Wesel. Der Wunsch nach Photovoltaik auf dem Wasser ist da, was fehlt sind die politischen Rahmenbedingungen. Die soll die Stadt Wesel nun einfordern.
Blaugrün schimmert das Wasser des Ellerdonksees in Bislich. Im Zusammenspiel mit der Frühlingssonne ein idyllisches Bild. Ginge es nach Michael Hüging-Holemans vom Auskiesungsunternehmen, das hier seit vielen Jahren tätig ist, würde ein Teil der Fläche baldmöglichst von einer Photovoltaikanlage bedeckt.
120 mal 80 Meter wären nötig, rechnet der Technische Leiter Thomas Derksen vor und zeigt eine Zeichnung, wie das aussehen würde. Das Problem: die landesplanerischen Voraussetzungen für die Installation und den dauerhaften Betrieb solcher Anlagen auf künstlichen Gewässern und anderes mehr fehlen.
Deshalb springt die SPD der Holemans GmbH zur Seite. Und nicht nur ihr, sondern auch den beiden weiteren Weseler Abgrabungsfirmen Hülskens sowie Menting & Bresser. „Wir sind auf dem Weg zur grünen Stadt Wesel“, sagt Fraktionschef Ludger Hovest bei einem Vor-Ort-Termin am Kieswerk Ellerdonksee und betont, dass man vorhandene Wasserflächen effektiv nutzen könne, weil sie obendrein auch noch kühlten.
Momentan werden Photovoltaikanlagen nur dort genehmigt, wo die Abgrabung noch in Betrieb ist. Abgeschlossene Auskiesungen haben da keine Chance. Das soll sich ändern, finden alle Beteiligten. Hinzu kommt, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht mehr als 750 kWpeak (in der Spitze) zulässt. Zu wenig, um die Energie eines Kieswerks zu decken.
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Um Photovoltaikanlagen auf künstlichen Gewässern zu ermöglichen müsste der Weg geebnet werden. Dazu bringt die SPD einen Antrag ein, über den der Rat in seiner Junisitzung - so sie denn stattfindet - entscheiden soll. Er soll sowohl an die Landes- als auch an die Bundesregierung gerichtet werden und auch die hiesigen Abgeordneten der beiden Parlamente möchte man mit einbeziehen.
Grüner Strom von den Stadtwerken Wesel
Hovest habe auch mit den Stadtwerken Wesel gesprochen, die durchaus Interesse daran hätten, auf stillgelegten Seen solche Anlagen zu installieren und die Energie ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen. Schließlich handele es sich hier um Flächen, die sonst verloren seien. Denn die Stadtwerke verkauften zwar grünen Strom, aber keinen selbst produzierten. Das könnte in Teilen dann anders werden.
Michael Hüging-Holemans nennt eine Zahl: „Wir sind bereit, eine Million zu investieren.“ Doch die erlaubte Größe der Anlage überzeugt nicht unbedingt. „Für ein Kieswerk sei eine mindestens fünfmal so große nötig“, bestätigt Thomas Derksen.
Am Ellerdonksee könnte man morgen mit der Installation der schwimmenden Module beginnen. Dazu gibt es Pläne und Investoren. Fehlen allein die Grundlagen, die der ehemalige Landtagsabgeordnete Norbert Meesters so beurteilt: „Sie sind gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht“. Das soll sich mit dem Anstoß aus Wesel nun ändern.
Größte Anlage in Deutschland
Der Blick von Politik und Wirtschaft geht in die baden-württembergische Gemeinde Renchen, wo die größte Photovoltaik-Anlage auf einem Baggersee in Deutschland zu finden ist.
Zwei Prozent der Seefläche werden von Modulen bedeckt, durch die rund 800.000 Kilowattstunden grüner Strom pro Jahr produziert werden können.
Betrieben wird die Anlage von Erdgas Südwest. Das Unternehmen plant bereits weitere Photovoltaik-Anlagen auf Baggerseen. Damit soll die regionale Energiewende vorangebracht werden.