Wesel. Hau-Ruck-Aktion von Jens Spahn sorgt für Stress in Weseler Apotheken: Die versprochenen Masken gibt es ab Dienstag. Apotheker finden Lösungen
Michael Jilek kann nur den Kopf schütteln. Die Ankündigung, dass Personen über 60 und Risikopatienten kostenlose FFP 2-Masken erhalten, sorgte in seiner Büdericher Apotheke schon in der vergangenen Woche für mehr Kundenandrang und Anrufe – obwohl die Ausgabe noch nicht begonnen hat. Frühestens soll es am 15. Dezember losgehen. Für die ersten Ausgabetage befürchtet er aber regelrechtes Chaos in den Apotheken. Er rät seinen Kunden: „Warten Sie lieber zwei bis drei Tage ab.“
Eine Hau-Ruck-Aktion, wenn auch mit gutem Willen, sei das jüngste Projekt von Gesundheitsminister Jens Spahn, sagt er. „Wir bekommen jetzt schon täglich 40 bis 50 Anrufe und Reservierungsanfragen. Manche wollen die Masken sofort nach Hause geliefert bekommen.“ Das geht natürlich noch nicht. Den Menschen war häufig nicht klar, dass die Ausgabe noch gar nicht begonnen hat. Und wenn es losgeht, fürchtet er Schlangen in den Apotheken.
Zunächst reicht der Ausweis oder die Auskunft der Patienten
Vorerst reiche es, wenn die Senioren ab 60 ihren Ausweis vorlegen, dann erhalten sie drei Masken. Menschen mit Vorerkrankungen wie Krebs, Diabetes oder anderen chronischen Leiden müssten zunächst nur glaubhaft versichern, dass sie krank sind, sagt er. „Theoretisch können sie die ganze Stadt abklappern“, so Jilek.
Erst ab Januar erhalten die Berechtigten Coupons für jeweils sechs Masken. Dafür gilt dann ein Eigenanteil von zwei Euro.
3500 Masken hat der Apotheker auf Vorrat angeschafft – wie lange das reichen wird, weiß er nicht. Auch gebe es noch keine verbindlichen Informationen, welches Kontingent an kostenlos ausgegebenen Masken die einzelnen Apotheker erstattet bekommen. „Ich hoffe, dass wir die Zahlen bald kriegen“, so Jilek. Damit es in der Apotheke nicht zu voll wird, will er die Maskenausgabe in sein Sanitätshaus verlegen.
Ausgabestellen außerhalb der Apotheken, um Gedränge zu vermeiden
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Andere Kollegen haben sich auch schon ihre Gedanken über den Andrang gemacht und kreative Lösungen gefunden. Hektor Gerbszt zum Beispiel, von der Apotheke am Berliner-Tor-Platz, wird eine Ausgabestelle außerhalb des Ladenlokals aufbauen, um eine Überfüllung der Apotheke zu vermeiden. Auch er hat gut 3500 Masken auf Vorrat und hofft, dass sie bis zum Jahresende reichen werden.
Nach vielen Anfragen und Anrufen in der vergangenen Woche geht auch er davon aus, dass das Interesse groß sein wird. Datenrechtlich heikel findet er die Tatsache, dass er Menschen unter 60, die die kostenlosen Masken haben möchten, nach ihren Vorerkrankungen befragen muss. „Das tun wir sonst nicht.“
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Die Überprüfung der Berechtigung für Risikopatienten sieht auch Christiane Schult von der Markt-Apotheke in Hünxe kritisch. „Wie das gehen soll, ist noch unklar.“ In den vergangenen Tagen hat es bei ihr schon so viele Anfragen gegeben, dass sie ihre Kunden per Facebook gebeten hat, doch noch abzuwarten. „Bleiben Sie gesund und ruhig“, bittet sie. „Es macht keinen Sinn, dass die Kunden jetzt vor den Apotheken Schlange stehen.“ Die Rechtsverordnung zur Ausgabe der FFP2-Masken liege noch gar nicht vor, darauf wies sie am Freitag hin.
In der Markt-Apotheke wird die Ausgabe ebenfalls nicht im Ladenlokal, sondern über die Notfallklappe erfolgen. Es werde auch nachgehalten, wer seine drei Masken für Dezember schon abgeholt hat, damit der Vorrat von 1800 Exemplaren eine Weile reicht.