Wesel/Hamminkeln/Hünxe/Schermbeck. Bei der Bekämpfung des verstärkt auftretenden Eichenprozessionsspinners setzen die Kommunen auf Biozide, testen aber auch Alternativen.

Der Kampf gegen die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) entwickelt sich in den Kommunen zum lästigen Dauerthema. In diesen Tagen machen Bürger trotz aller vorbeugenden Maßnahmen immer wieder die unangenehme Entdeckung: Giftige Raupen, die in einer Prozession über Eichenstämme wandern – daher stammt ihr Name. Trotz der Einsätze mit Biozid zwischen Mitte April und Mitte Mai können nicht alle Plagegeister getötet werden, berichtet zum Beispiel Thomas Graes vom städtischen Betrieb ASG in Wesel. Er rechnet damit, dass der Befall 2020 ebenso hoch sein wird wie in den zwei Jahren zuvor.

Die trockene und warme Witterung begünstigt die Ausbreitung der unangenehmen Tierchen, deren Haare bei Menschen heftige gesundheitliche Reaktionen auslösen. Gut 4000 städtische Eichen haben die ASG-Mitarbeiter in Wesel besprüht und sich dabei auf Hotspots konzentriert: Stellen, an denen die Raupen schon aufgetreten sind, viel genutzte Wege, Kitas, Schulen, Friedhöfe, Sportanlagen.

EPS-Fallen werden am Schill-Denkmal in Wesel getestet

Der zeitige Einsatz des Mittels soll verhindern, dass die Raupen das dritte Stadium erreichen – dann bilden sie die gefährlichen Brennhaare aus. Unterstützt werden die ASG-Mitarbeiter durch geflügelte Helfer: Rund 150 Meisenkästen hängen in den Glacisanlagen in der Hoffnung, dass viele Raupen dem Hunger der brütenden Vögel zum Opfer fallen.

Erstmals werden am Schilldenkmal EPS-Fallen getestet. Von einem Lockstoff angezogen, fallen die Tiere in einen Beutel und können eingesammelt werden. Ob sich die Methode bewährt, kann Thomas Graes noch nicht sagen. Tatsache ist aber, dass an massiven Befallstellen und dort, wo die Stadt die Verkehrssicherheitspflicht hat, auf Fraßgift nicht verzichtet werden kann.

Wo sich dennoch Nester entwickeln, werden sie abgesaugt. „Bisher hatten wir wenige Meldungen“, sagt Graes. Er führt es auf den Erfolg der Biozids zurück. Rund 20.000 Euro kostete die Sprühaktion 2019, vor 2018 war sie gar nicht notwendig. Nicht aktiv wird der ASG übrigens an privaten Bäumen, in Naturschutzgebieten oder dort, wo Menschen nicht direkt gefährdet sind.

Meisen helfen im Kampf gegen die reizenden Raupen

Wie es aktuell aussieht, war die Bekämpfung des EPS in Hamminkeln recht erfolgreich. „Die Bedingungen waren allerdings auch sehr günstig“, erläutert Nils Störmer vom Bauhof. Das Wetter mit wenig Wind, Trockenheit und viel Sonne habe dazu geführt, dass die Rückmeldungen „bisher sehr erfreulich sind“, so Störmer. Alle rund 6000 Eichen im Stadtgebiet hätten nicht im Vorfeld gespritzt werden können, doch es sei „eine ordentliche vierstellige Zahl“ gewesen. So sollen Gesundheitsgefährdungen durch Nester verhindert werden.

Darüber hinaus hat die Stadt zwei Versuchsstrecken errichtet: Eine mit zwölf EPS-Fallen sowie eine mit rund 40 Meisenkästen auf rund zwei Kilometern. Für ein abschließendes Urteil sei es noch zu früh, sagt Nils Störmer, doch er deutet optimistisch an: „Die Vogelhäuschen scheinen gut angenommen zu werden, dort herrscht reger Flugverkehr.“

Schermbeck hofft auf weniger Probleme mit den Raupen

Auch in Schermbeck sieht es so aus, als könne es weniger Probleme mit den giftigen Raupen geben als in den zurückliegenden Jahren. Er sei „vorsichtig optimistisch“ erklärt Gerd Abelt von der Gemeindeverwaltung, schränkt allerdings ein, dass der endgültige Erfolg erst in drei bis vier Wochen feststehe. Das ist neu in Schermbeck: Erstmals wurden in diesem Jahr an elf Bäumen die Fallen erprobt. Aber auch hier sei es noch viel zu früh, Prognosen über ein Gelingen abzugeben.

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Abelt hat die selbe Hoffnung wie sein Kollege aus Hamminkeln, dass die Bekämpfung die gewünschte Wirkung zeige, weil die Rahmenbedingungen passten.

Bürger können Nester auf öffentlichen Flächen melden

Meldungen über Nester des Eichenprozessionsspinners im öffentlichen Raum in Schermbeck können Bürger per Mail an eps@schermbeck.de übermitteln, in Hamminkeln wurde die Mail-Adresse eps@hamminklen.de eingerichtet.

Laut Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth sind in Hünxe die vorbeugenden Maßnahmen größtenteils beendet. Man habe auf den Einsatz eines Hubschraubers verzichtet und die Behandlung auf den bekannten Stellen mit einer Turbo-Spritze vorgenommen. Hierfür sei Landwirt und Obstbauer Stefan Buchmann aus Drevenack beauftragt worden. „Er hat zusammen mit einem Mitarbeiter unseres Bauhofs bestimmte Strecken abgefahren“, erläutert Stratenwerth. Dazu gehörten der Radweg von Drevenack nach Schermbeck (alte Bahntrasse), weitere Radrouten und Wirtschaftswege wie die Lanter, im Bereich von Schulen und Kitas.

Hünxe installiert keine Raupen-Fallen

Der alleinige Einsatz von Nistkästen reiche als Bekämpfung nicht aus und aufgrund der Höhe der Kosten seien keine EPS-Fallen an Bäumen angebracht worden. Seien der Gemeinde 2019 für die Bekämpfung und Beseitigung der Raupen noch rund 50.000 Euro an Kosten entstanden, „sind es diesmal nur für die Spritzaktion 10.000 Euro“, erklärt Stratenwerth. Auch Privatleute wurden über die Gemeinde-Aktion informiert „und konnten sich kostengünstig für 25 Euro bei Stefan Buchmann einkaufen“. (rme/jok/P.N.)