Hamminkeln. Am Dienstag ließen sich 70 Bewohner und 136 Mitarbeiter des St.-Josef-Seniorenheimes gegen Covid-19 impfen. Nur wenige hatten Bedenken.

Um 6.30 Uhr am Morgen fuhr der Lieferwagen mit dem gekühlten Impfstoff vor, um 8.30 Uhr setzte das Team der Praxis für hausärztliche Versorgung Dingden im Saal des St.-Josef-Hauses die ersten Spritzen. Unter ihnen waren Geschäftsführer Nikolaus Ridder sowie Heim- und Pflegedienstleiterin Annette Himmelberg. Nur Sekunden dauerte der Pieks, der bei ihr keine Spuren hinterließ, berichtet Himmelberg zwei Stunden danach. Für sie war es keine Frage, mitzumachen: "Man hatte ja lange genug Zeit, sich zu informieren."

70 Bewohner und 136 Mitarbeiter des Pflegeheimes lassen sich an diesem Dienstag die erste Dosis des Corona-Impfstoffes verabreichen. Eine Zahl, über die Nikolaus Ridder sehr erfreut ist, nur wenige Bewohner und Mitarbeiter haben sich gegen eine Impfung entschieden.

90 Prozent der Mitarbeiter im St.-Josef-Haus lassen sich impfen

In drei Wochen steht der zweite Durchgang an, wenige Tage später ist der Schutz dann vollständig. Nur zwei der 72 Langzeit-Heimbewohner haben nicht zugestimmt - und 90 Prozent der Mitarbeiter machen mit. Das ist eine gute Quote, lobt Ridder: "Für unser Haus ist das ein Sicherheitsfaktor." Dass einige Angestellte Bedenken haben, ist für ihn kein Problem. "Keiner hat etwas zu befürchten - außer, dass er an Covid erkrankt."

In Zusammenarbeit mit dem Team der Hausarzt-Praxis geht es am Vormittag zügig vorwärts. Während unten im Saal die Mitarbeiter nach einem Corona-Schnelltest ihre Spritze erhalten, werden die Senioren auf ihren Wohnbereichen in der gewohnten Umgebung geimpft, erklärt Ärztin Beate Westhölter, die mit ihrem Kollegen Dr. Sascha Hey im Saal aktiv ist. Ihr Mann Dr. Alfons Westhölter sucht derweil die Bewohner in ihren Zimmern auf.

Impfstoff wird vor Ort aufbereitet

Auch die Aufbereitung des Impfstoffes übernimmt das Team selbst. In der angrenzenden Küche öffnet Beate Westhölter den Kühlschrank. Dort lagert die Grundsubstanz des Biontech-Produktes in kleinen Fläschchen und daneben die vorbereiteten, mit Salzlösung versetzen Dosen. "Die sind vier bis fünf Stunden haltbar", erklärt die Ärztin. Kurz vor dem Einsatz wird der Impfstoff auf Zimmertemperatur gebracht, in Spritzen gezogen und dann innerhalb von Minuten verbraucht - so ist es vorgeschrieben. Aus jedem Fläschchen können sechs Impfdosen gewonnen werden.

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Super vorbereitet ist das Praxis-Team, versichert Annette Himmelberg nach den ersten Stunden der Aktion. "Es läuft alles reibungsloser als gedacht", resümiert sie. Das Seniorenheim gehört zu den ersten im Kreis Wesel, nachdem die Impfungen am 27. Dezember gestartet sind.

Hoffnung auf mehr Normalität im Seniorenheim

Zu den Mitarbeitern aus allen Bereichen des Hauses, die das Angebot wahrnehmen, gehört Pflegerin Carolin Bläker. Sie habe sich vorher schon einige Gedanken über das Für und Wider der Aktion gemacht, räumt die 30-Jährige ein, ist aber zu dem Schluss gekommen, dass die Impfung wichtig ist. Der Hauptgrund: "Der Schutz der anderen", sagt sie und verschwindet hinter der mobilen Wand, wo Dr. Sascha Hey mit der Spritze wartet. Nur Sekunden später ist alles vorbei. Nach weiteren 15 bis 20 Minuten in der Kapelle nebenan, die als Nachsorgebereich dient, haben die Mitarbeiter den ersten Durchgang hinter sich.

In drei Wochen folgt der zweite Teil. Und in vier Wochen, dass hoffen neben den Beschäftigten auch ganz besonders die Bewohner, kann endlich wieder mehr Normalität in das Haus einkehren - soweit die Corona-Regeln es erlauben.

In den kommenden Wochen werden die Impfungen in den Senioreneinrichtungen fortgesetzt. Zuletzt hatte es in einigen Kommunen Kritik am schleppenden Start der Impfaktion gegeben.