Wesel. Weil Leute auf dem Industriedenkmal herumkletterten, demontiert die Firma Holemans den alten Bagger in Wesel - er ist ein Sicherheitsrisiko

Es war eine schöne Idee: Am 5. Juni 2008 zog die Firma Holemans einen ausgedienten Kiesbagger, einen so genannten Tiefengreifer, ans Ufer des Diersfordter Waldsees. Am Dienstag nun demontieren Arbeiter das tonnenschwere Industriedenkmal Stück für Stück: Immer wieder waren Leute auf dem Bagger herumgeklettert, musste der Sicherheitsdienst einschreiten, erläutert Pressesprecherin Claudia Kressin.

https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/genug-gebaggert-id1800980.html Nach zwölf Jahren hat Holemans es aufgegeben, der Tiefengreifer aus den Anfangsjahren der Abgrabung Diersfordt – los ging es dort 1961 – wandert auf den Schrott. Die Firma ist in der Sicherungspflicht und steht somit für den Unfug Unbesonnener in der Haftung, sollte ein Unfall geschehen. Auch das Schild „Alter Bagger, weißt du noch...?“ mit historischen Fotos und Erläuterungen wird wohl weichen.

Ein Denkmal der heimischen Kieswirtschaft verschwindet

Weil immer wieder Leute auf dem Bagger herumkletterten, wird er jetzt demontiert.
Weil immer wieder Leute auf dem Bagger herumkletterten, wird er jetzt demontiert. © FFS | Erwin Pottgiesser

„Die Leute klettern auf dem Bagger rum, turnen auf der 14 Meter hohen Laufbahn, das ist zu gefährlich und deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als den alten Bagger abzubauen“, sagt dazu Geschäftsführer Michael Hüging-Holemans. „Es wäre schön gewesen, dieses alte Zeugnis der Geschichte der Kiesgewinnung zu erhalten, aber Sicherheit geht vor.“

Verbotshinweise halfen nicht, die Leute fern zu halten. Zu faszinierend schien offenbar die Idee, auf der alten Maschine herumzuklettern. Sie einfach hoch einzuzäunen hätte dem Grundgedanken entgegen gestanden. „Wir wollten den Leuten etwas Schönes präsentieren, Zäune würden da nur stören“, sagt der für die Demontage zuständige Holemans-Mitarbeiter Lukas Neijenhuis.


80 Tonnen Stahl werden Stück für Stück abgebaut

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Ein bisschen wehmütig sehen Kressin und Neijenhuis zu, wie Arbeiter die tonnenschwere Schaufel an einen Schwerlastkran hängen. „Die wird erhalten bleiben“, sagt Kressin. Der Oberrahmen und die Laufkatze, mit rund 20 Tonnen schwerstes Stück des Tiefengreifers, lagen am Morgen bereits beiseite. Es ist keine Kleinigkeit, das riesige Gerät zu demontieren: 20 Meter lang, zehn Meter breit und 14 Meter hoch ist der schwimmende Koloss, zusammen 80 Tonnen schwer.

Pro Stunde konnte er seinerzeit 300 Tonnen Kies und Sand fördern – seine beiden jüngeren „Kollegen“, noch heute im Dienst und gerade generalüberholt, fördern bis zu 500 Tonnen die Stunde. Von 1962 bis 2008 war der Bagger in Betrieb und den Tag, als er als Attraktion für Passanten quer über den See zum Ufer am Wanderweg gezogen wurde, vergessen die Beteiligten nicht. Es war nass und nebelig, als die Aktion endlich startete, wie die alten Fotos belegen.

Demontage dauert ein paar Tage, dann ist der Weg wieder frei

Ein paar Tage wird die Demontage noch dauern, für diese Zeit ist der Wanderweg gesperrt. Irgendetwas soll an dieser Stelle am Ufer neu entstehen, nur ist bei Holemans heute noch nicht klar, was das sein könnte. Die Baggerschaufel vielleicht? Der Bagger zumindest ist jetzt endgültig Geschichte. „Manche Ideen kriegen halt keine Beine“, sagt Kressin im Rückblick.