Kreis Wesel. 23 Jahre lang haben die Kreis-Weseler mit hohen Abfallgebühren die Müllverbrennungsanlage Asdonkshof abbezahlt. Damit ist bald Schluss.
Vom kommenden Jahr an sinken im Kreis Wesel die Abfallgebühren für Rest- und Sperrmüll deutlich – nach 23 Jahren ist die Müllverbrennungsanlage Asdonkshof abgeschrieben. Landrat Ansgar Müller sowie die Spitzen der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA) verkündeten daher gestern: Vom kommendne Jahr an werden die Abfallgebühren im Kreis Wesel drastisch gesenkt.
https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/wo-der-muell-verbrannt-wird-id12030203.htmlLandrat Müller ließ die Katze aus dem Sack: Ja, es wird weiter eine Grundgebühr geben. Doch statt aktuell 21,50 Euro pro Einwohner und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird sie von 2021 an 2,50 Euro kosten. Die Leistungsgebühr pro Tonne kostet heute 207 Euro, vom kommenden Jahr an verlangt die KWA 109 Euro pro Tonne.
Damit ist die endgültige Gebühr in den jeweiligen Kommunen noch nicht festgelegt: Während der Kreis Wesel für die Entsorgung zuständig ist, sind die Kommunen für das Einsammeln und den Transport des Abfalls zuständig. Ihr Anteil kommt noch hinzu – dennoch werden Gebührenzahler spürbar weniger zur Kasse gebeten. Im Kreis Wesel liegt das aktuelle Gebührenaufkommen bei 31,4 Millionen Euro – vom kommenden Jahr an werden es 11,5 Millionen Euro sein, ein Minus von 64,5 Prozent. Der Kreis Wesel will das niedrigere Niveau konstant halten, so der Landrat.
Grundgebühr bleibt, wird aber stark gesenkt
https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/gruenes-licht-fuer-moderne-bioabfallanlage-am-asdonkshof-id216069093.htmlDie Forderung der Grünen, ganz auf eine Grundgebühr zu verzichten, um einen Anreiz zur Müllvermeidung zu geben, hat sich nicht durchgesetzt: Die Grundgebühr sei niedrig und stehe dafür, dass den Bürgern die Infrastruktur jederzeit zur Verfügung stehe. „Das hat sich beispielsweise 2016 gezeigt, als durch das Hochwasser sehr viel Abfall anfiel“, so Müller
Diese Zahlen zu verkünden tat allen Beteiligten sichtlich gut. „Wir haben seit vielen Jahren auf dieses Ziel hingearbeitet“, so Müller. Er bedankte sich bei Kreispolitik – CDU und SPD hatten in Sachen Abfallwirtschaftspolitik und Asdonkshof all die Jahre zusammengehalten-, bei der KWA- Belegschaft, der Stadt Kamp-Lintfort und dem ehemaligen Mitgesellschafter Schönmackers.
Josef Devers (CDU), Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der KWA, erinnerte an die Anfänge, als der Protest von Bürgerinitiativen gegen die Anlage dazu geführt hatte, dass die die höchste damals mögliche Umweltstandards erhielt. Ursprünglich habe man dem Kreis Wesel vorgeworfen, die Anlage zu klein konzipiert zu haben, „aber die Bürger trennen sorgfältiger Müll als erwartet.“
Abfallwirtschaftskreislaufgesetz sorgte für Überkapazität
Auch Land und Bezirksregierung hatten auf eine größere Anlage gepocht. „Manchen ist das heute noch peinlich“, sagt Landrat Müller. Denn: Der Asdonkshof hat eine deutlich höhere Kapazität, als der Kreis Wesel eigentlich benötigt. Das Abfallwirtschaftskreislaufgesetz kam mitten in der Bauphase – das Land nahm den Kreisen die Zuständigkeit für gewerblichen Müll, die Gewerbetreibenden suchten sich die billigste Entsorgungsmöglichkeit aus. Und billig war der Asdonkshof nicht.
Dafür sei er zukunftsfähig und eine richtige Investition gewesen. Eine, die allerdings dazu geführt hat, dass die Kreis Weseler mit die höchsten Abfallgebühren Deutschlands zahlten. „Die Bürger des Kreises Wesel fahren jetzt die Ernte der letzten 20 Jahre ein“, sagte Devers. Ob diese Ernte den Asdonkshofkritikern von FDP/VWG und Grünen reich genug erscheint, müssen die Beratungen in den politischen Gremien zeigen. Im Oktober entscheidet der Kreistag.
Aufsichtsratschef Heinz-Günter Schmitz (SPD) sieht in den hohen Umweltstandards, von den Bürgerinitiativen seinerzeit erkämpft, heute einen großen Vorteil. „Die Anlage ist immernoch eine der modernsten.“ Eine, die sich ständig verändere und modernisiere.