Wesel/Schermbeck/Hünxe. Die RAG leitet schon lange Grubenwasser in die Lippe. Das soll jetzt umweltfreundlicher werden, setzt sie der Empörung im Kreis Wesel entgegen.
Grubenwasser aus der Zeche Haus Aden in Bergkamen ab 2023 in die Lippe ableiten – dieses Ansinnen der Ruhrkohle AG hat in Schermbeck und Hünxe für helle Empörung gesorgt. Um ihr Grubenwassermanagement im gesamten ehemaligen Bergbaugebiet neu zu ordnen, will die RAG nur noch an sechs Standorten Grubenwasser heben und in Oberflächengewässer abgeben – Regenwasser, das sich allen ehemaligen Bergwerkstollen sammelt. Haus Aden für die Lippe, Walsum und Lohberg für den Rhein und drei Standorte an der Ruhr.
Schon immer hat die RAG auf Haus Aden das Grubenwasser in die Lippe gepumpt, rund elf Millionen Kubikmeter pro Jahr. Auch das Grubenwasser der Auguste Victoria in Marl wanderte in die Lippe.
Die RAG wirbt für ihre Maßnahmen: Sie dienten der Umwelt und gehören zu den Ewigkeitsaufgaben. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Markus Roth, stellvertretender Zentralbereichsleiter der RAG. Warum ein solches Vorhaben die Lippe entlaste, erläutert er so: Auguste Victoria soll nicht mehr in die Lippe abfließen sondern in Richtung Lohberg. Schon das entlaste den Fluss.
Neue wasserrechtliche Genehmigung unter deutlich strengeren Auflagen
Das Grubenwasser auf Haus Aden wird anders als früher, unter Betrieb, nicht mehr aus mehr als 1000 Metern Tiefe gepumpt, sondern künftig aus rund 600 Metern. Es sei nachgewiesen, dass das den Chloridanteil um 26 Prozent senke, der entsteht wenn Wasser Kontakt mit dem umliegenden Gestein hat. Neben dem Salz enthält Grubenwasser auch PCB und Schwermetalle, Nickelsulfat, Mangan und anderes, es ist 25 bis 30 Grad warm. Die RAG habe noch eine wasserrechtliche Erlaubnis für Haus Aden, die bis zu 15,6 Millionen Kubikmeter pro Jahr zulässt, nun wolle man 14,9 Millionen beantragen.
Für die neue wasserrechtliche Genehmigung sei eine Umweltverträglichkeitsprüfung und öffentliche Beteiligung nötig. Und, anders als bisher, es gelten die Bedingungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, heißt: Die Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden.
Alte Genehmigungen stammen aus einer Zeit, in der man nicht so genau hingeschaut hat, Chlorid war kein Thema. Gepumpt wurde immer schon, um die Stollen wasserfrei zu halten. Auf Haus Aden könnte künftig Eisen ein Problem werden, mutmaßt Joachim Löchte (RAG), möglich dass eine Aufbereitungsanlage zur Auflage werde.
Genehmigungsbehörde entscheidet, ob und wie das Wasser aufbereitet wird
Was wie aufbereitet wird – PCB ist ein großes Thema – hänge letztlich vom wasserrechtlichen Verfahren und den Genehmigungsbehörden ab. Zum Thema PCB: in 100 Millionen Kubikmeter Grubenwasser pro Jahr – damit ist das gesamte Steinkohlerevier gemeint – seien lediglich 120 Gramm PCB nachgewiesen worden, eine brandhemmende Flüssigkeit im Öl, die die Bergleute schützen sollte. Ob und wie die Spuren aus dem Wasser entfernt werden sollen, sei noch Gegenstand der Forschung – und letztlich Entscheidung der Genehmigungsbehörden.