Wesel. Der ASG Wesel hat die Grüngürtel überprüft und festgestellt, dass mehr als 400 Sauerstoffspender nicht mehr zu retten sind.

Wesel ist eine grüne Stadt. „Die Bürger schätzen die Natur in und um die Stadt, sie achten darauf, wenn irgendwo die Säge kreischt“, stellt der städtische Eigenbetrieb ASG im aktuellen Bericht „Baumwirtschaftliche Maßnahmen der Fäll- und Pflanzsaison 2020/2021“ fest. Doch auch in diesem Jahr müssen die Arbeiter wieder viel geschädigtes Holz beseitigen: „Der Baumbestand der Stadt Wesel ist durch die Dürrejahre seit 2018 erheblich geschwächt“. 430 Bäume müssen weichen, aber fast ebenso viele werden nachgepflanzt , verspricht der ASG.

Mindestens so viele Bäume pflanzen, wie gefällt werden

Hier ist nichts mehr zu retten.
Hier ist nichts mehr zu retten. © ASG

Auch der Wald ist nicht nur gefährdet, er wandelt sich schon, stellten die Fachleute fest. Doch es gebe Ideen, was man tun kann: Bäume fällen, wenn es unumgänglich ist, aber zumindest genauso viele neue pflanzen. Um dies in den nächsten Jahren durchzuhalten, braucht es mehr Geld und geeignete Standorte. „Die Lage ist problematisch, ein noch nicht dagewesener Umbruch des Klimas . Die Probleme werden sich nicht nur auf ein Jahr beschränken“, sagt ASG-Betriebsleiter Franz Michelbrink.

Fachleute des ASG haben das gesamte Bild im Blick. Bei den Bäumen könne man einzelne Schäden nicht isoliert betrachten, die Folgen mehrerer Mangelerscheinungen summieren sich.

Da werden Trockenschäden im Feinwurzelbereich festgestellt, die nicht umkehrbar sind. Daher kann auch intensives Bewässern nicht das Überleben geschädigter Bäume garantieren. Besonders leiden große Bäume wie Buchen.

An vielen Stellen der Stadt stehen tote Bäume

In Büderich an der Bahnhofstraße, in Ginderich auf dem Schulhof und in Flüren an der Tennisanlage hat der ASG Beispiele verdorrter Sauerstoffspender fotografiert. In der Dokumentation zeigt auch ein markantes Bild die Baumreihe im Laubteppich am Kaiserring. Es ist nicht Herbstlaub, sondern Folge der Dürre. Dazu setzen andere Einflüsse den Bäumen zu, heißt es im Bericht – Vandalismus, Unfallschäden, Vermorschungen, Sturmschäden, Pilzkrankheiten.

Neue Baumsorten ausprobieren

Das Fazit in Zahlen: In der Saison 2020/2021 werden rund 430 Bäume gefällt, die unter die Baumschutzsatzung fallen – davon 291 im urbanen Umfeld, 139 im Forst. Die Therapie gegen die Verluste ist laut ASG schwierig und sie betritt teilweise Neuland. 161 Nachpflanzungen im Stadtgebiet (Lackhausen, Luisenstraße, Südring, Obrighoven), 100 auf der Landzunge am Yachthafen und 135 Bäume am Lippesportplatz stehen auf dem Plan – ein ungewöhnliches Ausmaß.

3000 Stück sogenannter kleinerer „Forstware“ begrünt die Fläche an der Oberndorfer Straße. Die Baumsorten sollen widerstandsfähig sein, am Bahnhof wurde deshalb der europäische Zürgelbaum gesetzt. „Die Selektion neuer Baumarten ist noch im Fluss, da wird viel probiert werden müssen, welche die richtigen zukunftsfähigen Bäume sind“, sagt ASG-Baumschützer Hans-Georg Oberender.

Doch was ist mit den Straßenzügen, wenn sich in der Stadt die Hitze staut? Neupflanzungen brauchen hier Bodenverbesserungen sowie Belüftungs- und Bewässerungseinrichtungen. Gewohnte Baumbeete reichen oft nicht mehr aus, heißt es bei ASG. In überhitzten Straßen müssen neue Systeme dafür sorgen, dass genug Wasser und Nährstoffe die Bäume erreichen und sich Wurzeln ausbreiten können.

6000 Euro pro Baum

Die Einbauten haben ihren Preis: 6000 Euro pro Baum. Außerdem sind neue Standorte nötig. In der Arbeitsgruppe „Bäume im Stadtgebiet“, besetzt mit Fachleuten aus Rathaus uns ASG, wurden in den Ortsteilen neue Baumpflanzungsflächen perspektivisch festgelegt. Rund 400 Bäume finden hier Platz.