Wesel. Die Firma Hülskens aus Wesel lässt sie auf einer Abgrabung in Weeze-Vorselaer im Kreis Kleve bauen. In Wesel entsteht eine Solartankstelle.

Photovoltaikanlagen auf dem Dach sind sozusagen Standard, welche auf dem Wasser in Deutschland zumindest bislang nicht. Die Weseler Firma Hülskens will das ändern und setzt auf regenerative Stromproduktion aus Modulen, die auf einem Baggersee schwimmen.

Eine Testanlage in Weeze-Vorselaer/Kreis Kleve gibt es bereits, ab Juli entsteht an selber Stelle die größte schwimmende Photovoltaikanlage in Nordrhein-Westfalen, wie Werner Schaurte-Küppers am Firmensitz bekanntgab.

2000 Solarmodule auf 90 Schwimmern

Der geschäftsführende Gesellschafter nannte erste Zahlen: Die 2000 Solarmodule, die auf einem Unterbau mit 90 metallenen Schwimmern angebracht werden, produzieren in der Spitze demnächst 750 Kilowatt. „Das würde ausreichen, um 115 Einfamilienhäuser zu versorgen“, rechnet er vor.

Doch Hülskens möchte den so erzeugten Strom vorrangig selbst verbrauchen. Der Großteil soll in die Aufbereitungsanlage fließen, weshalb die Technik an das Kieswerk gekoppelt ist. Samstags, sonntags und an Nachmittagen, wenn die Kiesproduktion ruht, ist geplant, überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, erläutert Lutz van der Kuil, der mit dem Projekt betraut ist.

Rechtlicher Rahmen

Die Genehmigungsphase dauerte von November 2019 bis April, so Inga Buckhaus, jetzt ist alles in trockenen Tüchern. Da es momentan nur auf Abgrabungen, die noch laufen, erlaubt ist, solche Anlagen zu installieren, fiel die Entscheidung auf Vorselaer. Hier darf schließlich noch bis 2035 gebaggert werden. Ansonsten setzt die Kiesindustrie auf geänderte rechtliche Rahmenbedingungen, die es ermöglichen würden, auch bereits abgeschlossene Auskiesungen mit solchen Anlagen auszustatten.

Ein Teil der Photovoltaik-Anlage auf dem Weseler Firmengelände am Rheinhafen.
Ein Teil der Photovoltaik-Anlage auf dem Weseler Firmengelände am Rheinhafen. © firma hülskens

„Wir fühlen uns als niederrheinisches Familienunternehmen der Natur und dem Umweltschutz in besonderer Weise verbunden“, sagt Werner Schaurte-Küppers mit Blick auf die 5,75 Hektar umfassende Anlage, aber auch auf die weiteren Photovoltaik-Module, die noch zusätzlich auf den Dächern der Weseler Firma installiert werden sollen. Alles in allem investiert Hülskens in die Anlagen auf dem Wasser und an Land eine Million Euro, wie Projektleiter Markus Koch mitteilt.

Auch Stürmen getrotzt

Die Erfahrungen mit dem Testmodell waren gut. Selbst großen Stürmen haben die Module getrotzt. Lediglich die Hinterlassenschaften der Vögel, die sie gerne als Abendruheplatz nutzen, machen noch ein wenig Kopfzerbrechen.

Ein Teil des Auftrags wurde an die Firma Rheinsolar vergeben, der schwimmende Unterbau wird zum Teil in den eigenen Werkstätten angefertigt. Schon im nächsten Monat geht es in Vorselaer los, im August soll die Fertigstellung, im September der erste Testbetrieb sein, so dass wohl ab Oktober alles rund laufen dürfte. Letztlich steht zurzeit noch nicht fest, ob man irgendwann nicht doch den gesamten produzierten Strom selbst nutzt, wobei dann eine Speicherung erfolgen müsste.

„Für unser Unternehmen ist es ganz wichtig, in diese Technik zu investieren“, betont Schaurte-Küppers, der zudem ankündigt, dass bald auch eine Solartankstelle für die eigenen Fahrzeuge in Betrieb geht.

Morgen- und Abendsonne

Die Photovoltaik auf dem Wasser ist für Hülskens eine sinnvolle Nachnutzung. Dabei wird in diesem Fall auf die Morgen- und die Abendsonne gesetzt, so dass die Module gen Osten und Westen ausgerichtet sind.

Geschäftsfelder und -orte

Hülskens ist im Bereich der Kies- und Sandgewinnung ebenso aktiv wie in der Betonproduktion, dem Wasserbau, der Logistik und in Sachen Versicherungen.

Das Unternehmen wurde vor fast 170 Jahren am Niederrhein gegründet, wo auch zahlreiche Abgrabungen betrieben wurden und werden.

Mittlerweile ist der Hülskens-Firmenverbund auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und den Benelux-Ländern tätig.