Kreis Wesel. Die Verwaltung hat sich zur Corona-Lage im Kreis Wesel geäußert – und hätte sich schärfere Maßnahmen gewünscht. Offene Fragen beim Impfzentrum.

Mit einer eine Sieben-Tage Inzidenz von knapp 180 steht der Kreis Wesel auch am Dienstag im NRW-Vergleich recht weit oben – dennoch sei die Zahl der belegten Intensivbetten und auch die der Corona-Todesfälle ist stabil. Das führt Michael Maas, zuständig für den Gesundheitsbereich im Vorstand der Kreisverwaltung, im Ausschuss für Gesundheit, Bevölkerungs- und Verbraucherschutz auf die Strategie zurück: Bei einem Verdacht wird massiv getestet. Das führe zu hohen Infektionszahlen, die Strategie habe sich aber bewährt, denn es könnten schnelle Schritte eingeleitet werden, so Maas.

Auf die Frage der Linken, was sich Maas von der Politik gewünscht hätte, wird der Dezernent deutlich. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Politik den Mut gehabt hätte, den Menschen an den Feiertagen mehr zuzumuten“, sagt er. Mit dem soften Lockdown sei es nicht gelungen, die Infektionszahlen herunterzufahren.

Im Januar erwarte er daher eine Steigerung der Ansteckungen. Dann würden die Krankenhäuser an ihre Grenzen gebracht, ein harter Lockdown sei zu erwarten. „Es wäre mir lieber gewesen, man wäre früher im Dezember restriktiver vorgegangen.“ Auch, weil die meisten festgestellten Fälle in Einrichtungen und Firmen aus dem privaten Bereich eingeschleppt worden seien.

Impfzentrum im Kreis Wesel: Zweiter Standort aktuell keine Option

Der Kreis Wesel hat den Auftrag des Landes NRW, ein Impfzentrum einzurichten, das werde die Niederrheinhalle in Wesel sein. Ein zweiter Standort, wie von der FDP beantragt und von den Grünen erfragt, sei aktuell keine Option. Das liege nicht in der Kompetenz des Kreises. Möglicherweise könne später darüber gesprochen werden, wenn genügend Impfstoff da sei.

Lars Rentmeister, Chef des Krisenstabes, erwartet, dass es zum 15. Dezember ein betriebsbereites Impfzentrum in Wesel geben wird, aber noch keinen Impfstoff. Ohnehin könne man sich da nicht einfach anstellen und impfen lassen. Wenn Impfstoff da ist, werden zunächst mobile Teams in die Einrichtungen zu den gefährdeten Personen ausrücken, in Altenheime beispielsweise. „Im Impfzentrum selbst passiert am Anfang nicht so viel.“

Ohne Termin geht im Impfzentrum nichts

Unklarheiten belasten die Planung für das Impfzentrum: Wie viele Impfdosen bekommt der Kreis? Vermutlich im ersten Aufschlag genug für 35.000 bis 40.000 Menschen. Wie geht man mit dem empfindlichen Biontech-Impfstoff um, der sehr tiefe Temperaturen benötigt – können mobile Teams damit arbeiten? Und wirkt dieser Impfstoff bei der Generation 70plus überhaupt?

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Bis geimpft werden kann, könnte es Weihnachten sein. Für die Logistik ist die Kassenärztliche Vereinigung zuständig, sie kümmert sich um die Terminvergabe. Heißt: Termine gibt es nur über eine zentrale Telefonnummer. Und ohne Termin geht nichts. Das Personal des Impfzentrums werden in erster Linie das DRK und der Malteser Hilfsdienst stellen.

Luftreinigung für 29 Räume im Berufskolleg Wesel

Mobile Luftreinigungsgeräte hatten die Grünen für die Räume in kreiseigenen Schulen beantragt, die nicht gelüftet werden können. Das, so Michael Maas, betrifft 29 Räume, 25 davon im Berufskolleg Wesel. Der Ausschuss gab das Signal, geeignete Geräte auszuschreiben. CO2-Ampeln, nach denen die FDP gefragt hatte, hätten lediglich einen pädagogischen Wert – Lehrer könnten ihren Schülern das Geschehen besser erklären. Die Geräte können auch für eine effizientere Lüftung sorgen, das spart Energie. Die Verwaltung will klären, ob die Geräte für alle finanzierbar wären.

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Kritisch steht Maas dem FDP-Antrag auf Schnelltests für die Schulen gegenüber: Gedacht waren sie ursprünglich für Pflegeheime, für Personal und Besucher, mit dem Hintergrund, die knappen Laborkapazitäten zu schonen. Allerdings gibt es kaum Tests. „Man müsste rund 11.000 Schüler im Kreis Wesel wöchentlich oder öfter testen“, sagt Maas mit Blick auf die kreiseigenen Schulen.

Damit das Ergebnis aussagekräftig ist, müssten die Teststäbchen tief in die Nase eingeführt werden, „das kann zu Verletzungen führen. Medizinisches Fachpersonal wäre notwendig.“ Und der Wunsch nach FFP2-Masken für Lehrer sei an den Schulen auf wenig Gegenliebe gestoßen, da es beschwerlich ist, sie zu tragen. 10.000 Stück hat der Kreis angeschafft. Eine Pflicht, sie zu tragen, gibt es nicht.