Wesel. Die Ernte am Niederrhein ist eingefahren. Nach Kohl, Kürbis, Möhren und Chicorée geht es diesmal um Äpfel vom Neuhollandshof in Bislich.

Die Herbstsonne hüllt die Apfelplantage in ein warmes Licht während das Gras auch am Mittag immer noch feucht ist. Vorbei sind die heißen Tage, die der Familie Clostermann in diesem Jahr eine hervorragende Ernte beschert haben

Es war wieder einmal ein bisschen früher, dass die ersten Äpfel gepflückt werden konnten, sagt Leslie Clostermann. Schon Ende Juli wurden in Bislich die Sorten Delba und Pristine von den Bäumen geholt.

Mehr als 30.000 Apfelbäume in Wesel-Bislich

Über 30.000 Exemplare und 30 Apfelsorten stehen rund um den Neuhollandshof, auf dem sich 150 Jahre Erfahrung und mehr als 30 Jahre biologisch-dynamisch zertifizierter Anbau vereinen. Ende Oktober kamen Braeburn und Natyra in die Holzkisten, die sehr lagerfähig sind und erst nach Weihnachten in den Verkauf gehen. Zuletzt waren es dann die Mostäpfel.

Mittlerweile liegen die meist rotbäckigen Äpfel im Hofladen und warten immer samstags auf ihre Käufer. Nach wie vor am beliebtesten ist der Elstar, aber auch der Topaz geht gut. Hinzu kommen Namen, die Supermarktbesucher nicht kennen dürften, weil sie dort nicht zum Angebot gehören. Oder haben Sie schon einmal etwas von Rajka, Karinija oder Freya gehört? Auch alte Sorten halten die Clostermanns vor. 50 Bäume Ontario zum Beispiel. „Sie sind sehr im Gespräch“, sagt Rolf Clostermann, „doch wenn ich sie in den Laden stelle, werden sie kaum gekauft.“ Und so richtet man sich auch in Bislich nach dem Kundengeschmack.

Santana schmeckt auch Allergikern

Dabei bieten die Clostermanns zum Beispiel die Sorte Santana an, die Apfelallergiker ohne Probleme essen können. Freya mit dem süß-säuerlichen Aroma und dem knackigen Fruchtfleisch ist ebenfalls für sie ganz gut geeignet. Zudem gibt es immer andere Sorten, je mehr sich das Klima ändert. „Der Braeburn wuchs in meiner Jugend hier nicht“, erinnert sich Rolf Clostermann. Jetzt hingegen gedeiht er bestens am Niederrhein. Und das gilt nicht nur für ihn, sondern für viele andere Apfelsorten mehr.

Äpfel und das, was man aus ihnen machen kann: Saft.
Äpfel und das, was man aus ihnen machen kann: Saft. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ein Problem gab es während der Erntezeit aber dennoch. Die polnischen Erntehelfer, die seit Jahrzehnten auf den Hof am Jöckern kommen, blieben zum Teil wegen Corona aus. Zu groß war die Angst vor der Quarantäne. Und so riefen die Clostermanns dazu auf, für einen Tag freiwillig zum Erntehelfer zu werden.

Äpfel pflücken statt Regatta

Viele Rentner, aber auch zahlreiche andere Interessenten kamen und machten mit. So wie das Team eines Weseler Fitness-Studios, das sonst immer beim Drachenbootrennen mitmacht. Diese Veranstaltung musste wegen Corona ausfallen. Und so ging es statt ins Boot und aufs Wasser diesmal nach Bislich in die Apfelplantage. „Für die Hilfe sind wir sehr dankbar“, sagt Leslie Clostermann, die zusammen mit ihrer Familie auch bei der Unterbringung der polnischen Helfer improvisieren musste. Denn wegen der Abstandsregeln reichte die Ferienwohnung, die sie sonst bewohnten, nicht. Da in der Kulturscheune aber ohnehin nichts stattfinden durfte, wurde dieser Bereich zur Unterkunft.

Sortenreine Säfte

Bei Clostermanns kann man aber nicht nur Äpfel kaufen, sondern einiges mehr, was mit der runden Frucht zu tun hat. Zum Beispiel Apfelsaft, auch sortenreinen aus Elstar, Santana und Topaz. Der Unterschied lässt sich tatsächlich schmecken, weiß Rolf Clostermann. Während der Topaz über viel Säure verfügt, kommt der Elstar eher süß daher. Abgefüllt gibt es die sortenreinen Säfte in Drei- und Fünf-Liter-Packs. Zwei Jahre ist das Getränk darin haltbar, und selbst, wenn die Packung schon geöffnet wurde, hält der Saft mindestens noch zwei Monate, lautet das Versprechen.

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Hinzu kommen diverse Sorten des Appléritifs, mit neun Prozent Alkohol oder ohne, nur mit Apfel oder mit Apfel und Rose sowie Apfel-Arona und Rose. Auch das Rheinische Apfelkraut gehört zum Angebot.

Export nach Skandinavien und ins Baltikum

Längst exportieren die Clostermanns ihre Waren in andere Länder. Nach Skandinavien und ins Baltikum etwa. Vieles geht auch von Bislich auf direktem Weg nach Wesel, in den Bioladen am Spaltmannsfeld zum Beispiel, in die Weinzeit sowie in Supermärkte.

Neuhollandshof, Familie Clostermann, Jöckern 2, Wesel-Bislich: Der Hofladen ist samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Sommerpause im Juli und August.

Apfelcreme

Das geht schnell und schmeckt sehr gut: Apfelcreme. Familie Clostermann mag sie gern. Dazu ist nur ein Päckchen Vanillepuddingpulver und Apfelsaft nötig. Der Saft – Direktsaft und kein Konzentrat – ersetzt die auf der Packung angegebene Menge Milch eins zu eins. Damit alles laut Angaben des Puddingpulverherstellers verarbeiten.

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Deutlich raffinierter war das, was Leslie Clostermann bei der WDR-Fernsehserie „Land & Lecker“ ihren Gästen als Nachtisch serviert hat: Apfelmousse mit Minzblättchen. Die Zubereitung ist aber auch deutlich komplizierter und eher für den Sommer als für den Herbst geeignet, wie sie selbst sagt.