Wesel. Projekt am Lipperandsee: Die Firma RMKS übergibt in den kommenden Jahren über 100 Hektar Fläche an die Biologische Station zur Rekultivierung.
Die Abgrabung am Lipperandsee ist noch nicht abgeschlossen, doch das stört die Vögel nicht. Kormorane trocknen auf dem Ponton, der als Brutstätte für Flussseeschwalben auf dem Wasser installiert wurde, ihre Flügel. Ein Teil des Sees ist schon grün. Noch etwa 15 Jahre wird die Auskiesung an der neuen Hünxer Straße dauern, dann wird der komplette See ebenso wie gut 50 Hektar Auenwald und Grünland, insgesamt mehr als 100 Hektar Fläche, in den Besitz der Biologischen Station übergehen.
Das Abgrabungsareal ist ein Beispiel dafür, dass Auskiesung – in diesem Fall durch die Rhein Main Kies und Splitt Gmbh (RMKS) – und Rekultivierung gemeinsam mit Umweltschützern geplant und umgesetzt werden können. Das erläuterten die Geschäftsführung der RMKS und Vertreter der Biologischen Station beim Besuch der SPD Wesel vor Ort.
Bereits jetzt gehört der Biologischen Station ein großer Teil der Auenwald- und Grünfläche nördlich des Sees. In mehreren Schritten wird an die Naturschützer immer mehr Land übergeben. 16 Hektar der Grünfläche, die früher intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde, sind bereits in eine extensive, also schonende Bewirtschaftung übergegangen, erklärt Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Station. Durch Schafbeweidung etwa. Zusätzlich soll Nadelwald in einen naturnahen Eichenwald umgewandelt werden.
Biologische Station sammelt Punkte für das Ökokonto
Weitere zehn Hektar Grünland sind in diesem Jahr hinzugekommen, auch sie sollen durch Weidetiere gepflegt werden. Es ist eines der wenigen Projekte, die Naturschutz und Rohstoffgewinnung verbinden, erklärte der Vorsitzende der Biologischen Station, Klaus Lorenz.
Die Biologische Station kann durch das Renaturierungs-Projekt Punkte für ihr Ökokonto sammeln und diese Punkte an Unternehmen verkaufen – als Ausgleich für Eingriffe in die Natur. Mit dem Geld können wiederum neue Flächen erworben werden, um sie ökologisch aufzuwerten, erläutert Wilhelm Itjeshorst.
See soll Lippe-Hochwasser aufhalten
Außerdem dient der See in einigen Jahren auch dem Hochwasserschutz: Am Ende des Kiesabbaus erhält as Gewässer an zwei Stellen eine Verbindung zur Lippe, so dass – jedoch nur im Hochwasserfall – Wasser in den See strömt und die Flutwelle damit verzögert werden kann. Rund 800.000 Kubikmeter zusätzlich kann der Retentionsraum aufnehmen. Neben dem Lippemündungsraum ist es der letzte Hochwasserschutz vor dem Rhein. Der gesamte See wird nach dem Kiesabbau zu einem Schutzgebiet mit Lebensraum für Vögel und anderes Getier – die Nisthilfe für Flussseeschwalben ist schon vor Ort.
Doch noch ist das Kieswerk der RMKS in Betrieb. Es ist für eine Großbaustelle ganz in der Nähe derzeit ein wichtiges Rohstofflager: Hier werden Baustoffe für die Südumgehung passend gemischt und gelagert. Kies und Sand kommen von der A3 ins Werk und werden von hier direkt zur Baustelle transportiert, erklärt RMKS-Geschäftsführer Mirco Curic. So müssen keine Lkw durch die Stadt fahren.
Kiesproduktion aus Bauschutt
Weitere Pläne hat das Unternehmen HDB Recycling, deren Geschäftsführer Mirco Curcic ebenfalls ist, wenige Kilometer weiter im Gewerbegebiet Bucholtwelmen an der Emil-Fischer-Straße: Dort soll im Jahr 2022 eine neue Bauschuttaufbereitungsanlage gebaut werden. In dem Betrieb soll aus Abfällen Kies für die Bauindustrie hergestellt werden. Rund 800.000 Tonnen Bauschutt werden recycelt und dabei zu 95 Prozent wiederverwertet, erklärt Mirco Curic. Dadurch lassen sich neue Auskiesungsflächen einsparen. Eine ältere Anlage an der Lise-Meitner-Straße soll im Gegenzug aufgegeben werden.
Die Weseler Sozialdemokraten loben das Projekt als positives Beispiel dafür, dass Auskiesung und Natur in Einklang gebracht werden können. Ihnen schwebt eine ähnliches Modell in Bislich-Vahnum vor.