Wesel. Fast ist es, als ob die Pandemie Menschen emotional einander näher bringt: Für bedürftige Kinder waren die Weseler großzügig wie nie.
Da wollte jemand sicher gehen, dass ‚sein‘ Kind in diesem Winter nicht frieren muss: „Warme Kleidung“ hatte ein Kind auf seinem Wunschzettel stehen. Und die Geschenkpaten kauften ein. Sie brachten: dicke Unterwäsche, Hose, Pulli, zwei paar warme Socken, Handschuhe und Mütze. Großzügig sind die Geschenkpaten der NRZ-Wunschbaumaktion immer: Das zeigen sie schon damit, dass sie dabei sind. Viele von ihnen immer wieder. Doch anno 2020, in diesem so schwierigen Jahr, war das Bedürfnis, ein Zeichen gegen Kinderarmut zu setzen – wenigstens an Weihnachten – spürbar groß.
Beeindruckt sind Alina Quadstege (internationaler Bund), Alessa Klüsener und Katja Brunßen (Diakonie), Lisa Neumann (Stadt Wesel), NRZ-Redakteurin Susanne Zimmermann und nicht zuletzt Schirmherrin Bürgermeisterin Ulrike Westkamp von der Großzügigkeit der Weseler. Es ist, als hätte die Ausnahmesituation die Menschen einander emotional näher zusammenrücken lassen.
Unbekannte Wünsche tapfer erfüllt - bekannte durchdacht geschenkt
Es sind die liebevoll ausgesuchten Geschenke wie die pinkfarbenen Schuhe mit Engelflügelchen und leuchtende Sohlen, die ein Mädchen heute wohl strahlen lassen werden, die uns rühren. „Ein Kind hatte sich etwas zum Malen gewünscht. Zurück kam ein Riesenmalkasten mit vielen Blöcken. Da hat sich jemand Gedanken gemacht“, sagt Katja Brunßen erfreut. Und: Fast zu jedem praktischen Geschenk gab es ein Kuscheltier oder eine andere Kleinigkeit. Etwas zum Freuen und liebhaben. Respekt auch für Geschenkpaten, die nicht unbedingt sinnvolle, aber unfassbar angesagte Wünsche erfüllten - nachdem sie herausgefunden hatten, worum es sich bloß handeln könnte. Ihre Wunschbaumkinder können jetzt auch mal mithalten, wenn die modernsten Spielzeuge in der Schule verglichen werden.
Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ist Schirmherrin der Aktion und selbst seit Jahren Geschenkpatin. Es ist Tradition, dass sie am Tag, bevor die gepackten Geschenke in die Einrichtungen gehen, den Spendern und Aktiven dankt.
Viele selbst genähte oder gekaufte pfiffige Masken für die Kinder
Dem Beispiel der ehemaligen Schneiderin Peggy Groschupf folgend, sie hatte Masken für Kinder genäht, damit sie sich nicht schämen müssen, wurde eine ganze Kiste liebevoll genähter oder sorgfältig kindgerecht ausgesuchter Masken in der Caritas-Brockenstube gesammelt, die in diesem Jahr Zentrum der NRZ-Wunschbaumaktion Wesel geworden ist. Damit bedürftige Mädchen und Jungen nicht schon auf den ersten Blick als benachteiligt zu erkennen sind, denn Masken sind teuer. Nicht jede Familie kann es sich leisten, den Nachwuchs mit angesagtem Dino Mund-Nasen-Schutz zur Schule zu schicken.
Lustige Schneemänner sind auf den praktischen Präsenten zu sehen. Und Bärchen. Eine Serie Masken hat bunte Perlen an den Schlaufen, so dass sie Kinder sich die richtige Größe einstellen können. Die Schenkenden haben sich Zeit genommen und sind sorgfältig vorgegangen: Kinder, die diese Masken tragen, können sie mit den hübschen Perlen passend machen, keine Knoterei mehr nötig.
Eine Aktion unter schlechten Vorzeiten - alle haben geholfen, dass es gelingt
Wunschbaumaktion 2020, das war mit viel Bangen verbunden und wird sicher so schnell nicht vergessen sein. Werden wir mit dem NRZ-Mobil auf dem Markt stehen dürfen? Können wir es verantworten, kann der Abstand gehalten werden? Wir durften und wir konnten, dank der umsichtigen Menschen, die auch ohne aufwändige Absperrungen, die auf dem Wochenmarkt nicht zu verwirklichen gewesen wären, einander nicht zu nahe traten.
Auch der Umzug der Geschenkabgabe von der gewohnten NRZ-Redaktion – zu eng, wenig Möglichkeit auf Abstand zu gehen – in die gastfreundliche und geräumige Brockenstube der Caritas im ehemaligen Möbelhaus Ludigkeit haben die Menschen mit Herz für Kinder mitgemacht. Benedikt van Meerbeck, bei der Caritas zuständig für die Sozialkaufhäuser, hat der NRZ-Wunschbaumaktion auch für das kommende Jahr einen Ankerplatz in der Brockenstube angeboten.
Herausforderung: Die vorgezogenen Weihnachtsferien
Für die Fachfrauen von Caritas, Diakonie und Internationalem Bund folgte mit den vorgezogenen Weihnachtsferien im Endspurt noch die Herausforderung, die Geschenke rechtzeitig zu den Familien zu bringen. Traditionell verzichten wir auf eine Feier mit den Kindern. Sie müssen nicht erfahren, dass freundliche Fremde ihre Herzenswünsche erfüllt haben. Damit wollen wir sicher stellen, dass weder sie, noch ihre Eltern gedemütigt werden. Eines ist klar: Es ist schon entwürdigend genug, seinen Kleinen nicht zumindest ihre bescheidensten Wünsche erfüllen zu können.
Van Meerbeck und sein Team berichten von den Leuten, die vorbeikamen und halfen. Liebe Menschen, die selbst keine Kinder haben oder bereits erwachsene. Denen es selbst schlecht ging mit kleinen Kindern oder denen, denen es gut geht und die etwas zurück geben wollen. Und Menschen, für die einfach nicht sein kann und nicht sein darf, dass ein Kind an Weihnachten kein Geschenk bekommt. Für die Wunschbaumkinder ist heute Abend Bescherung. Ganz herzlichen Dank dafür!