Wesel/Hamminkeln/Hünxe/Schermbeck. Wie überstehen die Betriebe die Schließung im November? Die NRZ hat mit einigen Betroffenen über die neuen Corona-Bestimmungen gesprochen.
Karin Nienhaus war auf eine Verschärfung der Corona-Beschränkungen vorbereitet. Dennoch bezeichnet die Betreiberin des Kulturspielhauses Scala den Mittwoch als schwarzen Tag. „Wir sind sehr, sehr traurig“, sagt sie zum bundesweiten Teil-Lockdown, der neben der Gastronomie-Branche auch die Kultur-, Sport- und Vergnügungsbetriebe trifft. Bei allem Verständnis für notwendige Maßnahmen ist die Sorge groß: „Wir haben ja erst mit Ach und Krach den ersten Lockdown überstanden.“
Zwanzig Veranstaltungen – Konzerte, Kabarett und Comedy – fallen im November im Scala in Wesel an der Wilhelmstraße aus. Und im Dezember? „Wir planen erst einmal nicht, man weiß ja nicht, was wird.“ Sie richtet den Blick lieber auf den kommenden Sommer. Die versprochene Unterstützung vom Staat wird sie auf jeden Fall beantragen und dann hoffen, dass es reicht. „Wir sind für jede Hilfe dankbar. Ohne die wird es nicht gehen.“
„Das ist existenzbedrohend“
„Eine Riesenkatastrophe“, sagt Brigitte Kauz, Geschäftsführerin vom Café Country in Hamminkeln. Sie hofft, dass die Gäste das kommende Wochenende noch für einen Besuch nutzen, bevor sie Türen zusperren muss. Sie hat zwar Verständnis für die Maßnahmen und dafür, dass die Infektionszahlen gesenkt werden müssen, „aber wer auch an seine Mitarbeiter denken muss, kann das nicht gutheißen.
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Das ist schon existenzbedrohend.“ Sie fürchtet, dass es auch im Dezember nicht weitergehen könnte. Und die Unterstützung vom Staat? Ob die wie versprochen gezahlt wird, da ist Brigitte Kauz nach den bisherigen Erfahrungen eher skeptisch.
Soccerhallen-Betreiber: Die Leute sind verängstigt
Andreas Strelitz betreibt in Schermbeck das Unternehmen „Seleçāo Sports & More“, bei dem in einer Soccerhalle unter anderem Fußball und Tennis, aber auch im Saal oder im Biergarten Gastronomie angeboten wird – in normalen Zeiten laufen hier am Raiffeisenweg häufig Feiern mit bis zu 160 Personen. „Bis auf Weiteres ist jetzt natürlich alles tot“, sagt der Inhaber, der seinen Optimismus nicht verloren hat: „Zu heulen bringt ja nichts, wir werden das schon irgendwie überstehen – ich werde die kommenden vier Wochen nutzen zum Renovieren und um aufzuräumen – und auszuloten, welche Hilfen es eventuell geben könnte.“
Der 58-Jährige ergänzt, dass die Verängstigung der Leute das größte Problem sei.
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„Im September hatten wir nur zwei größere Veranstaltungen: Geplant waren sie für jeweils 130 Leute – gekommen sind aber gerade mal 70 sowie einmal 85. Und auch die erste für Januar gebuchte Feier wurde schon wieder abgesagt.“ Strelitz plant jetzt erstmal nichts Längerfristiges. Vor dem Frühjahr rechnet er nicht mit größeren Veranstaltungen.
So viele Touristen wie noch nie – trotz Corona
Für Christopher Klump vom Schermbecker Landhotel Voshövel hängt alles davon ab, ob die versprochenen Hilfe wirklich fließen: „Dann fände ich es nachvollziehbar, wir würden damit zurecht kommen.“ Er möchte seine Mitarbeiter nicht wieder in Kurzarbeit schicken. Gerade in den vergangenen Monaten hat sein Haus sehr viele Touristen beherbergt, die am Niederrhein Erholung suchten, „so viele wie noch nie“. Daher hatte er dem Winter eigentlich positiv entgegen geschaut.
Ulrich Vennmann vom Restaurant Alt-Peddenberg in Hünxe-Drevenack sagt: „Ich kann das überstehen, aber Spaß hat da niemand dran.“ Schon die vergangene Woche sei eine Katastrophe gewesen - die Leute sind zuhause geblieben. „Wir schwimmen auf der Halbseite“, sagt er mit Blick auf ausgefallene Gesellschaften und andere Veranstaltungen. (rme/sz/jok)