Kreis Wesel. Förster im Kreis Wesel sorgen sich. Äste fallen plötzlich herab, ganze Bäume sterben. Kontrolleure sind unterwegs, um Gefahren zu beseitigen.

Dass die anhaltende Trockenheit dem heimischen Wald enorm zusetzt, ist schon länger ein viel diskutiertes Thema. Doch die Sorgenfalten der Förster werden immer tiefer, denn der Wassermangel in den Böden lässt mehr und mehr Bäume absterben – und das recht schnell. Äste fallen unberechenbar ab, Bäume brechen in sich zusammen, berichtet etwa Michael Herbrecht aus seinem Revier, das von Wesel bis Zons reicht. Sein Kollege Toni Jäger, der nördlich der B 58 für den Dämmerwald und Teile Diersfordts zuständig ist, bestätigt das Problem. Zwei Baumkontrolleure sind in diesen Tagen in seinem Revier viel unterwegs, um Gefahrenstellen früh zu entdecken. Waldbesucher müssten zwar nicht in Panik verfallen, sagt er, aber sich der Gefahr bewusst sein.

Auch Michael Herbecht rät derzeit bei Sturm oder Gewitter von Waldbesuchen ab. Bäume, die eigentlich erst im Herbst gefällt werden sollten, müssen häufig schon jetzt beseitigt werden. „Den normalen Kontrollrhythmus können wir derzeit vergessen“. Sie gehören derzeit eher zur Hauptbeschäftigung.

Förster: Selbst Birken fallen reihenweise um

Das Problem ist: Der zweite Dürresommer hat dazu geführt, dass auch das tieferliegende Schichtwasser verschwunden ist. Selbst Birken, normalerweise unempfindlich, fallen serienweise um, berichtet Herbrecht, der große Ausfälle bei allen Baumarten feststellt.

Auch interessant

„Es ist eine Gratwanderung“, beschreibt sei Kollege Toni Jäger, der mit seinem Team derzeit viel mit der Verkehrssicherung an öffentlichen Wegen und Straßen beschäftigt ist, die Baumkontrollen. Oft könne man die Gefahr der instabilen Äste nicht erkennen. „Es kann alle Bäume betreffen“. Passiert sei zum Glück noch nichts. Viele Gehölze haben bereits braune Blätter, doch auch grüne Bäume könnten plötzlich brechen.

Rindenruß kann auch Menschen gefährlich werden

Abbrechende Äste sind nur eines von mehreren Problemen, mit denen die Förster derzeit zu tun haben, sagt Otto Pöll, Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein mit Sitz in Wesel – und aus seiner Sicht noch nicht das schlimmste.

Große Sorgen macht ihm das Sterben alter, heimischer Baumarten. Der Ahorn zum Beispiel ist durch den Rindenruß stark befallen. Die schwarzen Pilz-Sporen können für empfindliche oder lungenkranke Menschen gefährlich werden und schlimmstenfalls zu Entzündungen der Lungenbläschen führen. Das befallene Holz muss abgeholt und entsorgt werden.

Am größten sei das Problem auf künstlich angelegten Böden, an Straßenböschungen oder Aufforstungen zum Beispiel, schildert Pöll – und es gebe kaum Bezirke, wo die Krankheit nicht vorkomme. „Wir müssen uns leider eingestehen, dass es im gesamten Forstamts-Bereich auftritt.“ Auch viele Eschen seien von einem Pilz befallen. Was ihn ebenfalls alarmiert: Selbst 100 Jahre alte, stattliche Buchen sterben durch den „Wasserstress“ einfach ab. „Wir brauchen dringend Regen“.

Der Wald wird sich verändern

Förster und Waldbauern werden wohl nach Alternativen suchen müssen. „Wir kriegen andere Waldbilder“, prognostiziert Pöll. Man müsse künftig auf andere Bäume setzen, möglicherweise auf Buchen oder Douglasien aus trockeneren Zonen. Für Ahorn und Esche werde es schwer, Ulmen gebe schon nicht mehr. „Wir müssen Bäume suchen, die mit weniger Wasser auskommen“.