im Gange, etwa das Anbringen von Bodengittern und die Abnahme von Geräten. Ende Februar, so der Plan, sollen die Arbeiten endgültig abgeschlossen sein.

190.000 Euro mehr als veranschlagt

Die geschätzten Mehrkosten für die Kasematte, die Teil des Städtischen Museums mit einem wertvollen Bestand an Kunstwerken und geschichtlich interessanten Objekten ist, betragen nun 100.000 Euro, die für den Technikraum 90.000. Insgesamt wurden für erstere gut 380.000 Euro ausgegeben, für die Unterbringung der Technik sind es gut 190.000 Euro, wobei insgesamt 216.000 Euro an Fördermitteln des Landes flossen.

Ausstellung über den Karneval in Wesel

Als Erstes soll in der neu renovierten Brisürenkasematte eine Ausstellung über den Karneval in Wesel gezeigt werden. Wann das der Fall sein wird, hängt auch von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab.