Wesel. . „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben“, spielten die Bläser auf der Treppe des Zitadellenhaupttors. Kurze Zeit später war er da.

Großer Bahnhof für Kaiser Wilhelm I. Gäste aus Politik, Verwaltung, der Weseler Polizei und Feuerwehr sowie eine Abordnung des 1st Nato Signal Battalions waren dabei, als Feuerwehrchef Thomas Verbeet die Reste des Begas-Denkmals vor der Zitadelle enthüllte. Es war eine heitere Stimmung, als Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Ernst Trapp über die Geschichte der Skulptur berichteten. Nicht ohne Stolz freuten sich beide darüber, dass das Bürgerengagement von Rolf Oppenberg, Dr. Ernst Trapp, Dominik an der Heiden und Dagmar Ewert-Kruse sogar das Fernsehen in die Kreisstadt gelockt hat. ZDF, RTL, SAT1 und der WDR waren da, um das Aufstellen der Kaiserstatue zu begleiten. Wurden von 1867 bis 1918 mehr als 300 solcher Denkmäler in Deutschland errichtet, ist dies heute ein ganz besonderer Einzelfall.

Nun liegt er da, in seinem gläsernen Quartier vor historischer Stätte. Jahrzehntelang waren die Reste der Kaiserstatue, die einst vor dem Bahnhof erhaben stand, unweit im Dunkeln in einer der Kasematten hinter dem Stadtarchiv aufbewahrt worden. Niemand hat die nach dem Zweiten Weltkrieg umgestürzte Statue des renommierten Berliner Künstlers Reinhold Begas (1831-1911) vermisst, bis sie vor einigen Jahren schmutzig, rissig und von Spinnweben umhüllt wieder ans Tageslicht geholt wurde.

Engagierte Weseler Bürger

Seither entflammten immer wieder Diskussionen: Soll das Denkmal mehr als 70 Jahre später erneut einen Platz in der Öffentlichkeit bekommen? Die Meinungen gingen auseinander, der Kulturausschuss befasste sich des Öfteren mit dem Thema und nun ist es am Ende genauso wie 1907, als die Skulptur für den Weseler Kaiserplatz fertig gestellt wurde. Es ist wieder eine Gruppe Weseler Bürger, die sich engagierte und nun das Ergebnis zwischen zwei französischen Mörsern aus dem Jahr 1812 vor der Zitadelle präsentiert. Im Beisein des Präsidenten und Vizepräsidenten der Preußischen Gesellschaft wurde es enthüllt.

Kaiser Wilhelm I. ist zwar nicht mehr komplett, dafür wurden die Einzelteile - Kopf und Rumpf - wieder in der Steinmetzwerkstatt zusammengesetzt. Der nicht mehr auffindbare Sockel wird bei der liegenden Position des Kaisers ohnehin nicht mehr benötigt.

Ein weiteres Stück preußischer Geschichte

Nun gibt es also ein weiteres Stück preußischer Geschichte vor dem einstigen Preußen-Museum und jetzigen LVR-Niederrheinmuseum Wesel, das von den Besuchern betrachtet werden darf. Viel kann dem Werk aus teurem Carrara-Marmor nun nicht mehr passieren. Es steckt gut geschützt vor der niederrheinischen Witterung hinter Sicherheitsglas.

Während man in Wesel mit dem Begas-Werk zunächst nicht viel anfangen konnte, wird die Erinnerung an den bekannten Bildhauer Begas in der Bundeshauptstadt wach gehalten. Seine Arbeiten aus der Kaiserzeit wurden aufwendig restauriert und anschließend auch wieder präsentiert. Begas, der bei den Professoren Wichmann, Schadow und Rauch sein Handwerk erlernte, wurde zu seinem 100. Todestag sogar eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin gewidmet.

Keine Dauerleihgabe

Zwischenzeitlich zeigte übrigens auch das Begas-Haus in Heinsberg sein Interesse an den Kaiserteilen aus Wesel. Spätestens dann, als es um eine Dauerleihgabe der Rheinstadt ging, war man sich auf politischer Ebene einig: Der Kaiser bleibt hier.

Jetzt liegt er an ziemlich prominenter Stelle, eingerahmt von zwei Bundesstraßen, und Tausende Autofahrer werden Tag für Tag an ihm vorbeirollen, ohne groß Notiz von ihm und den Menschen zu nehmen, die ihren Kaiser Wilhelm wieder haben wollten...

>>>FACEBOOKSTIMMEN

Auf der Facebookseite der NRZ Wesel haben wir Stimmen zur Aufstellung des Denkmals gesammelt. Hier ein kleiner Auszug:

„Der gehört an den Bahnhofsplatz ..Kaiserring ..Kaiserhof ...Wilhelmstraße usw.“, findet Gerd Berg auf Facebook.

Ich finde es gut. Es ist Teil der Weseler Geschichte“, sagt Thomas Rotz. Und Martin Rosengart äußert sich wie folgt: „Gehört nun mal zur deutschen Geschichte.“