Wesel. In der Coronazeit haben sich viele Suchtprobleme verschärft. Die Weseler Drogenhilfe ist für ihre Klienten und für deren Kinder da, um zu helfen
Dunkle Jahreszeit, das allgegenwärtige Corona-Thema: Für suchtkranke Menschen ist das eine schwierige Situation. Eine, die Ängste und Depressionen wachsen lässt, die psychische Krankheiten – häufige Begleiter der Sucht – verstärkt. Zudem ist der Drogen- und Alkoholkonsum in der Pandemiezeit spürbar gestiegen, sagen die Fachleute der Weseler Drogenberatung. Heute ist der bundesweite Aktionstag „Suchtberatung kommunal wertvoll“. Eine Gelegenheit für das zehnköpfige Team von Drogenberatung und Fitkids, auf seine Arbeit und die Probleme der Klientel aufmerksam zu machen.
Trotz der Pandemie gehen die Beratungen weiter: Im Lockdown im Frühjahr per Telefon, mitunter auch bei Spaziergängen. Jetzt wieder von Angesicht zu Angesicht. „Corona ist ständiges Thema“, sagt Martin Peukert, „die Menschen haben Angst“.
Angst vor der Krankheit – und der Einsamkeit
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Vor der Krankheit, aber auch vor möglicher erneuter Isolation: Manch schwer Abhängiger mit Nebenerkrankungen ist im Frühjahr nicht mehr vor die Tür gegangen. Aktuell gibt es zwar keine offene Sprechstunde – der Drogenhilfe fehlt ein Wartebereich, in dem der Mindestabstand eingehalten werden könnte. Trotzdem kommen die Klienten, um zu reden, die Nachfrage ist groß.
Häufig geht es dabei um Gefühle und Ängste. Weil das Angebot niederschwellig ist – niemand wird weggeschickt, weil er Drogen konsumiert hat – können die Menschen herkommen. „Häufig haben sie niemanden sonst, mit dem sie über ihre Probleme mit der Sucht sprechen können“, sagt Lisa Olejniczak, die zusammen mit Ralf Dierichs die Nachfolge von Drogenberater Ernst Heyermann angetreten ist, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat.
Kontakt zu den Kindern halten
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Großes Thema in der Weseler Drogenberatung sind die Kinder suchtkranker Eltern und ihre Probleme. Im Rahmen von „FitKids“ treffen sie sich wöchentlich in Gruppen. „Wir hatten im Sommer sogar eine Ferienfreizeit“, berichtet Barbara Lübbehusen, „in den Herbstferien waren wir auch mit Kindern und Eltern im Zoom, ein tolles Erlebnis, vor allem für ein Mädchen, das Geburtstag hatte.“ Die Lockdownphase im Frühjahr war besonders für diese Kinder hart, als Schule und Kitas geschlossen waren. „Wir haben uns große Sorgen gemacht“, sagt Sandra Gross, doch auch in dieser Situation fand die Drogenhilfe Wege, den Kontakt aufrecht zu erhalten.
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Bastelvorschläge haben sie den Familien gebracht, Hilfe bei den Schulaufgaben angeboten. „Viele waren von den Aufgabenblättern der Schulen überfordert, andere haben sie gar nicht wahrgenommen“, sagt Gross. Aktuell sind sie und Barbara Lübbehusen froh, dass Kindergarten und Schule auch ein Auge auf das Wohl der Kinder haben, schauen, ob alles in Ordnung ist.
Die Stadt Wesel unterstützt die Arbeit von „FitKids“, übernimmt die Hälfte der Kosten. Dafür ist das Team dankbar. „Wir sind immer auf Spenden angewiesen, aber die Weseler denken zum Glück an diese Kinder, immer wieder mal kommen Spenden herein“ sagt Gross.
Jörg Kons, Chef der Drogenberatung, nutzt die Gelegenheit, seinen Mitarbeitern für ihr Engagement zu danken. Es sei nicht selbstverständlich, dass sie in dieser Zeit das erhöhte Risiko eingehen und den direkten Kontakt zu den Klienten aufrecht erhalten.