Hünxe/Schermbeck. In Hünxe und Schermbeck ist die Zeelink-Baustelle da – obwohl lange informiert, erschreckt die schiere Größe die Anwohner schon.

„Brutal!“ entfährt es einer Drevenackerin spontan, als ihr Blick auf die Zeelink-Trasse fällt, die sich dem Dorf unaufhörlich nähert: Zu wissen, dass sie kommt ist eines – das Mammutprojekt direkt vor der Haustür zu haben, hat aber eine andere Dimension, die erstmal verdaut werden will.

Gegner in der juristischen Warteschleife

34 Meter ist die Schneise breit, der eigentliche Rohrgraben – fünf Meter tief – samt Schutzstreifen misst zehn Meter Breite. Irgendwann weisen nur noch gelbe Pfähle darauf hin, wo die Gasleitung verlegt ist, von der sich viele Gegner nicht zuletzt deshalb bedroht fühlen, weil sie bis nahe an die Wohnbebauung geht.

Sie haben vor dem Verwaltungsgericht Münster geklagt -- und befinden sich aktuell in der Warteschleife. „Unser Anwalt rechnet nicht vor Jahresende mit einem Urteil, und auch das ist in diesen Zeiten ungewiss“, erläutert Sprecher Rainer Rehbein.

Die Pipelinegegner haben unter anderem gegen das Sicherheitsgutachten des Planfeststellungsbeschlusses geklagt, „das ist copy and paste von einer andern Gasleitung genommen worden“, so Rehbein. Zudem enthalte der Beschluss eine nachweislich falsche Argumentation, warum die von den Kritikern favorisierte, weiter entfernte Trasse nicht gebaut werden könne.

Falls die Gegner gewinnen, werden gerade Millionen versenkt

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„Es heißt, dann müsste man zwei Mal die Autobahn unterqueren, Open Grid hat das bereits zurück genommen.“ Auch werfen die Gegner der Bezirksregierung vor, der Bauherrin Open Grid Europe die Schlussredaktion des Planfeststellungsbeschlusses zum Überarbeiten überlassen zu haben.

Während die Initiative auf die Mühlen der Justiz wartet, fressen sich die Bagger weiter durch die Landschaft Richtung Legden. Gewinnen die Gegner, „dann kann es sein, dass da Millionen in der Erde versenkt werden“, sagt Rehbein. Und wohl dort bleiben, denn zum Rückbau gäbe es dann keine Verpflichtung.

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Bis Oktober will Open Grid Europe die Arbeiten in den Abschnitten Voerde und Hünxe abgeschlossen haben, der Graben werde dann verfüllt sein, sagt Unternehmenssprecher Helmut Roloff. Mit dem Holzeinschlag sei das Unternehmen inzwischen durch, aktuell laufe die Kampfmittelsondierung auf dem Hünxer Teil der Trasse, auf dem der Mutterboden abgeschoben ist. Aktuell werden die Rohrlagerplätze bestückt. Im Bereich der K16/Sternweg in Bucholtwelmen wird die Absperrstation errichtet.

    Das muss nicht sein, findet Jutta Becker-Ufermann: Die Baustellentoilette direkt neben der Bushaltestelle. Schon gar nicht jetzt, wo Abstand oberstes Gebot ist.
    Das muss nicht sein, findet Jutta Becker-Ufermann: Die Baustellentoilette direkt neben der Bushaltestelle. Schon gar nicht jetzt, wo Abstand oberstes Gebot ist. © Jutta Becker-Ufermann

Arbeiten an der Trasse und der Pipeline beginnen morgens um 7 Uhr und enden in der Regel um 18 Uhr. Dabei gibt es abwechselnd eine kurze Woche – Montag bis Donnerstag – und eine lange, in der von Montag bis Samstag gearbeitet wird.

Ärger an der Bushaltestelle

Bei aller Größe des Bauprojektes zeigt sich die Dämmerwalderin Jutta Becker-Ufermann von einem Punkt sehr überrascht: „Die Bagger sind leiser als ein Trecker“, sagt sie, „damit hatte ich nicht gerechnet“.

Doch in Dämmerwald gibt es dennoch Ärger: Die Baustellentoilette steht direkt an der Bushaltestelle Hogefeldstraße und Dämmerwalder Straße, wo die Kinder in den Schulbus steigen, an Abstand ist nicht gedacht. „Das muss doch nicht sein“, ärgert sich Becker-Ufermann.

Andere Plätze seien dafür geeigneter. Sie wandte sich an Open-Grid Europe – man werde sich kümmern. Sie sprach die Verleihfirma an. Geschehen ist nichts.