Schermbeck. Timo Gätzschmann, Marco Overkämping und Manuel Schmidt erstmals in den Schermbecker Gemeinderat ein – trotz einigem Gegenwind im Wahlkampf.
Nicht jeder Schermbecker kann mit dieser Art von Satire und Provokation umgehen – das bekamen die Kandidaten der in Schermbeck erstmals angetreten Partei „Die Partei“ deutlich zu spüren. „Neben Schulterklopfern gab es natürlich auch Gegenwind“, berichtet Marc Overkämping, der 47-jährige Vorsitzende der neuen Partei.
Gemeinsam mit Informatik-Kaufmann Manuel Schmidt (41) und Anwalt Timo Gätzschmann (31) ist er in den Gemeinderat eingezogen.
Kritik von Christen aufs Abendmahl-Motiv
Wie Overkämping, der in Schermbeck eine Fahrschule betreibt, berichtet, seien die Kritiker aus zwei Richtungen gekommen: „Das Massivste war die Reaktion von Christen auf unser letztes Abendmahl auf unserem Banner.“
Darauf waren 13 Personen von „Die Partei“ für 13 Wahlbezirke abgebildet – wie beim letzten Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern, jedoch heftig diskutierend und mit dem Untertitel „Das erste Mal.“
Dies stieß einigen Gläubigen übel auf: „Geschmacklos! Eine Spaßpartei brauchen wir nicht“, hatte eine Person auf einen Partei-Flyer geschrieben und dem Vorsitzenden zugeschickt.
Ein paar ältere Üfter Damen hätten auf dem Markt die Darstellung als „Unverschämtheit“ bezeichnet, doch es gab auch sehr viele positive Reaktionen auf dieses sicher ungewöhnlichste Motiv des Wahlkampfes in Schermbeck. „Wir sind dafür auch richtig massiv gefeiert worden“, berichtet Marc Overkämping.
Erwarteter Gegenwind von Rechten
Und er erwähnt auch eine andere Art von Kritikern, mit denen die drei neuen Ratsherren offenbar gerechnet hatten, vermutlich es genau darauf sogar angelegt hatten: „Wir haben auch von Rechts ordentlich Gegenwind bekommen – aber bis auf eine Ausnahme nicht auf der Straße, das ist sonst natürlich alles nur an der Tastatur passiert.“
Zu den Kommentaren der Rechten ergänzt der Vorsitzende: „Das können wir aber gut einordnen, die wollen wir ja auch anpieksen – darum geht es uns ja auch, die aus dem Busch zu locken, damit sie sich selbst entlarven.“
Dazu ergänzt Manuel Schmidt: „Der tatsächliche Auftritt der AfD in Schermbeck war ja hier ein kurzer – die kriegen ja zum Glück auch in Schermbeck insgesamt ganz gut Gegenwind und hier herrscht die mehrheitliche Meinung, dass man die nicht braucht. Trotzdem haben es einige U-Boote versucht über Zukunft Schermbeck.“
Von wegen „nicht ernsthaft genug“ ...
Zum Vorwurf von anderen Politikern, der „Partei“ würde Ernsthaftigkeit fehlen, sagt Gätzschmann, der als Bürgermeisterkandidat angetreten war, schmunzelnd: „Es ist immer sehr schön, wenn einem einer vorwirft, die Ernsthaftigkeit würde fehlen, ohne einen zu kennen. Wir drei haben ein Bürgerbegehren gestartet für den Neubau einer Schule – wenn das nicht ernsthaft ist, dann weiß ich auch nicht. Außerdem haben wir durchaus ein ernsthaftes Programm, das wir allerdings ein bisschen satirisch und lustig verpacken.“
Auf deutliche Distanz zu „Zukunft Schermbeck“
Auch die CDU Schermbeck war wenige Wochen vor der Wahl überraschenderweise mit einem satirischen Beitrag – von Mike Rexforth im „Die-Partei“-Stil verfasst – an die Öffentlichkeit gegangen. „Ich fand es eigentlich mal ganz lustig, dass sie das auch mal versucht haben“, sagt Gätzschmann und Marc Overkämping ergänzt: „Wir hatten eigentlich schon gehofft, dass es dann bis zur Kommunalwahl ein Schlagabtausch wird auf dieser Ebene .“
Kritik wegen fehlender Ernsthaftigkeit – speziell vom CDU-Vorsitzenden Ulrich Stiemer – prallt an den drei neuen Ratsherren ab: Gätzschmann: „Da gründet sich eine neue Partei und direkt kommt jemand und sagt als Erstes: Ihr könnt ja gar nichts!“ Schmidt fragt dazu: „Was willst du auch von einem Dorf-Opa erwarten, wenn mal jüngere Leute aufstehen und sagen, wir wollen jetzt auch mal mitmachen.“
„Rechts der Linken, links der alten Mitte“
Drei dieser „jüngeren Leute“, sitzen künftig im Gemeinderat. Wo sehen sich politisch in Schermbeck?
Vorsitzender Marc Overkämping: „Die Partei verortet sich rechts von der Linken – und links von der alten Mitte.“ SPD und CDU werde dabei als „alte Mitte“ bezeichnet. „Deshalb sind wir die extreme Mitte.“
Zu der noch jüngeren Wählervereinigung „Zukunft Schermbeck“ hat „die Partei“ eine sehr distanzierte Haltung, wie Timo Gätzschmann betont: „Man könnte meinen, dass da jemand versucht hat, mit Gewalt in den Rat zu kommen – und es dann auch geschafft hat.“
Manuel Schmidt wird deutlicher: „Ich finde erschreckend an der Geschichte ,Zukunft Schermbeck’, wie sich aus einer inhaltlichen Struktur – Thema „zwei Schulen für Schermbeck“ – eine Unzufriedenen-und-Popolistenvereinigung entwickelt hat.“