Wesel. Freitag gab der Kreis bekannt, dass das Corona-Impfzentrum in der Niederrheinhalle seinen Platz finden soll. Samstag ging es um den Abriss 2022.

Das Schicksal der Niederrheinhalle scheint besiegelt zu sein. In gut zwei Jahren wird der größte Veranstaltungsort in Wesel aller Voraussicht nach abgerissen.

Zu diesem Ergebnis kamen am Samstagmittag die Fraktionsvorsitzenden der im Rat vertretenen Parteien bei einer Begehung, die auf Einladung von Bürgermeisterin Ulrike Westkamp stattfand. Sie machten sich selbst ein Bild vom Zustand der Halle, die viele ein ganzes Leben lang begleitet hat, in der Schützenfeste und Karneval gefeiert wurden, in der es Konzerte und Kabarettabende gab und vieles, vieles andere mehr.

Die Verleihung des Eselorden an Stefan Verhasselt wurde am 23. Februar diesen Jahres in der Niederrheinhalle ausgelassen gefeiert.
Die Verleihung des Eselorden an Stefan Verhasselt wurde am 23. Februar diesen Jahres in der Niederrheinhalle ausgelassen gefeiert. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Das Ergebnis des Ortstermins ist niederschmetternd: In der Niederrheinhalle gibt es so gut wie nichts, was funktioniert und intakt ist. Angefangen bei der Heizung über die Deckenkonstruktion bis hin zur Lautsprecheranlage. Der Stillstand durch die Insolvenz hat ebenfalls Spuren hinterlassen.

Unabhängig vom Impfzentrum

Wenn der Rat im Dezember seine letzte Sitzung in diesem Jahr abhält, soll bereits der Beschluss zum Abriss der Niederrheinhalle bereits herbeigeführt werden. Dies ist unabhängig davon, dass der Kreis hier spätestens im Januar das Kreis Weseler Corona-Impfzentrum in Betrieb nehmen möchte . Schließlich hatte die Stadt ursprünglich ohnehin vor, die Niederrheinhalle erst nach der Eselordenverleihung 2022 zu schließen, so dass sie jetzt noch gut genutzt werden kann.

Im vergangenen Jahr war der Zustand der Niederrheinhalle bereits viel diskutiertes Thema. Abriss und Neubau oder Sanierung, lautete damals die Frage, die nun eindeutig beantwortet ist. Denn eine Sanierung könnte aus dem Ruder laufen, wenn sie erst einmal begonnen ist.

In Dinslaken machte man diese Erfahrung bei der Ertüchtigung der Kathrin-Türks-Halle. Dort ist man mittlerweile bereits bei fast 35 Millionen Euro an Kosten angelangt, wobei diese Halle aus dem Jahr 1973 stammt.

Die Weseler Niederrheinhalle ist Baujahr 1955 und damit fast 20 Jahre älter. Zwar wurde sie 1992/93 schon einmal saniert und war für ein Jahr nicht nutzbar, doch selbst diese Renovierung war damals umstritten. Jetzt wird es wohl auf einen Neubau hinaus laufen, wobei ein Investor gern gesehen wäre. Die Chance, dass sich ein Interessent findet, scheint allerdings nicht allzu groß zu sein. Sonst hätte sich in den vergangenen Monaten bestimmt schon jemand gemeldet.

Und auch der Wunsch einiger, die Veranstaltungshalle mit einem Hotel zu kombinieren und daraus auch einen Tagungsort zu machen, wird nicht unbedingt zur Umsetzung kommen. Denn das Angebot an Hotelbetten und Tagungsmöglichkeiten in der Kreisstadt ist jetzt schon groß.

Was am Ende entsteht, soll ab sofort im Rathaus erarbeitet werden. Immerhin bleibt dafür ja noch über ein Jahr Zeit. Fest steht dabei jetzt schon: Wesel braucht einen Veranstaltungsort wie die Niederrheinhalle. Doch auch da sind sich in der Weseler Politik diesmal alle einig.